Die Österreichische Bischofskonferenz hat zum Abschluss ihrer Herbstvollversammlung eine klare Botschaft formuliert.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, bezeichnete die notwendige Konsolidierung des Haushalts als schwierigen "Balanceakt". Entscheidend sei es, eine nachhaltige Zukunft des gut entwickelten Sozialstaates zu sichern, denn nur so könne man die Lebensqualität der Menschen verbessern und die Zukunftsfähigkeit des Landes gewährleisten. Um das zu erreichen, ist es wichtig, dass wir uns sowohl auf die Fakten konzentrieren, als auch eine Politik machen, die sich um die Menschen kümmert: "Wir müssen uns vor allem um die kümmern, die nicht so viel Geld haben, und dafür sorgen, dass die Menschen in unserer Gesellschaft mehr zusammenhalten".
In ihrer Abschlusserklärung lobten die Bischöfe den anhaltend hohen "Grundwasserspiegel an Solidarität" in Österreich. Dieser zeigt sich zum Beispiel im Einsatz vieler Freiwilliger. Zugleich mahnten sie, dass Nächstenliebe nicht verächtlich gemacht werden dürfe. Die Bischöfe betonten, dass die Menschenrechte unantastbar sind und Hilfe nicht von Herkunft oder Religion abhängig gemacht werden darf.
Zu dem von der Regierung geplanten Kopftuchverbot für unter 14-jährige Mädchen bekräftigte der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, die ablehnende Stellungnahme der Kirche. Es ist unbestritten, dass Integration schwierig ist. Ein Verbot ist jedoch rechtlich fragwürdig. In Fragen religiöser Kleidung sollte es keine staatlichen Gebote und Verbote geben.
Weiters appellierte Lackner an die Solidarität, die über die Landesgrenzen hinausreicht. Die christliche Grundüberzeugung einer Menschheitsfamilie verpflichtet zu Entwicklungszusammenarbeit und humanitärer Hilfe für die Ärmsten der Welt. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine appellierte er besonders an die Bevölkerung. Angesichts des bevorstehenden vierten Kriegswinters und der unverminderten Härte der Kämpfe ist eine "großzügige Hilfe" für die Opfer weiterhin dringend notwendig.
Die Bischöfe bekräftigte die Notwendigkeit einer synodalen und missionarischen Kirche im Sinne von Papst Franziskus. Ziel ist es, den Sendungsauftrag Jesu weiterzutragen.
Sie stellen einen Wandel der Glaubenswelt in Österreich fest. Die jahrhundertelange Bindung an die "Volkskirche" nimmt ab, doch das dichte Pfarrennetz gewährleistet weiterhin "spirituelle Nahversorgung" und sozialen Zusammenhalt. Gleichzeitig sinkt das Wissen über den Glauben und die traditionelle Glaubenspraxis. Im Kontrast dazu steht eine "neue, unerwartete Nachfrage nach einem Weg zum Christsein". Ein Indikator hierfür sind die 179 Erwachsenentaufen, die allein in der Erzdiözese Wien in diesem Jahr stattfanden.
Das Leben der Gläubigen ist weiterhin fest von Sakramenten wie Taufe, Erstkommunion und Firmung geprägt. Die meisten Kinder, die katholisch sind, besuchen den Religionsunterricht. Außerdem werden Einrichtungen wie Schulen, karitative Dienste und Traditionen des Kirchenjahres weiterhin geschätzt.
Die Bischöfe nennen mehrere Beispiele für missionarisches und synodales Engagement, die Mut machen. Die Aktion "Denk Dich Neu" ist ein Beispiel dafür. Damit werden gezielt junge Menschen angesprochen. Die Alpha-Glaubenskurse sind eine weitere Option. In fast allen Diözesen finden sie statt. Darüber hinaus werden in Wien die "Mission Possible"-Kurse angeboten. Die Initiative "Österreich der runden und eckigen Tische" ist ebenfalls von Relevanz. Sie fördert Begegnung und Dialog.