Kardinal Schönborn wies in seiner Predigt auf die außergewöhnlichen Umstände der Feier hin: Bei den Barmherzigen Brüdern sei es nicht selbstverständlich, dass Ordensmitglieder auch Priester seien.
Kardinal Schönborn wies in seiner Predigt auf die außergewöhnlichen Umstände der Feier hin: Bei den Barmherzigen Brüdern sei es nicht selbstverständlich, dass Ordensmitglieder auch Priester seien.
Aus Indien stammender Ordensmann Saji Mullankuzhy leitet seit dem Vorjahr die österreichische Ordensprovinz.
Kardinal Christoph Schönborn hat am Mittwoch den Provinzial der Barmherzigen Brüder in Österreich zum Priester geweiht. In der Klosterkirche des Ordens in Wien-Leopoldstadt legte er dem aus Indien stammenden P. Saji Mullankuzhy gemeinsam mit dem aus Bayern stammenden Joachim Heimerl die Hände auf. Bei der Feier anwesend war auch der Generalprior der Barmherzigen Brüder, der Spanier Jesus Etayo Arrondo. Die Primiz der beiden Neupriester findet am Freitag um 19 Uhr im Wiener Stephansdom statt.
Kardinal Schönborn wies in seiner Predigt auf die außergewöhnlichen Umstände der Feier hin: Bei den Barmherzigen Brüdern sei es nicht selbstverständlich, dass Ordensmitglieder auch Priester seien. Selbiges gelte auch für Heimerl, der als chronisch Kranker - der Kardinal verwies auf die chronische Erkrankung des zweiten Neupriesters - geweiht werde. Auch für ihn selbst seien die Umstände besonders, so der Kardinal mit dem Hinweis auf seine eigene, im Spital der Barmherzigen Brüder anstehende Operation in der kommenden Woche.
"Ihr verwirklicht das, was der Ordensname sagt", würdigte Kardinal Schönborn das Wirken der Barmherzigen Brüder. Statt nach dem Glauben oder nach einem Religionsbekenntnis zu fragen, würden die Brüder und Mitarbeiter des Ordens "einfach den Menschen sehen" und sich um seine Rettung bemühen. Die Rettung und Barmherzigkeit Gottes könne am ehesten derjenige vermitteln, der sie selbst erfahren habe. Von daher sei es "nicht gut, wenn ein Priester zu gesund ist, da er dann nicht verstehen kann, wie es den Kranken geht", so der Erzbischof. Das Durchmachen von Schwierigkeiten und Prüfungen sowie das Wissen um eigene Wunden seien eine Hilfe, "für die anderen Verwundeten da zu sein".
Eindringlich rief der Kardinal die Neupriester auch dazu auf, "Licht in die Welt zu bringen" und mit Geduld und Hingabe die oft zugeschüttete Sehnsucht der Menschen nach Gott freizulegen. Die Weitergabe des Glaubens bedürfe vor allem "glaubwürdige Zeugen der Liebe Gottes", die als Vorbilder wirkten. Dabei komme es weniger auf Worte an als vielmehr darum, "wie man lebt", so Kardinal Schönborn.
Saji Mullankuzhy wurde 1978 im indischen Bundesstaat Kerala geboren und trat nach der Schulausbildung bei den Salesianer Don Boscos 1999 in Chennai bei den Barmherzigen Brüdern ein. Nach dem Noviziat übersiedelte er 2004 nach Österreich, wo er 2008 an der Pflegeakademie der Barmherzigen Brüder Wien die Ausbildung zum diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger abschloss. Nach der feierlichen Profess in Indien 2008 arbeitete er bis 2014 als Krankenpfleger im Linzer Spital seines Ordens und studierte in Linz und Heiligenkreuz Theologie. 2014 wurde er Prior des Wiener Konventes, 2018 Leiter der österreichischen Ordensprovinz. Der zweite Neupriester, Joachim Heimerl, ist studierter Germanist und Historiker. Der österreichischen Provinz der Barmherzigen Brüder, die auch Konvente und Einrichtungen in Ungarn, Tschechien und der Slowakei umfasst, gehören derzeit 33 Brüder mit feierlicher Profess, drei Brüder mit Einfacher Profess und zwei Oblaten an. Der Orden, der auf den heiligen Johannes von Gott (1495-1550) zurückgeht, beschäftigt in seinen Spitälern in den vier Staaten insgesamt rund 8.550 Mitarbeiter.