Papst Franziskus stehe – "in guter jesuitischer Manier" - für lange, gründliche Beratung und dann für rasche, klare Entschlüsse, so Kardinal Schönborn.
Papst Franziskus stehe – "in guter jesuitischer Manier" - für lange, gründliche Beratung und dann für rasche, klare Entschlüsse, so Kardinal Schönborn.
"Seine Sprache des Herzens bewegt immer sehr viele Menschen", so der Wiener Erzbischof zu einem Jahr Papst Franziskus. Zu seinem Vorgängen Kardinal König, dessen Todestag sich am 13. März zum 10. Mal jährt, meinte Schönborn: "Die Prägung, die er unserer Kirche und unserem Land gegeben hat, bleibt maßgebend."
Der Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, hat in einer Pressekonferenz, am Dienstag, 11. März 2014, Bilanz über ein Jahr Papst Franziskus gezogen und des vor zehn Jahren, am 13. März 2004, verstorbenen Kardinals Franz König gedacht.
Das Kernanliegen von Papst Franziskus ist für Kardinal Schönborn "die Freude am Evangelium". Sein gleichnamiges Schreiben "Evangelii Gaudium" sei die Programmschrift seiner Reform. Für die Verkündigung habe er einen neuen, direkten Weg gefunden, die "kleinen Predigten, die er in der Frühmesse im Gästehaus Santa Marta gibt – die Kernaussagen dieser Predigten gehen um die Welt". Papst Franziskus spreche - in seiner eigenen Aussage - "die Sprache des Herzens" (la lingua del cuore). Diese Sprache bewegt auch nach einem Jahr immer noch sehr, sehr viele Menschen.
Papst Franziskus habe, so Schönborn, im ersten Jahr auch durch seinen ganz eigenen Stil Zeichen gesetzt. Er habe, wie es ein brasilianischer Kommentator ausgedrückt habe, der katholischen Kirche einen "Schock der Authentizität" versetzt. Dies drücke sich äußerlich im Verzicht auf "gewisse höfische Formen und Bräuche" aus, die man bisher für selbstverständlich angesehen habe. Wobei es, so Schönborn, zu denken gebe, dass es so erstaunlich ist, dass ein Papst mit ganz normalen Verhaltensweisen so viel Aufsehen errege.
Aus dem persönlichen Erleben berichtet Kardinal Schönborn vom "einfachen Lebensstil" des Papstes, etwa im Gästehaus Santa Marta: "Papst Franziskus hat dieses Quartier bewusst gewählt, um unter anderen Menschen leben zu können und um einen möglichst direkten Kontakt pflegen zu können, auch zu den Kardinälen und Bischöfen."
So sei der Papst an den zwei Tagen des Konsistoriums der Kardinäle "immer zu Fuß gekommen, mit seiner Aktentasche in der Hand, und hat sich an der Garderobe in die Reihe der Kardinäle eingereiht, um seinen Mantel abzugeben". Ein solcher direkter Kontakt sei durch das bisherige Zeremoniell kaum möglich gewesen.
Papst Franziskus setze aber nicht nur Zeichen – "er ist ein Mann des Evangeliums, aber auch der Entscheidungen". Er gebe starke Inspiration für die "Umkehr der Herzen, aber hat auch einen wachen Blick auf die organisatorischen Fragen". Franziskus habe in seinem ersten Jahr "sehr viel an Reform in der Kurie weitergebracht", er sei ein wirklicher Reformer. Papst Franziskus stehe – "in guter jesuitischer Manier" - für lange, gründliche Beratung und dann für rasche, klare Entschlüsse. In der Kurienreform habe er ein Expertenteam eingesetzt, dass ein halbes Jahr beraten habe. Der Bericht sei vor rund drei Wochen präsentiert worden – und Papst Franziskus habe darauf innerhalb weniger Tage die entsprechenden Beschlüsse gefasst.
Weiters hob Kardinal Schönborn hervor, dass "der Papst keinerlei Scheu hat, auch kontroverse Themen offen besprechen zu lassen". Franziskus verbreite eine Atmosphäre, die den Debattenstil unter den Kardinälen habe freier werden lassen. Schönborn berichtet am Rande, dass der Papst am Tag nach dem Referat des ehemaligen Kurienkardinals Walter Kasper über Ehe und Familie den Kardinälen berichtet habe: "Ich habe mir das Referat am Abend noch einmal durchgelesen – vor dem Einschlafen, aber nicht zum Einschlafen."
Über seinen Vorvorgänger Kardinal Franz König sagte Kardinal Schönborn: "Die Prägung, die er unserer Kirche und unserem Land gegeben hat, bleibt maßgebend." Kardinal König habe entscheidend mitgeholfen, "die alten Gräben, die unser Land gespaltet haben, zu überwinden". Kardinal König habe Wien zu einer Plattform des interkonfessionellen Dialogs gemacht und sei selber eine Symbolfigur dieses Dialogs gewesen.
Einen besonderen Eindruck, so Schönborn, habe ihm das wache Interesse Königs bis ins hohe Alter gemacht. "Kardinal König hat so viel Geschichte erlebt und war doch immer ganz wach im Heute und hat beobachtet, was passiert und was das für die Kirche bedeutet."
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