Stefan Haider unterrichtet Religion in Wiener Neustadt und tritt oft auf Wiens Kleinkunstbühnen auf.
Stefan Haider unterrichtet Religion in Wiener Neustadt und tritt oft auf Wiens Kleinkunstbühnen auf.
Die Faschingszeit ist eine besondere Zeit für Humor. Religionslehrer und Kabarettist Stefan Haider mit einer entsprechenden Anregung.
Ich bin keiner der viel mitlacht“, gesteht Stefan Haider. Der smarte 44-Jährige betritt rund hundert Mal im Jahr als Kabarettist heimische Bühnen. „Meine Komik lebt davon, dass ich ernst bleibe, denn Pointen und Pausen gehören richtig gesetzt.“ Eine Taktik, die er als Religionslehrer kennt. Haider unterrichtet in Wiener Neustadt an der Bildungsanstalt für Elementarpädagogik und der Modeschule.
Da Religion ein Fach ist, von dem man sich abmelden kann, hat er ein „Erfolgsrezept“ aus dem Kabarett mitgenommen: „Ich vermittle den Schülerinnen und Schülern das Gefühl, ich habe mehr davon, wenn ich im Religionsunterricht bin als zu Hause“. Dazu gehört es auch, einen „guten Draht zu haben, um Themen des Lehrplans so zu vermitteln, dass sie die Schüler interessieren.“ Auch im Kabarett ist seine Aufgabe ähnlich: „Es geht darum, Aufmerksamkeit und Spannung zu erzeugen, in der Schule über 50 Minuten, im Kabarett einen Abend lang.“
Eigentlich wollte Stefan Haider Musiker werden. „Wir haben in unserer Pfarre im steirischen Knittelfeld Musicals und christliche Lieder aufgeführt.“ Er moderierte die Konzerte und entdeckte dabei sein Talent für humorige Moderationen. Der Einstieg ins professionelle Kabarett gelang ihm über Wettbewerbe. 2005 erhielt Haider den „Wiener Kleinkunstnagel“. In seinen Programmen spielen die Themen Religion, Bildung und Werte immer eine Rolle. Generell sieht er sich als Kabarettist, der mit Haltung unterhält. „Ein Religionslehrer wird kein blasphemisches Kabarett machen, es gibt natürlich Grenzen, aber ich spiele aus meiner Haltung und meiner Einstellung heraus“, schildert er.
Sein vorletztes Programm lautete aber „Sexy Jesus“. Das sei für manche vom Titel „schon an der Grenze“ gewesen. Sein Argument: „Oft werden Produkte mit dem Attribut ,sexy’ verkauft. Ich habe mir überlegt, wie ich den Religionsunterricht da am besten bewerben kann und ein Marketingpaket geschnürt, wie ich ihn als ,sexy-Jesus-Produkt’ anbieten kann und darum ging es in dem Programm.“
Auf die Frage, was schwieriger sei, in einer Klasse Religion zu unterrichten, oder das Publikum im Kabarett zu unterhalten, weiß Haider: „Wenn das Kabarett eingespielt ist und läuft, ist es leicht, vorausgesetzt, die Leute sind gut drauf, in der Klasse ist das oft schwieriger.“ Der Glaube hat in Haiders Leben nicht nur persönlich eine entscheidende Rolle: „Ich werde als Religionslehrer dazu täglich angefragt.“ Im weitesten Sinne hat für ihn sein Kabarettwirken auch mit Verkündigung zu tun: „Allein wenn man sich hinstellt und sagt, man ist Religionslehrer, ist das ein Standpunkt.“ Trotz seiner humorigen Grundstimmung hatte Stefan Haider auch schon Glaubenskrisen zu bewältigen.
Gefragt, ob ein Christ lachen darf, bleibt Stefan Haider vorsichtig: „Glaube und Humor sind beides Ansichtsweisen, Weltsichtsweisen, die eine gewisse Distanz schaffen, sie lassen einen Schritt zurückgehen und ermöglichen ein Niveau der Reflexion.“ Wenn er als Religionslehrer gefragt werde, ob Gott lacht, macht er die Gegenfrage: „Was glaubst du? In der Bibel im Psalm 2 findet sich eine dementsprechende Stelle: ,Gott verlacht dabei Menschen, die Pläne machen, weil er die größere Perspektive hat.’“ Da bleibt die Antwort offen, ob Gott humorvoll ist. „Das gehört zu meinen Hoffnungen“, bekennt Stefan Haider.
Bei der diesjährigen Pastoraltagung im Salzburger Bildungshaus St. Virgil sorgte er mit seinem Programm für Lachstürme. Erst im Jänner war Haider mit dem steirischen Diözesanbischof Krautwaschl in Pfarren unterwegs, wo er nach einem geistlichen Impuls eine halbe Stunde Kabarett machte.
Zur Humorfähigkeit von „Gottes Bodenspersonal“ lautet Haiders Einschätzung: „Meine Auftritte in Pfarren funktionieren sehr gut, aber es gibt natürlich auch die Tradition unter Priestern, die mehr Ernsthaftigkeit von sich selber und anderen verlangt, denen es zu weit geht“, weiß Haider.
Stefan Haider, Religionslehrer und Kabarettist
Ob Stefan Haider immer gut drauf und wie lustig er privat ist, das schildert der „Kabarettist vor dem Herrn“, am Montag, 27. Februar, um 17.30 Uhr in den Perspektiven auf radio klassik Stephandom.
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