Weil Gott die Liebe ist, kann er sich auch klein machen,sogar unendlich klein.
Weil Gott die Liebe ist, kann er sich auch klein machen,sogar unendlich klein.
Impulse von Konstantin Reymaier zur Vesper am Hl. Abend.
Mit der ersten Vesper beginnt das Weihnachtsfest,
das Fest der Geburt des Gottessohnes.
Gott wird Mensch – aber warum?
Gott wird Mensch, weil er die Gemeinschaft mit uns sucht.
Schon am Anfang der biblischen Geschichte
hält Gott Ausschau nach den Menschen:
„Adam – Mensch – wo bist du?“
Dieser Ruf ist seither niemals verstummt.
Dass Gott in unsere Welt hereinkommt,
dass er selbst Mensch wird,
ist die Konsequenz der Suche nach uns Menschen.
Wenn Gott „Mensch“ wird, hört er dann nicht auf, „Gott“ zu sein?
Gott, der sich schwach macht und gar am Kreuz endet:
Widerspricht das nicht dem Gottesgedanken?
Nicht, wenn das Wort der Bibel gilt:
„Gott ist die Liebe“
Das Wesen der Liebe besteht in der Hingabe.
Die Liebe lebt den Grundsatz,
dass es besser ist, Unrecht zu erleiden, als selbst Unrecht zu tun.
Wäre Gott mit Gewalt in unsere Welt hereingebrochen,
so wäre der Himmel zu einer irdischen Macht verkommen.
Wäre er in einer Weise erschienen, so dass alle daran glauben müssten,
so wäre er ein Despot, aber nicht Gott.
Wie kann Jesus zugleich Mensch und wahrer Gott sein?
Indem er als Mensch die Liebe in vollendeter Weise lebt.
Was uns oft nicht gelingt,
lebt Jesus bis zur Vollendung:
die sich hingebende Liebe.
Weil Gott die Liebe ist, kann er sich auch klein machen,
sogar unendlich klein.
So wird er zum Zentrum der gesamten Schöpfung:
Er wirkt wie der Mittelpunkt eines Rades:
unendlich klein, und gerade deshalb der Angelpunkt von allem…
Wenn Gott ein Mensch wird, der „in allem uns gleich“ ist,
warum wird er dann von einer Jungfrau geboren?
Dass Gott von einer Jungfrau geboren wird,
ist keine Frage des Könnens,
sondern eine Frage der Liebe.
Stellen wir die Frage anders:
Was wäre, wenn Gott durch natürliche Zeugung in die Welt gekommen wäre?
Gott hätte die Eltern – oder wenigstens den Vater – enteignet.
Was wäre das für ein Gott?
Es wäre ein Gott, der vielleicht große Macht hat und vieles kann
– aber es wäre kein Gott, von dem man sagen könnte:
„Gott ist die Liebe.“
Die Geburt aus der Jungfrau zeigt,
dass hier ein völlig neues Leben in die Welt kommt:
Es entspring nicht jener kausalen Kette,
die mit natürlicher Zeugung beginnt und stets im Tod endet.
Die Geburt aus Maria der Jungfrau und die Zeugung durch den Hl. Geist, zeigen,
dass Gott sich ganz und gar mit uns Menschen verbindet,
und zugleich ein völlig neues Leben in diese Welt hereinkommen lässt:
Gott bringt jenes Leben in unsere Welt, das wir das ewiges Leben, das Leben Gottes nennen.