35.000 Unterschriften aus Österreich gegen die Ausbeutung von Textilarbeiterinnen in Südindiensind sind in der Vorwoche an den Arbeitsminister des Bundesstaates Tamil Nadu, Thiru P. Mohan, übergeben worden.
35.000 Unterschriften aus Österreich gegen die Ausbeutung von Textilarbeiterinnen in Südindiensind sind in der Vorwoche an den Arbeitsminister des Bundesstaates Tamil Nadu, Thiru P. Mohan, übergeben worden.
Partner der "Aktion Familienfasttag" überreichten Unterschriften dem Arbeitsminister von Tamil Nadu, Mohan.
35.000 Unterschriften aus Österreich gegen die Ausbeutung von Textilarbeiterinnen in Südindiensind sind in der Vorwoche an den Arbeitsminister des Bundesstaates Tamil Nadu, Thiru P. Mohan, übergeben worden: Mohan nahm die Proteststimmen aus der Hand des indischen Menschenrechtlern entgegen, erklärte die Katholische Frauenbewegung (kfbö) am Mittwoch, 15. April 2015 in einer Aussendung.
Den Aktivisten vor Ort sei die Unterstützung aus Österreich im Kampf gegen die weiterhin erbärmlichen Arbeitsbedingungen in Baumwollspinnereien "eine große Hilfe", auch in der Bewusstseins- und Öffentlichkeitsarbeit, hieß es. Die kfbö hatte die Unterschriften im Rahmen der "Aktion Familienfasttag" gemeinsam mit Partnerorganisationen im Vorjahr gesammelt.
Der Protest richtete sich gegen Arbeitsverträge in Textilfabriken und Spinnereien, die Mädchen und jungen Frauen damit locken, sich eine Mitgift und damit den Status einer "glücklich verheirateten Frau" erwirtschaften zu können. Tatsächlich manövrieren sie aber die Betroffenen - 200.000 sind es derzeit in Südindien - in ausbeuterische Beschäftigungsverhältnisse, mit 12-Stunden-Schichten an sieben Tagen mit ständiger Überwachung, Hungerlöhnen, nur notdürftiger medizinischer Versorgung sowie unter Aussetzung von Demütigung und Gewalt. Mit den von den Frauen erzeugten Garnen wird eine Vielzahl auch europäischer Modelabels versorgt.
Die Petition forderte von der Regierung des Bundesstaates Tamil Nadu, für ständige Überwachung der Situation in den betreffenden Fabriken zu sorgen, bestehende Gesetze für die Anstellung von Mädchen als Lehrlinge umzusetzen, die Übernahme von Arbeiterinnen über 18 Jahre in geregelte Anstellungsverhältnisse zu sichern sowie Kinderarbeit zu verhindern. Mobilisiert hatten für die Petition neben der Aktion Familienfasttag auch die Clean Clothes Kampagne, der Gewerkschaftsbund, die Katholische ArbeitnehmerInnenbewegung sowie die NGOs Frauensolidarität, weltumspannend arbeiten, Dreikönigsaktion, Welthaus Graz und Linz.
Bei der Übergabe am 7. April sei ein ausführliches Gespräch mit Arbeitsminister Mohan gelungen, berichtete der Leiter der Menschenrechtsaktivist Arockiasamy Britto, dessen NGO "Vaan Muhil" ein Partner der kfbö ist. Sämtliche vorgebrachten Anliegen seien von dem Politiker "positiv" aufgenommen worden, er habe allerdings zu bedenken gegeben, dass der Regierung ein Einschreiten durch die Bereitwilligkeit vieler Eltern, ihre Töchter in die Fabriken zu schicken, erschwert werde. Brittos Angaben zufolge habe jedoch eine deutlich registrierbare, kritische Berichterstattung über die Unterschriftenübergabe durch die Medien vor Ort einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung in Tamil Nadu geleistet.
Die über allen Erwartungen liegende hohe Beteiligung an der Petition habe gezeigt, "dass es der österreichischen Bevölkerung ein Anliegen ist, Kleidung zu kaufen, die nicht auf unfairen Arbeitsbedingungen von Arbeitern im Süden basiert", erklärte Veronika Pernsteiner von der Katholischen Frauenbewegung Österreichs.
Dennoch fehle es in Österreichs Bekleidungsbranche weiterhin völlig an Bewusstsein für extreme Ausbeutung in der Produktion sowie auch an Interesse an deren Verhinderung, hatte die "Clean Clothes Kampagne" in einer Umfrage zeitgleich zur Petition aufgezeigt. Falls sie überhaupt reagierten, hätten die befragten Unternehmen - darunter Eisbär, Huber, Northland, Palmers, Schneiders, Sportalm, Tostmann, Trikot Jones, Triumph und Wolford - lediglich auf Verhaltenskodizes für die Endproduktion verwiesen, während weitere Zulieferer nicht kontrolliert werden.
Ernüchternd war zudem ein im Herbst 2014 veröffentlichter niederländischer Report, für den 150 Textilarbeiterinnen in fünf Spinnereien intensiv befragt worden waren: Nach wie vor würden Mädchen und junge Frauen aus armen Dörfern mit falschen Versprechungen in die Spinnereien gelockt und dort unter sklavenartigen Bedingungen gehalten. Die Situation der Beschäftigten habe sich demnach seit Beginn der Petition nicht merkbar verbessert. Die untersuchten Spinnereien beliefern laut dem Bericht Unternehmen wie C&A, Mothercare, HanesBrands, Sainsbury`s und Primark.
Die Exportdaten-Überprüfung zeigte überdies eine direkte Verbindung zwischen den untersuchten Spinnereien und drei ausländischen Banken, darunter neben der britischen Standard Chartered Bank und der Bank of Tokyo Mitsubishi auch Raiffeisen. Alle drei Banken sind Finanzdienstleister der Spinnereien und ihrer Kunden. Alle Beteiligten an den globalen Lieferketten sollten mehr auf Transparenz achten und sich für eine Aufdeckung und Einklagung von Menschenrechtsverletzungen engagieren, so der Aufruf der Berichtautoren - vor allem durch Sicherstellung der Arbeit von Gewerkschaften und Organisationen der Zivilgesellschaft.
Aktion Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung Österreichs:
www.teilen.at