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25.08.2016 · Orden

Wie Agnes aus Skopje zu Mutter Teresa von Kalkutta wurde

Mutter Teresa 1985 bei der Verleihung der Freiheitsmedaille durch Präsident Ronald Reagan

Die Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa wurde durch ihren Einsatz für Arme, Obdachlose, Kranke und Sterbende für viele zur Symbol- und Identifikationsfigur. Am 4. September 2016 findet in Rom ihre Heiligsprechung statt.

Missionarin, Nobelpreisträgerin und neue Heilige wollte schon als Kind Ordensfrau bei den Armen Indiens werden.

Teresa von Kalkutta (1910-1997) ist als "Mutter der Armen" ins weltweite Gedächtnis eingegangen. Die Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin wurde durch ihren Einsatz für Arme, Obdachlose, Kranke und Sterbende für viele zur Symbol- und Identifikationsfigur. Am 4. September 2016 findet in Rom ihre Heiligsprechung statt. Auf dem Weg von ihrem Geburtsort im heutigen Mazedonien auf die Kirchenaltäre durchlief Agnes Gonxha Bojaxhiu, so ihr bürgerlicher Name, etliche Lebensstationen, die sie in beinahe alle Länder der Erde führte.

 

Mit 18 Jahren nach Irland

Agnes wurde am 26. August 1910 im damals noch osmanischen Skopje als drittes Kind einer albanischen Familie geboren. Den Folgetag, an dem sie katholisch getauft wurde, feierte sie später stets als ihren eigenen Geburtstag. Sie lernte als Kind Serbokroatisch und Albanisch, spielte Mandoline und inszenierte kleine Theaterstücke. Der Einsatz für benachteiligte Menschen war in ihrer wohlhabenden Familie gang und gäbe. Ihr Vater Nikolaus, Kaufmann und Stadtpolitiker in Skopje, starb 1919, als Agnes erst acht Jahre alt war.

Schon als sie als Zwölfjährige bei einer Volksmission der Jesuiten in Skopje von den im indischen Bengalen tätigen Loretoschwestern hörte, beschloss Agnes, dort Missionsschwester werden. Mit 18 Jahren, 1929, setzte sie ihr Vorhaben um und reiste nach Dublin, wo das Mutterkloster dieses irischen Zweigs des von Mary Ward (1585-1645) gegründeten Schulordens der "Englischen Fräulein" war. Sie sollte ihre Mutter Drane und ihre Schwester, die wenige Jahre darauf nach Albanien übersiedelten und beide 1972 starben, aufgrund der politischen Entwicklungen in dem später kommunistischen Land nie wieder sehen.

 

Sendung nach Indien

Bereits wenige Monate nach ihrer Ankunft bei den Loretoschwestern wurde Agnes nach Indien gesandt, lernte in der Stadt Darjeeling Englisch, Bengalisch sowie ein wenig Hindi, und wurde Novizin. Sie wählte den Ordensnamen Maria Teresa vom Kinde Jesu, nach der wenige Jahre zuvor heiliggesprochenen Therese von Lisieux (1873-1897). 1931 legte sie das erste Gelübde ab und begann in Kalkutta, in einer Schule für Töchter wohlhabender Familien Geografie, Geschichte und Religion zu unterrichten. Ab 1936 leitete Teresa die Grundschule, ab 1939 nach ihrem ewigen Gelübde die St. Mary's School.

In diesem Jahr erlebte sie die Not der Menschen im nahe der Schule gelegenen Slum Motijhil mit, weiters die große Hungersnot in Bengalen, bei der im Kriegsjahr 1942 infolge von Versorgungsengpässen zwei Millionen Menschen an Auszehrung und Seuchen starben, sowie auch Straßenschlachten zwischen Hindus und Muslimen im Sommer 1946, die von Mahatma Gandhi (1869-1948) - dem Mutter Teresa nie persönlich begegnete - beendet wurden.


Ruf zu den Ärmsten

Zur Lebenswende kam es für Mutter Teresa, als sie am 10. September 1946 auf einer Zugfahrt nach Darjeeling beim Anblick eines Kruzifixes den Ruf Gottes verspürte, alles aufzugeben und in den Slums den Ärmsten zu dienen. Nach diesem Ereignis, das sie als "Inspiration day" bezeichnete, wollte sie die Klausur verlassen, ohne ihr Ordensleben aufzugeben. Die erhoffte Zustimmung dazu durch Kalkuttas Erzbischof Ferdinand Perier sowie auch durch Papst Pius XII. kam jedoch erst nach zweijährigem Ringen.

Am 17. August 1948 legte die 38-jährige Teresa erstmals den eigenen Sari an, den sie in einem Geschäft erworben hatte. Er war aus weißer Baumwolle, wie ihn die Straßenkehrerinnen in Kalkutta trugen, mit drei Streifen in Blau, der Farbe der heiligen Maria.

Nach einem Kurzkurs in Erster Hilfe bei den Missionsärztlichen Schwestern übersiedelte Teresa ins Elendsviertel Entally, wo sie fortan Slumkinder unterrichtete und Hausbesuche durchführte. Bald errichtete sie eine Station für Lepra-Kranke und gewann erste Helferinnen. Mit ihnen gründet sie die "Missionarinnen der Nächstenliebe", einen Orden, der 1950 vom Papst approbiert wurde. Die Mitglieder verpflichteten sich zu Armut, Keuschheit, Gehorsam und zum Dienst für die "Ärmsten der Armen von ganzem Herzen ohne Gegenleistung". 1953 wurde das heutige Mutterhaus des Ordens in Kalkutta gegründet.

In einem ehemaligen Pilgerhospiz im Tempelbezirk Kalighat, das zuletzt ein Bordell war, gründete Mutter Teresa 1954 das Sterbehaus "Nirmal Hriday", in dem laut Schätzungen bisher rund 100.000 Menschen in Würde gestorben sind. Zweifel und Proteste der Brahmanen-Priester im benachbarten Kali-Tempel, die Mutter Teresa anfangs Zwangstaufen vorhielten, zerstreuten sich - u.a. als man sah, wie die Ordensfrau einen todkranken, von allen Spitälern abgewiesenen Brahmanen aufnahm und ihn später nach Hindubrauch am Ganges verbrennen ließ.


Schnelle Expansion

1959 eröffnete Mutter Teresa in Kalkutta ein Waisenhaus und ein Leprazentrum, wenig später folgten Häuser in zahlreichen anderen Großstädten Indiens. 1965 entstand in Venezuela das erste Haus außerhalb Indiens, 1968 das erste Europas in Rom, wo bald schon das Noviziats-Zentrum des Ordens eingerichtet wurde. Insgesamt 594 Häuser in 120 Ländern eröffnete Mutter Teresa bis zu ihrem Tod 1997, die meisten davon persönlich, wobei die Einladung dazu stets vom jeweiligen Ortsbischof kam. Ihr Haus für Aids-Kranke in New York war die weltweit erste Einrichtung ihrer Art.

Zudem gründete sie 1965 einen Brüderorden der "Missionare der Nächstenliebe", 1976 und 1979 kontemplative Frauen- bzw. Männerzweige, 1984 einen Priesterorden sowie ab 1984 auch eine Reihe von Laienbewegungen wie etwa die "Co-Workers", Laienmissionare und Volontäre, sowie eine Bewegung für Weltpriester, das sogenannte "Corpus Christi Movement".

Genauso schnell wie ihr Orden verbreitete sich auch Mutter Teresas Bekanntheit. Infolge der Hochachtung, die ihr Papst Paul VI. nach einem Kennenlernen beim Eucharistischen Weltkongress in Indien 1964 entgegenbrachte, wurde man auch jenseits der Landesgrenzen Indiens auf sie aufmerksam. Der Vatikan erhob den Orden 1965 in den Rang einer pontifikalen Kongregation und würdigte Mutter Teresa mit dem Friedenspreis. Weitere Auszeichnungen folgten, darunter 1973 der damals erstmals verliehene "Templeton Preis", 1978 der Balzan-Preis, 1979 der Friedensnobelpreis und 1996 die Ehrenbürgerwürde der USA.


Weltweite Trauer

Die starke Selbstbeanspruchung und ständige Reisen gingen stark zu Lasten der Gesundheit Mutter Teresas: 1983 stellten die Ärzte Herzprobleme fest, 1989 wurde der Ordensfrau ein Herzschrittmacher eingepflanzt. Im März 1997 gab sie beim Generalkapitel die Ordensleitung an Schwester Nirmala Joschi ab und reiste im Sommer nochmals in die USA und in den Vatikan, wo sie ein letztes Mal Papst Johannes Paul II. traf. Am 5. September 1997 starb Mutter Teresa 87-jährig in Kalkutta.

Die Ordensgründerin, die bereits 1951 indische Staatsbürgerin geworden war, erhielt ein Staatsbegräbnis. Über eine Million Menschen begleiteten den Trauerzug durch Kalkutta, hunderte Staats- und Regierungschefs sowie Spitzenvertreter etlicher Religionen gaben der Ordensfrau die letzte Ehre. Über eine Milliarde Zuseher in 35 Ländern verfolgten das vom vatikanischen Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano geleitete Requiem am 13. September 1997 an den Bildschirmen.


Neues Bild und Heiligsprechung

Nach dem kürzesten Seligsprechungsverfahren der Neuzeit sprach Johannes Paul II. Mutter Teresa am 19. Oktober 2003 in Rom vor 300.000 Menschen selig. 2007 veröffentlichte der Postulator ihres Seligsprechungsprozesses, Brian Kolodiejchuk, vertrauliche Briefe und private Notizen der Ordensfrau, die von einer jahrzehntelangen Glaubenskrise zeugten. Ihre seelische Einsamkeit und Zweifel an ihrer Mission hatten bei Mutter Teresa demnach schon kurze Zeit nach der Gründung ihres Ordens eingesetzt und bis in die letzten Lebensjahre gedauert.

In die Schlagzeilen gerieten die "Missionarinnen der Nächstenliebe", die seit 2009 durch die aus Deutschland stammende Mary Prema Pierick geleitet werden, zudem 2013, als kanadische Forscher eine Zusammenschau an vorgebrachten Kritiken an Mutter Teresa veröffentlichten; bemängelt wurde dabei u.a. schlechte Hygiene in den Ordens-Armenhäusern und Fehler in der medizinischen Behandlung der Patienten.

Dem Prozess der Heiligsprechung für Mutter Teresa tat dies jedoch keinen Abbruch: Papst Franziskus bestätigte im Dezember 2015 das kirchenrechtlich nötige zweite Heilungswunder und setzte zu Jahresbeginn 2016 den 4. September als Termin für die Kanonisation an. Die Feier wird ein Höhepunkt im laufenden "Heiligen Jahr der Barmherzigkeit" sein, mehrere Hunderttausend Pilger aus aller Welt werden auf dem Petersplatz erwartet. Nicht anwesend wird der Initiator des Heiligsprechungsverfahrens sein: Kalkuttas emeritierter Erzbischof Henry Sebastian D'Souza, ein enger Vertrauter Mutter Teresas, verstarb Ende Juni im Alter von 90 Jahren.

erstellt von: red/kap
25.08.2016
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Artikel über Mutter Teresa:

Missionarinnen der Nächstenliebe:
www.ordensgemeinschaften.at/orden/frauenorden/184-missionarinnen-der-naechstenliebe

 

Päpstliche Missionswerke:
www.missio.at

 

Mutter Teresa-Informationen auf erzdiözese-wien.at

 

Mutter Teresa-Ökum. Heiligenlexikon:
www.heiligenlexikon.de/BiographienT/Mutter_Teresa.htm

 

Mutter Teresa - das Leben des Engels der Armen

 

Maasburg: Mutter Teresa "Jahrtausend-Heilige und Kirchenlehrerin"

 

Papst gibt grünes Licht für Heiligsprechung von Mutter Teresa

 

Papst leitet Konsistorium zur Mutter-Teresa-Heiligsprechung

 

Papst spricht Mutter Teresa am 4. September heilig

 

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Papst mahnt: Synodaler Weg braucht mehr innerdeutschen Dialog

Papst Leo XIV. sieht den Reformprozess der deutschen Kirche noch nicht am Ziel. Beim Rückflug aus dem Libanon mahnte er mehr innerdeutschen Dialog an – und warnte vor Machtgefällen, die Stimmen vieler Gläubiger zum Verstummen bringen könnten. Vielfalt in der Synodalität sei kein Bruch, sondern Stärke.

Grünwidl: Kirche und Medien teilen Verantwortung für Wahrheit

Kirche und Medien tragen gemeinsam Verantwortung für Wahrheit, betonte der designierte Wiener Erzbischof Josef Grünwidl bei der Adventbegegnung mit ORF-Mitarbeitern.

Bürgermeister Ludwig: Bibelerzählung von Sturm am See „Anleitung für Politiker“

Herausforderungen mit kühlem Kopf zu meistern und die Nerven nicht wegzuschmeißen, könne man von der Bibel lernen, so der Wiener Bürgermeister bei der „Nacht der Stille“ im Stephansdom.

Votivkirche: Palästina-Banner entfernt

Spezialkletterer entfernten palästinensische Fahnen von den Türmen der Votivkirche in Wien. Die Erzdiözese prüft rechtliche Schritte.

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