„Die verschiedensten Bauprojekte in den Pfarren schaffen Identität und Gemeinschaft für jene Menschen, die in ihnen wirken und sich für die Bautätigkeiten einsetzen," DI Harald Gnilsen
„Die verschiedensten Bauprojekte in den Pfarren schaffen Identität und Gemeinschaft für jene Menschen, die in ihnen wirken und sich für die Bautätigkeiten einsetzen," DI Harald Gnilsen
War das Bauamt jahrelang für den Wiederaufbau zerstörter Kirchengebäude zuständig, so zählt heute der Erhalt der historischen Bauten und der Neubau von Gotteshäusern, wie z.B. der „Campus der Religionen“ im Stadterweiterungsgebiet Seestadt Aspern, zu den Aufgaben des Bauamts der Erzdiözese Wien.
Vergangenheit und Zukunft verbinden
Am 12. Oktober 2020 feierte das Bauamt der Erzdiözese Wien sein 75-jähriges Bestehen. 1945 von Kardinal Dr. Theodor Innitzer (1875-1955) gegründet, zählten jahrelang der Wiederaufbau sowie Neubauten nach den Zerstörungen des 2. Weltkriegs zu den Hauptaufgaben. Heute betreut das Bauamt über 500 Baustellen, mehr als 1.200 Kirchengebäude und ebenso viele Pfarrhöfe sowie Pfarrzentren jährlich. Damit ist es in Wien und im östlichen Niederösterreich für den Erhalt, die Restauration und Neugestaltung der Kirchen, Pfarrhöfe und sonstigen Gebäude zuständig. Mit dem „Campus der Religionen“ in der Wiener Seestadt Aspern ist das Bauamt heute federführend an einem interreligiösen Vorzeigeprojekt beteiligt.
Als verlässlicher Partner Verantwortung wahrnehmen
Das Bauamt ist ein wichtiger Bauherr und Auftraggeber in Wien und Niederösterreich. In der Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Baufirmen und Spezialisten sowie Spezialistinnen nimmt das Bauamt all diesen Partnerfirmen gegenüber seine Verantwortung wahr. Dabei versucht die Erzdiözese Wien auch in herausfordernden Zeiten, wie wir sie aktuell erleben, die Baustellen so gut wie möglich weiter zu betreiben und langfristige Beziehungen aufrecht zu erhalten. Als sicherer Partner in Bauangelegenheiten trägt die Katholische Kirche in Wien und Niederösterreich damit zum Erhalt von vielen Arbeitsplätzen bei.
Vom Religionsfonds zum Erzbischöflichen Bauamt
War die Sorge um die kirchlichen Bauten bis ins 20. Jahrhundert durch den Religionsfonds in staatlicher Hand, wurden durch dessen Auflösung die Verantwortung und damit die Baulast auf die Erzdiözese übertragen. Das „Erzbischöfliche Bauamt“ wurde gegründet und setzte mit dem 12. Oktober 1945 einen Startschuss für den kirchlichen Wiederaufbau.
Große Zerstörung nach dem Krieg
In den Jahren 1944 und 1945 wurden auf dem Gebiet der Erzdiözese Wien 22 Kirchen komplett zerstört und fast 50 Kirchen schwer beschädigt. Über 100 Kirchen trugen leichte Schäden davon. Dazu kamen Dach- und Fensterschäden an über 200 Kirchen. Mittel für den Wiederaufbau waren in den Nachkriegsjahren sehr beschränkt, daher konzentrierte man sich vor allem darauf, Kirchen für die Feier des Gottesdienstes wiederherzustellen. Finanziert wurden die Wiederaufbauten vor allem durch die Kirchenbeiträge und die Spenden-Aktionen des Wiener Kirchenbauvereins. Bis 1950, also in den ersten fünf Jahren, waren bereits zwölf Kirchen wiederhergestellt.
„Baubischof“ Dr. Franz Jachym
Mit weit über 100 kirchlichen Bauwerken ist die Amtszeit von Erzbischof-Koadjutor Dr. Franz Jachym (1910-1984) von einer intensiven Bautätigkeit geprägt. Ab Mitte der 50er Jahre hat er aufgrund des wachsenden Finanzierungsbedarfs neue Lösungen zur Mittelgenerierung geschaffen: sämtliche kirchliche Rechtsträger schlossen sich zusammen und schufen die „Aktiengesellschaft zur Förderung von wirtschaftlichen Unternehmungen und von Bauvorhaben“ und legten damit die „Kirchliche Aufbauanleihe“ zur Zeichnung auf. Auf diese Weise konnten die vielen Bauvorhaben realisiert werden.
Neubauten auf dem Gebiet der Erzdiözese Wien
Neben der Renovierung der alten Bausubstanzen nahmen auch Neubauten seit Beginn der Tätigkeiten des Bauamts einen großen Teil der Arbeit des Bauamts ein. Mit dem Wiederaufbau nach dem Krieg entstanden in und um Wien laufend neue Siedlungen und Stadterweiterungsgebiete. Dort waren für die Seelsorge auch neue Kirchen nötig. Waren es anfangs noch sogenannte „Notgottesdienststätten“, in denen oft in originell umgestalteten Gottesdienste gefeiert wurden, so wurden später neue Kirchengebäude errichtet. Zu den zwölf zwischen 1948 und 1960 neu errichteten Kirchen zählen z.B. Geiselberg, Wolfersberg, Siebenhirten, Baden, Deutsch-Wagram.
„Wer Hoffnung hat, der baut“
Die Hoffnung, dass sich durch Umbau, Neubau oder Renovierung etwas zum Positiven verändert, ist ein Beweggrund, welcher den heutigen Baudirektor Arch. DI Harald Gnilsen motiviert. Seit 25 Jahren verantwortet er die Bauagenden innerhalb der Erzdiözese Wien und hat während seiner Amtszeit ein Drittel der Geschichte des Bauamts geprägt. „Die verschiedensten Bauprojekte in den Pfarren schaffen Identität und Gemeinschaft für jene Menschen, die in ihnen wirken und sich für die Bautätigkeiten einsetzen,“ so Gnilsen.
Vielfalt, die bereichert
Gleichsam herausfordernd wie spannend ist das Aufgabenspektrum, welches das Team im Bauamt bewältigt. Die Bandbreite reicht von einer Rollstuhlrampe zu einem Kirchenneubau, von einem Pfarrsaal bis zu einem neuen Kirchenfenster. „Die Vielfalt der Aufgabenstellungen, aber auch der Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, macht unsere Arbeit so faszinierend.“, so Gnilsen. Gemeinsam mit den Pfarren realisiert das Bauamt mit seiner Fachkompetenz lang ersehnte Projekte und ermöglicht dadurch ein pfarrliches Gemeindeleben, angepasst an die aktuellen Bedürfnisse und sichert zugleich die Bauwerke für die Zukunft.
Verantwortung für die nachfolgenden Generationen
Mit der neuen Donaucitykirche, der den Renovierungen der Votivkirche sowie den Planungen für den „Campus der Religionen“ nennt Architekt Gnilsen drei Bauprojekte von ca. 12.000 aus dem letzten Vierteljahrhundert. Jedoch ergänzt er, dass „die wichtigste Baustelle immer die ist, an der wir gerade arbeiten. In unserer Tätigkeit haben wir zwei besondere Privilegien: immer dürfen wir an schönen Projekten arbeiten und immer stehen konkrete Menschen und ihr pastorales Wirken und Engagement dahinter. Das Ergebnis ist und bleibt sichtbar, und dies motiviert uns zum Weitermachen, denn wir haben eine Verantwortung für die nachfolgenden Generationen.“