Direkt nach der Generalaudienz am Mittwoch, dem 13. September 2017 im Vatikan hat Papst Franziskus Father Tom getroffen.
Direkt nach der Generalaudienz am Mittwoch, dem 13. September 2017 im Vatikan hat Papst Franziskus Father Tom getroffen.
Er wurde weder bedroht oder gezwungen, zum Islam überzutreten.
Der nach 18-monatiger Geiselhaft freigelassene Ordensmann Tom Uzhunnalil war nach eigenen Worten offenbar mit dem Ziel einer Lösegeld-Erpressung verschleppt worden. Bei dem Überfall auf ein katholisches Pflegeheim in der jemenitischen Hafenstadt sei er von den Attentätern abgesondert worden, "vielleicht weil sie sich klar wurden, dass ich Inder war, Ausländer, und dass sie also Geld verlangen konnten", sagte der 59-Jährige Salesianerpater bei einer Pressekonferenz am Samstag, 16. September 2017 in Rom.
Beim Drehen der Videos, in denen er um seine Freilassung bittet, habe er auf Anweisung der Entführer eine schlechte Behandlung vortäuschen müssen, "um schneller Antworten zu bekommen und Aufmerksamkeit zu wecken", sagte Uzhunnalil. In Wirklichkeit hätten die Geiselnehmer für ihn sogar einen Arzt und Medikamente für seine Diabetes-Erkrankung besorgt, obwohl diese unter den Kriegsbedingungen im Jemen äußerst schwierig zu bekommen seien.
In der Geiselhaft habe er dreißig Kilo verloren, berichtete der Priester weiter. Auch habe er viel gebetet, vor allem für die ermordeten Schwestern und für alle Opfer des jemenitischen Bürgerkrieges, so der Geistliche. Manchmal habe er im Geist auch die Heilige Messe gefeiert, "auch wenn ich kein Brot und keinen Wein hatte". Da er keine Bibel hatte, sei eine englische Koranausgabe seine einzige Lektüre gewesen. Täglich habe er Gott um "Kraft" zum Durchhalten gebeten. Insgesamt hätten ihn seine Geiselnehmer an vier verschiedene Orte verschleppt.
Nach eigenen Angaben erlitt der Priester zu keiner Zeit Gewalt durch die Entführer, noch wurde er bedroht oder gezwungen, zum Islam überzutreten. "Gott ist sehr freundlich mit mir gewesen", sagte er laut SIR. Dem Pressedienst zufolge brach er jedoch bei der Erwähnung der vier Ordensschwestern, die bei dem Überfall am 4. März 2016 ermordet wurden, in Tränen aus.
Detailliert schilderte der Ordensmann bei der Pressekonferenz die Umstände seiner Freilassung: Die Geiselnehmer hätten ihn eine Burka anziehen lassen und mit dem Auto an einen drei oder vier Stunden entfernten Ort gebracht. Dort hätten sie zwei Stunden lang auf "die Befreier" gewartet, die ihn dann auf einer weiteren Autofahrt vom Jemen nach Oman brachten. Dort hätten ihm Vertreter der Behörden etwas zum Anziehen, einen Koffer und einen Rasierapparat gegeben, damit er sich zum ersten Mal seit 18 Monaten rasieren konnte.
Einen Tag später sei er bereits in Rom gewesen und habe den Papst getroffen. "Ohne dieses Abenteuer hätte ich ihn nie persönlich gesehen. Ich war sehr bewegt, darum konnte ich ihm gar nichts Besonderes sagen. Papst Franziskus hat mir die Hände geküsst und mich gesegnet; ich fühlte mich unwürdig... Ich weiß, dass er für mich gebetet hat."
Uzhunnalil war am 12. September im Oman freigelassen worden. Neben kirchlichen Kreisen und der indischen Regierung hatte sich auch Papst Franziskus mit Appellen für seine Befreiung eingesetzt. Der Salesianerorden betonte in einer Mitteilung, es sei kein Lösegeld gezahlt worden. Der aus Indien stammende Priester hält sich derzeit in Zentrale seines Ordens in Rom auf und steht den Angaben zufolge noch in ärztlicher Behandlung.