Studierende der Hochschule Heiligenkreuz.
Studierende der Hochschule Heiligenkreuz.
Hochschul-Rektor P. Karl Wallner OCist über Berufungen, die auf unterschiedliche Weise erfolgen. Ein Erfahrungsbericht in „Der SONNTAG“.
Das Priestertum gehört zur sakramentalen Dimension unserer Glaubensgemeinschaft. Es sichert die übernatürliche, göttliche Dimension der Kirche ab. Die Kirche ist kein Verein, sondern in ihr lebt Christus fort. Darum kann einer nur dann Priester werden, wenn so etwas wie „Berufung“ durch Christus vorliegt.
Berufung ist mehr als Interesse, mehr, als wenn man sich zu einer Tätigkeit hingezogen fühlt. Wenn einer Arzt wird, dann braucht er eine grundsätzliche Sympathie für diesen Beruf; er braucht Empathie gegenüber seinen Patienten; und eine innere Freude daran, kranke Menschen gesund zu machen. So eine natürliche „Neigung“ zum Dienst an Gott und den Menschen muss natürlich auch beim Priesterwerden vorhanden sein. Darum sind die Pfarren und Gebetsgruppen so wichtig, weil dort Interesse und Hinneigung entsteht. Wenn ein junger Mann Freude am Ministrieren, am Vorbeten, an der Betreuung von Firm- und Jugendgruppen entwickelt, dann ist das eine gute Vorbereitung hin auf eine Berufung. Ebenso wichtig ist meist, dass der junge Mann in einem Priester ein Vorbild erkennen kann.
Jede Berufung zum Priestertum ist aber mehr. Ich wage über Berufung zu schreiben, weil ich meine eigene Berufung sehr stark als ein Einbrechen Gottes in mein Leben erfahren habe, als etwas Überraschendes, Überwältigendes, das mir aber auch das Ringen mit einer Entscheidung nicht erspart hat. Berufungen erfolgen auf sehr unterschiedliche Weise. Über jede Berufung könnte man einen Roman schreiben.
Als Rektor der Hochschule Heiligenkreuz ist es für mich eine große Gnade, Aufnahmegespräche mit so vielen jungen Leuten zu führen, die Priester werden wollen. Oft bin ich der Erste, dem sie es zu sagen wagen, dass sie daran denken, Priester zu werden. So gut wie alle tragen die Frage im Herzen: „Kann das gut gehen? Schaffe ich das?“ So ist es auch mir einst ergangen. Ich tröste dann immer mit dem – vielleicht etwas banalen – Satz: „Keine Sorge, das mit dem Priesterwerden funktioniert schon seit 2.000 Jahren! Gott ist treu, Gott gibt Gnade! Warum sollte es nicht auch bei Ihnen gehen!“
Hochschule Heiligenkreuz:
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien