„Die landwirtschaftliche Tätigkeit alter Klöster ergibt sich aus der Art und Weise, in der unsere Stifter für die materielle Grundlage ihrer Gründungen gesorgt haben.
„Die landwirtschaftliche Tätigkeit alter Klöster ergibt sich aus der Art und Weise, in der unsere Stifter für die materielle Grundlage ihrer Gründungen gesorgt haben.
Jetzt im Herbst zeigen wir in Erntedankfesten unsere Freude über die reiche Ernte. Nach wie vor leben Stifte und Klöster von der Landwirtschaft: Ein Beispiel dafür ist das Wiener Schottenstift.
Es gibt in der Erzdiözese Wien kein festgelegtes Datum für das Erntedankfest. In vielen Pfarren wird es meist Ende September oder Anfang Oktober am Sonntag im Rahmen des Gottesdienstes begangen. Wir sagen Gott nicht nur Dank für die Gaben der Ernte. Für uns ist Gott nicht nur Schöpfer der Welt, sondern er schenkt ständig Leben, aus seiner Hand erhalten wir unsere Nahrung.
Diese traditionelle Feier nach der Ernte im Herbst ist bereits seit dem 3. Jahrhundert belegt. Die Ernte war jahrhundertelang der Höhepunkt des Jahres. Denn von ihr hing das nackte Überleben ab. Bei einer reichen Ernte war die Freude entsprechend groß. Alle atmeten auf, und es war Zeit zu feiern und sich für den Segen von oben zu bedanken.
Auch im heutigen digitalen Zeitalter müssen wir beim Erntedankfest unseren Bäuerinnen und Bauern danken, denn ihre tägliche Arbeit ist für jeden von uns unverzichtbar ist. Sie produzieren frische, regionale und gesunde Lebensmittel und tragen maßgeblich zu einem lebenswerten ländlichen Raum bei.
Seit jeher sind Klöster und Landwirtschaft eng verwoben. Und noch heute finanzieren viele Stifte und Klöster sich durch eigene Wirtschaftsbetriebe.
So auch das Wiener Schottenstift. „Unser Ziel ist es, den Betrieb unserer Landwirtschaft und die damit einhergehenden ökonomischen Interessen in Einklang mit dem Schöpfungsauftrag zu bringen“, sagt der Abt des Schottenstiftes, Johannes Jung. „Die landwirtschaftliche Tätigkeit alter Klöster ergibt sich aus der Art und Weise, in der unsere Stifter für die materielle Grundlage ihrer Gründungen gesorgt haben. So wurden auch dem Schottenstift bei seiner Stiftung im Jahr 1155 landwirtschaftliche Flächen übergeben. Sie sollen für den Lebensunterhalt der Gemeinschaft, für die Erhaltung der Gebäude sowie für die Seelsorge und weitere Tätigkeiten der Mönche verwendet werden.“
Die landwirtschaftlichen Betriebe des Schottenstifts bewirtschaften rund 80 Hektar Obstplantagen. Zwei Drittel im Burgenland bei Oberpullendorf in Klostermarienberg und ein Drittel in Breitenlee im 22. Wiener Gemeindebezirk.
„Das meiste sind Äpfel. Wir haben in Wien auch ein paar Hektar Kirschen“, erzählt Güterdirektor Bernhard Schabbauer. „Beide wachsen am Spalier, Kennzeichen eines klassischen, konventionellen Obstanbaus. Zwischen den Obstbaumreihen ist drei bis vier Meter, zwischen den Bäumen ein Meter Platz. Damit können wir die Äpfel leichter ernten.“
Seit 2001 ist Bernhard Schabbauer verantwortlich für die Landwirtschaftsbetriebe des Schottenstifts. Er hat an der Universität für Bodenkultur Obst- und Gartenbau studiert.
Schon im Mittelalter gab es Obstbäume auf dem Areal von Breitenlee. Erst seit den 1970er Jahren wird richtig Obstbau betrieben, in den vergangenen 20 Jahren ist der Betrieb stärker gewachsen. „Mein Vater hat alles aufgebaut. Ich bin auf dem Obstgut aufgewachsen. Wie früher wird es quasi wie ein Familienbetrieb geführt. Die Eigentümer begrüßen das sehr“, sagt Schabbauer.
Die Wiener Obstplantage liegt mitten im europäischen Apfelgürtel, der sich auf Grund der Klimaveränderung langsam in den Norden verlagert. „Wir spüren, dass es wärmer und trockener wird. Heuer haben wir 14 Tage früher mit der Apfelernte begonnen“, sagt der Güterdirektor.
Ohne Bewässerung geht es auch in diesem Landwirtschaftsbetrieb in der Wiener Donaustadt nicht. „Wir können alles bewässern. Wir setzen zwei Arten von Bewässerung ein: Die Überkronenbewässerung von oben, für die Frostnächte um Ostern herum. Wenn der Apfel oder die Kirsche blüht, können wir mittels eines Wassermantels Schaden verhindern. Ein Teil passiert über die Tropfbewässerung, die natürlich sparsamer im Einsatz des Wassers ist.“
Im optimalen Fall werden 2.200 Tonnen Äpfel geerntet. Aber nicht alle Bäume stehen im Vollertrag. Alle 13 bis 15 Jahre müssen die Bäume ausgetauscht werden. Eine Zeit lang können Flächen auch brachliegen.
Eine Vielzahl an Apfelsorten wird jedes Jahr geerntet: die frühen Sorten Early Golden und Roter Amadeus (etwas säuerlich), anschließend die Sorten Gala (süß), Rubens (Kreuzung zwischen Gala und Elstar, feinsäuerlich), Pinova (süß), die spätere Sorten Braeburn und Granny Smith (säuerlich).
Zu den Hauptaufgaben des Landwirtschaftsbetriebes des Stifts zählen die Produktion von Obst, Ackerfrüchten und Energie wie auch die Haltung von Nutztieren.
Ein Obstbauer mit Leib und Seele: Bernhard Schabbauer erntet in Breitenlee eine Vielzahl an verschiedenen Apfelsorten.
Breitenleer Str. 247,
1220 Wien
Tel.: +43 1 734 44 45
Mob.:+43 664 420 96 36
E-Mail: office@schottenobst.at
www.schotten.wien/schottenobst
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