"Was sich geändert hat, ist, dass die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden medizinischen und gesellschaftlichen Maßnahmen eine neue Dimension in die Wahrnehmung von und Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien gebracht hat", so Sinabell.
"Was sich geändert hat, ist, dass die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden medizinischen und gesellschaftlichen Maßnahmen eine neue Dimension in die Wahrnehmung von und Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien gebracht hat", so Sinabell.
Wiener Weltanschauungsfragen-Experte Sinabell: Corona-Pandemie hat "neue Dimension in die Wahrnehmung von und Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien gebracht".
Die Corona-Pandemie trug im Jahr 2020 maßgeblich zur weiteren Verbreitung von Verschwörungstheorien bei. Das geht aus dem Tätigkeitsbericht der Bundesstelle für Sektenfragen hervor, wie der Pressedienst der Parlamentsdirektion in einer Aussendung am Donnerstag betonte. In der Pandemie sei der hohe Leidensdruck von Angehörigen, die bisher noch nie dagewesene Allgegenwärtigkeit des Themas und der Mangel an Erfahrung, wie diesem zu begegnen wäre, dementsprechend oft im Fokus von Beratungsgespräche durch die Mitarbeitenden der Bundesstelle gewesen. Die Expertise sei im vergangenen Jahr "so gefragt wie nie" gewesen. Insgesamt haben sich im Jahr 2020 1.637 Personen an die Bundesstelle für Sektenfragen gewandt.
Im Oktober hatte Kanzleramtsministerin Susanne Raab bei der Vorlage des Tätigkeitsberichts der Bundesstelle für Sektenfragen für das Jahr 2020 betont, dass gerade im vergangenen Jahr vieles durch die notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie sowie die Demonstrationen von Corona-Leugnern an die Oberfläche getreten sei. Auch der Leiter der Dienststelle "Kirche im Dialog - Bereich Weltanschauungsfragen" der Erzdiözese Wien, Johannes Sinabell bestätigte in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress die Beobachtungen, wonach die Pandemie Verschwörungsmythen beflügele.
Gewiss habe es auch in früheren Jahren stets ein Publikum für Verschwörungstheorien unterschiedlichster Form gegeben - von der Inszenierung der Mondlandung bis zur Inszenierung von "09/11" -, jedoch habe Corona dies in ein neues Licht gerückt, so Sinabell: "Was sich geändert hat, ist, dass die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden medizinischen und gesellschaftlichen Maßnahmen eine neue Dimension in die Wahrnehmung von und Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien gebracht hat."
Schon im Frühjahr 2020 habe sich gezeigt, dass sich Verschwörungstheorien von einem Randphänomen zu einem medial und gesellschaftlich stark präsenten Thema entwickelt haben, so der Bericht der Bundesstelle für Sektenfragen. Fehlinformationen und Fake News haben sich laut Bericht insbesondere über Social Media wie ein Lauffeuer verbreitetet und für massive Konflikte in Familien, Freundeskreisen und im beruflichen Umfeld gesorgt.
Viele der Verschwörungstheorien waren in ihren Inhalten ausgesprochen extrem und irrational, lautet die Einschätzung der Experten und Expertinnen. Zum Beispiel wurde behauptet, dass die Erde hohl sei und von Echsenwesen bewohnt werde, die die Herrschaft auf der Erde übernehmen wollten oder dass Bill Gates die Pandemie in Auftrag gegeben hätte, um den Menschen mit der anschließenden Impfung einen Mikrochip zu implantieren, der sie zu willenlosen Befehlsempfängern machen soll.
Als zentrale österreichweite Anlaufstelle sei die Bundesstelle mit einem breiten Spektrum von Themen und Bereichen befasst gewesen, das von religiösen und weltanschaulichen Gemeinschaften über Weltanschauungsfragen, Esoterik, Okkultismus, Satanismus, Wunderheilungen, fundamentalistische Strömungen, Angebote zur Lebenshilfe bis hin zu religiösem Extremismus reiche. Generell sei festzustellen, dass sich die religiöse und weltanschauliche Szene immer weiter in kleinere Gemeinschaften und Organisationen aufsplittert und zunehmend unüberschaubar sei.
Die Bundesstelle für Sektenfragen steht seit 1998 als zentrale Service- und Anlaufstelle allen Privatpersonen, Institutionen und staatlichen Einrichtungen zur Verfügung. Seit Beginn ihrer Tätigkeit wurden Informationen zu mehr als 2.800 unterschiedlichen religiösen und weltanschaulichen Gemeinschaften, Organisationen oder Angeboten eingeholt. Nicht in den Zuständigkeitsbereich der Bundesstelle fallen die gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften.