St. Nikolausstiftung und oberösterreichische Erhalterkonferenz: Politik muss Personalproblem lösen. Ruf nach Corona-Tests für betreute Kinder
Auf politische Versäumnisse im Kindergartenbereich haben zwei große Träger kirchlicher Kindergärten hingewiesen. Es gebe einen "akuten Personalmangel", zu große Gruppen und uneinheitliche Rahmenbedingungen, haben die St. Nikolausstiftung der Erzdiözese Wien und die Erhalterkonferenz kirchlicher Kindertageseinrichtungen Oberösterreich zum wiederholten Mal in Aussendungen zum "Tag des Kindergartens" am Mittwoch, 21. April 2021, kritisiert. Problematisch sei momentan weiters, dass es an validen Zahlen zum Infektionsgeschehen in Kindergärten und an verpflichtenden Corona-Tests für die betreuten Kinder fehlt.
Das Problem der Personalsituation sei vor allem der unveränderte "Fachkraft-Kind-Schlüssel", also das Verhältnis zwischen Pädagogen und den zu betreuenden Kindern, so die beiden Träger von insgesamt 440 Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Oder in den Worten von Edith Bürgler-Scheubmayr, oberösterreichische Caritas-Geschäftsführerin und Vorsitzende des Kuratoriums der Erhalterkonferenz: "Mit einer Fachkraft und einer Hilfskraft für 23 Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren, ist es nicht möglich, die Kinder den heutigen fachlichen Ansprüchen der Elementarpädagogik entsprechend zu begleiten". Der Fachkraft-Kind-Schlüssel solle dringend gesenkt werden.
Die Fachkräfte und das Leitungspersonal in den Einrichtungen fühlten sich zunehmend überfordert, "weil die gesetzlich vorgegebenen Anforderungen an die Berufsgruppe laufend steigen, ohne dass sich die Rahmenbedingungen im passenden Ausmaß ändern", so Bürgler-Scheubmayr. Die Aufgaben für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - wie etwa zusätzlich die Organisation und Durchführung von Sprachstandsfeststellung und Sprachförderung - nähmen ständig zu. Zwar würden genügend Fachkräfte ausgebildet, doch seien die Berufseinsteiger den Erwartungen nicht gewachsen und würden das Berufsfeld schnell wieder verlassen. Ältere Fachkräfte litten unter den langjährigen Belastungen, zudem stehe aktuell eine Pensionierungswelle an.
In der Pandemie hätten sich die stets offenen Kindergärten als verlässlichen "Anker" für die Familien verwiesen, unterstrich Nikolausstiftung-Geschäftsführer Elmar Walter. Das Problem mit dem Personalschlüssel räche sich in der Krise doppelt, da Kindergärten nun erst recht mit Erwartungen konfrontiert seien, die sie nicht erfüllen könnten. Sie müssten "offen sein, die Gruppen sollen nach über einem Jahr untereinander noch immer nicht gemischt werden und es wird erwartet, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geimpft sind beziehungsweise wird sogar die Impfpflicht für das Personal gefordert", legte Walter dar. - Bei der Wiener St. Nikolausstiftung hätten derzeit zwei Drittel der 1.150 Beschäftigten die erste Impfung bekommen.
Es brauche verlässliche Zahlen zum Infektionsgeschehen in den Kindergarten, die anders als Schulen durchgehend geöffnet sind und Tests für Kinder unter sechs Jahren; nötig seien weiters eine Ausbildungsoffensive, kleinere Gruppen und österreichweit einheitlich und verbesserte Rahmenbedingungen für Elementarpädagogik, so die Forderung der St. Nikolausstiftung, die sich mit weiteren gemeinnützigen Trägern privater Kinderbildung und -betreuung zur Plattform "Auftrag Bildung. Trägerinitiative Kinderbetreuung" zusammengeschlossen hat. Gemeinsam mit dem Bundesverband Österreichischer Elternverwalteter Kindergruppen, Hilfswerk, Caritas, Diakonie, Kinderfreunde und Volkshilfe werden elementarpädagogische Anliegen und Positionen gemeinsam vertreten.
Die St. Nikolausstiftung Erzdiözese Wien ist eine innovative Trägerorganisation mit rund 90 Kindergärten und Horten. Sie beschäftigt über 1.150 MitarbeiterInnen und bildet und betreut circa 6.350 Kinder. Die Standorte sind in allen Wiener Bezirken vertreten. Ein gelebtes Miteinander, Erziehungs- und Bildungspartnerschaft sowie ein Interesse an den individuellen Lebensentwürfen der Kinder und ihrer Familien zeichnen die pädagogische Arbeit aus.