Die Schau soll laut Angaben von Ausstellungskurator Alfred Graselli bis Jahresbeginn 2022 zu sehen sein
Die Schau soll laut Angaben von Ausstellungskurator Alfred Graselli bis Jahresbeginn 2022 zu sehen sein
Von Alfred Graselli kuratierte Schau mit Werken von sieben Künstlerinnen und Künstlern in Pfarre Maria Namen bietet weiblich-asiatischen Blick auf das Leiden Jesu.
Darstellungen der Gegenwartskunst von den in der christlichen Tradition hochgehaltenen Kreuzwegstationen Christi findet man seit Montag in der Pfarre Maria Namen in Wien-Ottakring ausgestellt. Unter dem Titel "15 Stationen" interpretieren sieben in Wien wirkende Künstlerinnen und Künstler die bekannten Motive von der Verurteilung bis hin zur Grablegung sowie abschließend auch die Auferstehung Jesu, begleitend zu den jeweils dazugehörenden Kreuzwegreliefs der Pfarre. Die Schau soll laut Angaben von Ausstellungskurator Alfred Graselli bis Jahresbeginn 2022 zu sehen sein.
Seit den mittelalterlichen Darstellungen werde im Kreuzweg vor allem das Leiden und der Schmerz ausgedrückt, sagte Graselli im Interview mit Kathpress. Die teilnehmenden Kunstschaffenden hätten einen anderen, assoziativeren Zugang gewählt, bei dem die Kreuzigung über Metaphern beschrieben würden, was die eigene Gestaltbarkeit zulasse, so der 1954 geborene Bildhauer. "Auch in den Arbeiten ist der Schmerz präsent und im Ausdruck spürbar, jedoch zumeist abstrakter gefasst."
So ist etwa bei der von der chinesischen Künstlerin Yun Wang gestalteten Station "Jesus wird seiner Kleider beraubt" ein seine Blätter verlierender Ölbaum vor einer Landschaft zu sehen, auf die Zeitungsausschnitte im Collage-Stil geklebt sind. Die Performancekünstlerin Junko Baba hat mit drei überdimensionalen Kalligrafien die Kreuzwegstationen in japanische Schriftzeichen mit auf König, Blut und Tod verweisenden Farben und ebenso bedeutungsschwerer Federführung übersetzt.
Die Station "Jesus auf dem Schoß seiner Mutter" von Moka Sheung Yan Wong sind fünf Bleistiftzeichnungen von gefesselten Händen, einem Adler, einem Portrait und der Dornenkrone. Ein Tapisserie der aus Oberösterreich stammenden Textilkünstlerin Jutta Pointner begleitet das große Metallkreuz im Altarbereich und verweist mit aufsteigenden Leitern bereits auf die Himmelfahrt. Auch Werke von Amanda Du, Gue Schmidt und Johannes Heuer sind zu sehen sowie von Graselli selbst, der den "weinenden Frauen" ein Ölgemälde widmete und dabei außer Frauengesichter auch ein Wachsbuch und ein rostendes Eisenblech einarbeitete.
Eine Besonderheit der allesamt für die Ausstellung geschaffenen Werke ist auch, dass deren Urheber vor allem weiblich sind, aus Asien stammen und sich teilweise erst jetzt ernsthaft mit dem christlichen Glauben auseinandersetzten, statt seit Kindheit an damit vertraut zu sein. Dies breche mit der bisherigen Männer-dominierten Tradition und schaffe auch für die Betrachter neue Zugänge, betonte Graselli, der selbst lange in Asien lebte.
Die "15 Stationen" stehen laut ihrem Kurator in der Tradition des kirchlichen Kunstmäzens Monsignore Otto Mauer (1907-1973), ab den 1950er-Jahren mit der "Galerie nächst St. Stephan" eine Brücke zur Gegenwartskunst schuf. Die Kirche sei ein "würdiger Ort" für die modernen Kreuzwegstationen und sakrale Kunst im Allgemeinen, "ich habe das Gefühl, die Arbeiten kehren hier heim, denn da gehören sie hin", sagte Graselli, der selbst der Pfarrgemeinde Maria Namen angehört. Kunst könne auch Katalysator sein, um in die Kirche zu kommen und Gott zu finden, so die Überzeugung des Künstlers, der bei Pfarrer Jesus David Jaen Villalobos hier auf offene Türen fand.
Die Ausstellung "15 Stationen" in der Kirche Maria Namen (Hasnerstr. 11, 1160 Wien) kann nach Anmeldung in der Pfarre (01-492 07 79) auch außerhalb der normalen Öffnungszeiten der Kirche mit einer begleitenden Führung von Alfred Graselli besichtigt werden.