Festgottesdienst zum Leopoldifest mit Generalabt Holzinger. Neues Forschungsprojekt analysiert Mittelalter-Handschriften mit kriminaltechnologischen Methoden.
Das Stift Klosterneuburg als Ort der Spiritualität und Begegnung aber auch als Ort der Wissenschaft haben Propst Bernhard Backovsky und die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner hervorgehoben. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in der Stiftsbibliothek zum Leopoldifest am Freitag, 15. November 2019 betonte Backovsky, dass die kulturellen Schätze des Stifts ja nur dann Sinn machten, wenn sie für die Gegenwart fruchtbar gemacht würden. Mit den vielen Forschungsprojekten der vergangenen Jahre seien sehr viel "jugendliche Lift" und eine aktive Atmosphäre ins Stift gekommen.
Mikl-Leitner wies auf zwei aktuelle Forschungsprojekte hin: Die "Kloster-Musiksammlungen" sowie die "Skriptorienforschung". Erstes Projekt wird gemeinsam von den Stiften Melk, Göttweig und Klosterneuburg durchgeführt und steht bereits knapp vor dem Abschluss. Dabei werden die Musiksammlungen der drei Stifte untersucht und digitalisiert.
Im Projekt "Scriptorienforschung" werden digitalisierte mitelalterliche Handschriften aus dem 12. Jahrhundert vom Computer analysiert. So können Rückschlüsse auf die Identität der Schreiber, aber etwa auch auf die Arbeitsweisen in den Schreibstuben (Scriptorien) gezogen werden. Die entsprechenden Computerprogramme wurden bisher vor allem bei der Verbrechensaufklärung angewendet, werden nun aber zusehends auch für die Analyse historischer Dokumente herangezogen. Das Projekt ist eine Kooperation des Stiftes Klosterneuburg mit der FH St. Pölten, die das technische Know-How beisteuert.
Das Stift Klosterneuburg verstehe sich "seit Jahrhunderten als Ort des Wissens und Ort der Forschung", betonte Wirtschaftsdirektor Andreas Gahleitner bei der Pressekonferenz. Die Stiftsbibliothek verfüge über rund 270.000 Bände, Herzstück seien die mehr als 1.200 Handschriften. Von den Untersuchungen erwarte er sich beispielsweise Antworten auf die Fragen "Wie haben die Menschen im 12. Jahrhundert gedacht? Woher kommt unsere Mentalität?" Man wolle mit dem neuen Forschungsprojekt "die Entstehungsgeschichte unserer Identität rekonstruieren", so Gahleitner.
Gefördert werden die Forschungsprojekte vom Land Niederösterreich. Für die Scriptorienforschung werden etwa 200.000 Euro beigesteuert. Das Stift sei "ein wichtiger Teil unserer Forschungspolitik", sagte Mikl-Leitner.
Im Anschluss an die Pressekonferenz fand in der Klosterneuburger Stiftskirche der traditionelle Festgottesdienst zum Leopolditag, dem Todestag von Markgraf Leopold III., statt. Dem Gottesdienst stand Propst Johann Holzinger aus dem Stift St. Florian vor. Er ist seit 2017 Generalabt der sechs heimischen Augustiner-Chorherrenstifte. Vor Holzinger hatte Propst Backovsky dieses Amt inne. Der Gottesdienst endete mit dem traditionellen Leopoldisegen auf dem Stiftsplatz. Liturgisch abgeschlossen wird das Leopoldifest mit einer feierlichen Vesper um 15 Uhr in der Stiftskirche.
Im Stift Klosterneuburg, dessen Gründung im Jahr 1108 mit der berühmten "Schleierlegende" rund um Leopolds Frau Agnes und eine Marienerscheinung verbunden ist, wird "Leopoldi" heuer von 14. bis 17. November mit einem mehrtägigen Festprogramm samt Leopoldimarkt gefeiert. U.a. können Besucher mit der Schädelreliquie des Heiligen Leopold auch die wichtigste Reliquie des Stifts Klosterneuburg besuchen. Sie wird nur rund um den Todestag des Landespatrons zur Verehrung gezeigt und vor dem Verduner Altar ausgestellt.
Beliebt ist auch das Tradition des "Fasslrutschens". Die dabei eingenommenen Spenden kommen auch heuer wieder dem Projekt "Ein Zuhause für Straßenkinder" der Concordia-Sozialprojekte in Rumänien, Moldawien und Bulgarien zugute.