Pius Parsch gilt als Begründer der "Liturgischen Bewegung", die eine Erneuerung und Vertiefung des Verständnisses der katholischen Liturgie unter den Gläubigen zum Ziel hat.
Pius Parsch gilt als Begründer der "Liturgischen Bewegung", die eine Erneuerung und Vertiefung des Verständnisses der katholischen Liturgie unter den Gläubigen zum Ziel hat.
Symposion zum 60. Todestag des Liturgiepioniers im Stift Klosterneuburg mit international bekannten Liturgieexperten.
Die Reformimpulse des Augustiner-Chorherren und Liturgiepioniers Pius Parsch sind auch 50 Jahre nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils noch immer nicht voll ausgeschöpft. Darauf wies der Probst des Stiftes Kosterneuburg und Abtprimas der Augustiner-Chorherren, Bernhard Backovsky, bei der Eröffnung des Pius-Parsch-Symposions am Donnerstag, 13. März 2014, im Stift hin. Heutzutage würden Liturgie und Liturgiewissenschaft vor großen Herausforderungen stehen, die dringend eine neue Auseinandersetzung mit den Grundfragen der Liturgiereform und der Liturgiekonstitution des Konzils ("Sacrosanctum Concilium") nötig machen, so der Propst.
"Liturgie lernen und leben - zwischen Tradition und Innovation" lautet das Motto des Symposions, das heuer dem 60. Todestag von Pius Parsch (1884-1954) gewidmet ist. Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, war Gast der Eröffnung, eine Reihe international bekannter Liturgieexperten nehmen an der noch bis Sonntag währenden Tagung teil. Ihn freue es sehr, dass das Stift Klosterneuburg, seit jeher herausragende Stätte gelebter Liturgie, Schauplatz dieses wichtigen Symposions sei, sagte Gastgeber Backovsky.
Parsch gilt als Begründer der "Liturgischen Bewegung", die eine Erneuerung und Vertiefung des Verständnisses der katholischen Liturgie unter den Gläubigen zum Ziel hat. Der Vorstand des Pius-Parsch-Instituts für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie in Klosterneuburg, P. Andreas Redtenbacher, verdeutlichte die Wichtigkeit von Parschs Erbes für die heutige Kirche. Insbesondere der von Parsch geprägte Begriff der Volksliturgie habe für den Gottesdient die am eindrücklichsten sichtbare Wende bedeutet, so Redtenbacher.
Nuntius Zurbriggen betonte in seiner Grußbotschaft, wie wichtig die Beschäftigung mit liturgischen Fragestellungen für die Kirche sei. Auch Papst Franziskus messe der Übereinstimmung zwischen Liturgie und öffentlichem Leben in der Gemeinde zentrale Bedeutung bei. Pius Parsch sei in dieser Hinsicht eine herausragende Persönlichkeit und ein Vordenker gewesen.
In seinem Eröffnungsvortrag betonte der renommierte italienische Liturgiewissenschaftler Andrea Grillo, erst die Beschäftigung mit Pius Parsch ermögliche es, die liturgische Bewegung und die Liturgiereform besser zu verstehen. Er konstatierte, dass sich die Liturgiewissenschaft nach der Reform von 1963 in einer Art Sackgasse befände und plädierte dafür, eine "neue Liturgische Bewegung" ins Leben zu rufen. Dies wäre nötig, um die authentischen Anliegen der liturgischen Bewegung wieder in den Vordergrund zu rücken. Deswegen sei Parsch in der heutigen theologischen Auseinandersetzung eine wichtige Ressource für die Lösung liturgischer Probleme, schloss der Italiener.
Im Laufe des Symposions werden weitere internationale Experten zu Wort kommen, beispielsweise die in Dresden und Heiligenkreuz lehrende Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz und der Erfurter Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann. Am Sonntag endet die Tagung mit einer Messe in der Stiftskirche, predigen wird dabei der Grazer Liturgiewissenschaftler Philipp Harnoncourt.
Der Ordenspriester Pius Parsch bereitete der "Liturgischen Bewegung" in Österreich den Weg. Ab 1922 feierte er Gemeinschaftsmessen in der Kirche St. Gertrud (Klosterneuburg), bei denen Teile der Messfeier vom Volk in deutscher Sprache gesungen wurden ("Betsingmesse"). Parsch wollte damit eine aktivere Teilnahme der Mitfeiernden und eine Rückbesinnung auf das Urchristentum erreichen. Diese Feiern gelten als die Geburtsstunde der liturgischen Bewegung in Österreich. Ein Durchbruch gelang 1933, als beim Wiener Katholikentag eine Betsingmesse gefeiert wurde. Parsch gab seit den 1920er Jahren eine Reihe theologischer Zeitschriften heraus. Nicht zuletzt diesem publizistischen Wirken Parschs ist es zu verdanken, dass die Inhalte der liturgischen Bewegung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.
Klosterneuburg
Tel.: 02243-411-111, 131 und 132
E-Mail: pius.parsch@stift-klosterneuburg.at