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29.02.2020 · Kardinal · Gedanken zum Evangelium

Wozu und wie fasten?

Wüste

Kaum jemand fastet so radikal wie Jesus. Es wäre wohl auch nicht zu verantworten, 40 Tage völlig ohne Nahrung zu bleiben. Wie dann aber sinnvoll die Fastenzeit leben?

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am Sonntag, 1. März 2020 (Mt 4,1-11)

Am Anfang der Fastenzeit steht immer das Evangelium vom Fasten Jesu in der Wüste. Vierzig Tage hat Jesus in der Wüste nahe am Toten Meer verbracht. Deshalb dauert die Fastenzeit der Christen ebenfalls vierzig Tage, vom Aschermittwoch bis Ostern. Doch kaum jemand fastet so radikal wie Jesus. Es wäre wohl auch nicht zu verantworten, so lange völlig ohne Nahrung zu bleiben. Wie dann aber sinnvoll die Fastenzeit leben?

 

Im Gespräch mit Muslimen stelle ich fest, dass sie sich wundern, wenn ich ihnen von unserer Fastenzeit erzähle. Sie haben mit dem Fastenmonat Ramadan (heuer vom 23. April bis 23. Mai) sehr genaue Fastenregeln, und viele halten sich daran. Bei uns gab es früher auch feste Fastenbräuche, etwa das strikte Fleischverbot am Freitag. Heute muss jeder selber sein Fasten gestalten, und viele tun es auch, als Heilfasten, für die Gesundheit, zum Entschlacken, um seelisch und körperlich wieder frisch und fit zu werden. So steht am Anfang dieser Fastenzeit die Frage: Wozu fasten? Wie fasten? Was nehme ich mir persönlich für diese vierzig Tage vor?

 

Warum hat Jesus gefastet? Und was bedeutet seine Erfahrung für uns, für mich persönlich? Jesus war an den Jordan zu Johannes gekommen, um sich taufen zu lassen. Dabei hatte er ein einschneidendes Erlebnis, eine Stimme vom Himmel war zu hören: „Dieser ist mein geliebter Sohn.“ Nach seiner Taufe drängt es Jesus, alleine in der Wüste zu sein, alleine mit seinem Gott.

 

Ich habe noch nie das Alleinsein in einer Wüste erlebt. Viele, die diese Erfahrung gemacht haben, bleiben davon tief geprägt. Sicher ist es der Sinn der Fastenzeit, etwas von diesem Alleinsein mit Gott zu suchen. Fasten ohne Beten ist wohl zu wenig. Wirklich heilsam wird das Fasten erst, wenn dabei auch die Seele etwas zur Ruhe kommt. Wer fastet, nimmt seinen Leib deutlicher wahr und findet mehr zu sich selber. Und wer zu sich selber findet, spürt auch klarer, wo im eigenen Leben Gefährdungen lauern, was an Versuchungen und Verführungen den guten eigenen Weg bedroht.

 

Jesus wurde nach diesem langen Fasten vom Teufel versucht. Wie dies geschah, wissen wir nicht. Eines ist klar: Der Versucher will Jesus dazu verführen, vom eigenen Weg abzuweichen: „Wenn du Gottes Sohn bist…“ Jesus hungert, was nach so langem Fasten nicht verwunderlich ist. Der Versucher redet ihm ein: Du bist doch Gottes Sohn, also bist du mächtig. Mach aus diesen Steinen Brot für deinen Hunger! Stürze dich vom Tempel hinab! Mach ein spektakuläres Wunder! Du hast doch Macht als Gottes Sohn! Und schließlich sagt der Versucher: Ich habe alle Macht der Welt, ich gebe sie dir, wenn du mich anbetest!

 

Die drei Versuchungen betreffen die Macht. Die Verführung, die uns alle bedroht, ist der Missbrauch unserer Macht. Meist ist unsere Macht nicht groß, aber selbst im Kleinen können wir sie dazu verwenden, über andere herrschen zu wollen. Jesus ist der Sohn Gottes. Seine Größe ist, dass er ganz dem Gott dient, den er Vater nennt. Im Fasten sieht er klar, was der Sinn seines Lebens ist: ganz den Menschen zu dienen. Denn das will Gott von ihm.

 

Wozu und wie also fasten? Sicher auch für die eigene Gesundheit. Aber wenn ich dadurch nicht aufmerksamer für Gott und die anderen werde, rücksichtsvoller und einfühlsamer, dann war das Fasten bloß ein egoistischer Trip. Dann bin ich dem Versucher auf den Leim gegangen. Davor will uns Jesus bewahren.

erstellt von: Kardinal Christoph Schönborn
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Matthäusevangelium 4,1-11

Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel versucht werden. Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird. Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt. Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er um deinetwillen, und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest. Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen. Darauf ließ der Teufel von ihm ab und siehe, es kamen Engel und dienten ihm.


Kardinal Schönborn

Mehr über Kardinal Christoph Schönborn

 

Gedanken zum Evangelium

Nachrichten

Bischofsweihe mitfeiern – in der Pfarre

Die gemeinsamen Feierhefte für das Fest der Weihe und Amtseinführung unseres neuen Erzbischofs können ab Anfang Januar bestellt werden.

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Gefängnisseelsorge verteilt Teddybären an Kinder von Inhaftierten

Mit den Stofftieren sollen Kinder, die in der Justizanstalt Josefstadt auf ihren inhaftierten Elternteil warten, Trost, Zuwendung und Geborgenheit erfahren. Für die Aktion bittet die Gefängnisseelsorge um Spenden.

Krippenführungen in der Dominikanerkirche S. Maria Rotunda

In der Weihnachtszeit lädt die Dominikanerkirche S. Maria Rotunda zu drei stimmungsvollen Krippenführungen ein, bei denen Pfarrer P. Christoph J. Wekenborg OP die historische Klosterkrippe aus dem Grödnertal näher vorstellt.

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Herzliche Einladung zur Mariazeller-Feier mit Bischofsvikar P. Mag. Erich Bernhard COp am Freitag, dem 19. Dezember, um 18:00 Uhr in der Curhauskapelle am Stephansplatz 3 (1. Stock, Lift).

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Papst Leo XIV. sieht den Reformprozess der deutschen Kirche noch nicht am Ziel. Beim Rückflug aus dem Libanon mahnte er mehr innerdeutschen Dialog an – und warnte vor Machtgefällen, die Stimmen vieler Gläubiger zum Verstummen bringen könnten. Vielfalt in der Synodalität sei kein Bruch, sondern Stärke.

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Stephansdom: „Herbergssuche“ mit Segnung und Verteilung der Barbara-Zweige

 

Stift Engelszell: Ein Abschied mit Gewicht

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