Gott spricht sein großes Ja über jedes Menschenkind und verheißt ihm: Ich werde bei dir sein!
Gott spricht sein großes Ja über jedes Menschenkind und verheißt ihm: Ich werde bei dir sein!
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium, 11. Jänner 2015, Markus 1,7-11
Was bedeutet dieser Titel? Ich fand ihn bei Papst Benedikt, und er hat mich beeindruckt. Der zurückgetretene und heute zurückgezogen lebende Papst Benedikt sagt von der Taufe, sie sei „der Regenbogen Gottes über unserem Leben“. Heute feiert die Kirche das Fest der Taufe Jesu. Sie ist das Urbild, das Vorbild jeder christlichen Taufe. Und da in unserem Land gut drei Viertel der Menschen getauft sind, lohnt es sich, gerade heute darüber nachzudenken, was die Taufe bedeutet.
Was bewog Jesus, sich taufen zu lassen? Was bewegt heute die große Mehrzahl der Menschen in unserem Land, ihre Kinder taufen zu lassen? Was geht in den immer zahlreicheren Menschen vor sich, die als Erwachsene um die Taufe bitten und sich nach gründlicher Vorbereitung meist zu Ostern taufen lassen?
Fragen wir zuerst, wie alles anfing: Warum ließ Jesus sich taufen? Warum rief Johannes der Täufer die Menschen dazu auf, sich im Jordan taufen zu lassen? In den meisten Religionen gibt es Reinigungsriten. Rituelle Waschungen kennen die Hindus, die Juden, die Muslime, und auch die christlichen Kirchen haben ihre Riten mit Wasser. Das Unter- und wieder Auftauchen im Wasser ist Zeichen des Sterbens und Auferstehens, der Reinigung und der Wiedergeburt. Auch in unserer modernen Welt kann eine gute Dusche, ein warmes Bad, ein erfrischendes Schwimmen ein wenig von dieser Erfahrung vermitteln. Wasser tut wohl. Ich bin dankbar für die tägliche Dusche, die ich, nach bewährter Art von Sebastian Kneipp, im Wechsel von warm und kalt als sehr belebend empfinde.
Jesus geht zu Johannes, um sich einzureihen unter die Vielen, die sich vom Täufer im Jordan untertauchen lassen, zum Zeichen der Reue, der Umkehr, der Reinigung und des Neuanfangs. Aber braucht er selber eine solche Bußtaufe? Ist er nicht der Messias, der Christus, der Gottesmann? Gerade deshalb stellt er sich mitten unter die Menschen: Dort ist sein Platz, das ist sein Auftrag. Er lässt sich taufen wie einer von uns, wie ein Sünder unter sündigen Menschen. „Du bist mein geliebter Sohn“, sagt Gottes Stimme, als Jesus aus dem Wasser steigt. Jesus ist in die Fluten unserer Welt eingetaucht, um uns aus ihnen herauszuführen in ein neues Leben.
Seit den ersten Anfängen haben die Christen getauft. Um Christ zu werden muss man wie Jesus die Taufe empfangen. Sie ist das Eintrittstor ins Christsein. Seit Jahrhunderten ist es üblich geworden, schon die Kinder bald nach ihrer Geburt durch das Wasser der Taufe ins christliche Leben hineinzunehmen. So ist es bis heute. Selbst Eltern, die aus der Kirche ausgetreten sind, wünschen erstaunlich oft für ihre Kinder die Taufe. Was bewegt sie dazu?
Zu Beginn der Tauffeier fragt der Priester die Eltern des Kindes: „Was erbitten Sie für Ihr Kind?“ Die Antwort lautet: „Die Taufe!“ Man kann auch antworten: „Dass es ein Kind Gottes wird.“ Was erhoffen sich die Eltern wirklich für ihr Kind? Vermutlich einfach: Schutz, Segen, einen guten Lebensweg.
Mich beeindruckt jedes Mal neu, wenn ich eine Taufe spenden darf, welche Kraft die Zeichen haben, die den Ritus der Taufe ausmachen: Das Wasser als wesentliches Element. Die Salbung mit dem kostbaren Chrisamöl. Das Licht der Kerze. Das weiße Gewand. Der Segen über die Eltern.
Alles zusammen bezeichnet eben dieses Eine, das Papst Benedikt „den Regenbogen Gottes über unserem Leben“ nennt: Gott spricht sein großes Ja über dieses Menschenkind und verheißt ihm: Ich werde bei dir sein!
In jener Zeit trat Johannes in der Wüste auf und verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren.
Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.
In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen.
Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.