Im Wohnprojekt Wien am Nordbahnhofgelände leben etwa 70 Erwachsene und 30 Kinder. Gemeinschaftsküche, Spielzimmer, Fahrradraum, Dachterasse und Sauna benutzen sie zusammen.
Im Wohnprojekt Wien am Nordbahnhofgelände leben etwa 70 Erwachsene und 30 Kinder. Gemeinschaftsküche, Spielzimmer, Fahrradraum, Dachterasse und Sauna benutzen sie zusammen.
Wohnen 2.0. – das bedeutet individuelle Wohneinheiten genauso wie
gemeinschaftlich nutzbare Wohnfläche unter einem Dach. In Hasendorf in Niederösterreich wird das bald Wirklichkeit sein.
Es ist ein idyllisches Fleckchen Land, sanft hügelig, umgeben von Wiesen, Wald und Weingärten.
Auf diesen 4.500 Quadratmeter in der niederösterreichischen Gemeinde Hasendorf, 40 Kilometer Luftlinie von Wien entfernt, soll etwas Neues entstehen: ein ökologisches und gemeinschaftliches Wohnprojekt.
„Wir planen eine Wohnanlage für 15 bis 20 Erwachsene mit Kindern“, erklärt Kewin Comploi, einer der drei Gründer des Wohnprojektes Hasendorf, „es wird ein Niedrigstenergie- bzw. Passivhaus mit individuellen Wohneinheiten und Gemeinschaftsräumen.“
Teilen ist die Grundidee des Projektes. Gemeinsam genutzt werden sollen Küche, Waschküche, Arbeitsräume, Fahrradwerkstatt, Werkraum, Bibliothek und Gästezimmer. Auch eine Sauna wird es geben, und im alten Presshaus auf dem Grundstück kann ein Ort für Feiern und Kreatives entstehen: „Es gibt soviel Potential, dort gemeinsam etwas aufzubauen“, freut sich Kewin Comploi.
Betreut und geplant wird das Wohnprojekt Hasendort vom Architekten Markus Zilker (einszueins architektur). Erfahrungen sammelte Zilker beim von der Hauptstadt ausgezeichneten Wohnprojekt Wien, in dem seit eineinhalb Jahren rund 100 Menschen leben – auch er selbst.
„Unser Ansatz erscheint vielen radikal, ist aber zum Teil ganz konventionell“, sagt der Architekt, „wir leben nicht in einer Kommune, es gibt private Wohneinheiten.
Diese Wohnungen sind zum Teil kleiner, weil man zum Beispiel kein Gästezimmer braucht – wir haben drei Gästeappartements auf dem Dach. Ich brauche auch keine große Küche und keinen Esstisch für die ganze Verwandtschaft oder den Kindergeburtstag, denn dafür kann ich die Gemeinschaftsküche nutzen.“
Geteilt werden auch sechs Autos und ein Lastenfahrrad, insgesamt hundert Fahrräder finden im Erdgeschoß Platz, und ungezählte Kinderfahrzeuge, vom Dreirad bis zum Buggy.
„Einer unserer Visionssätze im Wohnprojekt Wien lautet: Wir wollen eine Keimzelle der Nachhaltigkeit sein“, erläutert Markus Zilker, „das verstehen wir in ökologischer und in sozialer Hinsicht.“
Die Ökologie kommt nicht nur beim Carsharing zum Tragen, es wird auf einen geringen Energieverbrauch geachtet, erneuerbare Energien wie Photovoltaik und auf Müllvermeidung. Schon beim Bau des Hauses wurde darauf acht gegeben, außerdem wurden keine giftigen Chemikalien verbaut.
Die soziale Ebene zeigt sich in der besonderen Nachbarschaft, beschreibt Markus Zilker: „Eine Lebensqualität wie in diesem Haus hätte ich sonst nirgends: so viele gute, gelingende Beziehungen, ein warmes und lebendiges Umfeld für mich, für meine Kinder.“
Zilkers drei- und fünfjährige Söhne eroberten ihren neuen Lebensraum im Nu. „Sie sind hier angekommen, und man hat ihnen nicht erklären müssen, dass hier die Dinge anders laufen: dass die Wohnungseingangstüre nicht mehr die Barriere ist, sie sich frei bewegen können im Haus, dass sie nach einer Zeit hundert Menschen kennen und ihnen jeder weiterhilft.“
Und: Die Solidarität endet nicht an der Hausschwelle, die Gemeinschaft unterstützt etwa das benachbarte Integrationshaus. Außerdem sind zwei Soidaritätswohnungen im Haus eigenmittelfrei und mietunterstützt.
In Hasendorf findet sich allmählich eine Hausgemeinschaft zusammen. Gemeinsam wird dann das Wohngebäude geplant werden, die Gemeinschaftsräume wie die privaten Einheiten.
Weihnachten 2016 möchte Kewin Comploi schon im Wohnprojekt Hasendorf feiern. „Mir kommt vor, dass man heute oft denkt: Das geht nicht. Bei solchen Wohnprojekten nimmt man es selbst in die Hand, wie man lebt. Das ist ein Gefühl von Freiheit.
Mit diesen neuen – oder wieder entdeckten und neu konzipierten – Wohnformen eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten, wie wir gemeinsam leben und was wir gemeinsam schaffen können.
Ich glaube, für viele Menschen kann das ein Lebensmodell der Zukunft sein.
Im Wohnprojekt Wien leben seit eineinhalb Jahren rund hundert Menschen vom Säuglings- bis ins hohe Alter zusammen.
Informationen: www.wohnprojekt-wien.at
Das Wohnprojekt Hasendorf in Niederösterreich sucht noch Mitglieder.
Informationen im Internet: wohnprojekt-hasendorf.at
Beide Wohnprojekte wurden bzw. werden betreut und geplant von einszueins architektur. www.einszueins.at
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