Festmesse mit den Weihbischöfen Scharl und Nguyen Tuan Anh in St. Rafael. Die Gemeinde entstand nach Vietnamkrieg durch die kirchlich begleitete Flüchtlingsaufnahme.
Die vietnamesisch-katholische Gemeinde in Wien hat am Samstag ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert. Höhepunkt der Jubiläumsfeier war eine Festmesse in der Gastkirche St. Rafael (Molitorgasse 13, 1100 Wien), der u.a. der Wiener Weihbischof Franz Scharl und Weihbischof Dominic Nguyen Tuan Anh aus der Diözese Xuan Loc (Vietnam) vorstanden. Konzelebranten waren der aktuelle Seelsorger der Gemeinde, Petrus Nguyen Xuan Huy, der Seelsorger der vietnamesischen Gemeinde in Linz sowie mehrere in österreichischen Diözesen tätige vietnamesische Priester.
Die Wiener Gemeinde ist seit 23 Jahren in der Kirche der Benediktinerinnen der Anbetung beheimatet. Auch Ordensvertreterinnen und weitere Gäste, darunter der erste Gemeindeleiter Petrus Bsteh und Vertreter der Stiftung St. Lorenzo Ruiz, nahmen an der Feier teil. Aus ganz Österreich - darunter Linz, Innsbruck und Salzburg - waren Gläubige angereist. Nach dem Gottesdienst fand eine festliche Agape statt.
Die vietnamesische Gemeinde in Wien entstand im Zuge eines Flüchtlingsaufnahmeprogramms nach dem Vietnamkrieg, das unter kirchlicher Mitwirkung von der österreichischen Bundesregierung umgesetzt wurde. Kardinal Franz König errichtete die Gemeinde 1985 offiziell durch Dekret. Heute umfasst sie rund 350 Mitglieder.
Die liturgische Praxis ist stark mit der vietnamesischen Kultur verwoben. Ausdruck findet das unter anderem in traditionellen Riten wie Prozessionen, liturgischen Tänzen, der Verwendung von Räucherstäbchen oder einem Gong anstelle von Glocken oder von Blumen und Früchten bei der Gabenbereitung. Die Gemeinde ist nicht nur religiöser Treffpunkt, sondern auch kultureller Identifikationsort - insbesondere für Menschen aus dem Süden Vietnams, die ihre frühere Heimat bis heute in Erinnerung behalten.
In seiner Ansprache erinnerte der frühere Gemeindeleiter Petrus Bsteh an die symbolische Bedeutung der Zahl 40 in der Bibel - etwa für die Zeit des Exodus. Diese lasse sich auf den Weg der vietnamesischen Gemeinde "von der Flucht bis zur Ankunft in einer neuen Heimat" übertragen, so Bsteh.