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18.02.2017 · Kardinal · Gedanken zum Evangelium

Die andere Backe…

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am Sonntag, 19. Februar 2017 (Mt 5,38-48)

"Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen" - Kein Zweifel: Das Gebot der Feindesliebe ist das schwierigste Gebot Jesu. Aber es ist der einzige Weg, wie die Spirale der Gewalt durchbrochen werden kann.

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am Sonntag, 19. Februar 2017 (Mt 5,38-48)

Wie du mir, so ich dir! Das werde ich dir heimzahlen! Doppelt und dreifach! Rache ist eine unbändige Kraft. Sie ist unersättlich. Sie kann zur endlosen Spirale werden. Am Schluss gibt es nur mehr Verlierer. Um Rache geht es in dem berühmten Wort „Aug um Aug, Zahn um Zahn.“

 

Genauer: um Begrenzung der Rache. Nicht doppelt oder dreifach darf die Rache sein, sondern „nur“ Gleiches mit Gleichem darf vergolten werden. Wurde dir ein Zahn ausgeschlagen, so soll dem, der es getan hat, ebenfalls ein Zahn ausgeschlagen werden. Nicht mehr und nicht weniger. Aber die Wiedergutmachung kann auch anders stattfinden, wenn beide sich gütlich einigen und den Streit beilegen.

 

Oft wurde gesagt, dieses Gebot des „Aug um Aug“ sei typisch für das Alte Testament, für die jüdische Bibel. Und daraus wurde vorschnell gefolgert: Im Judentum werde die Rache gutgeheißen. In Wirklichkeit ist genau das Gegenteil wahr. Der Grundsatz des „Aug um Aug, Zahn um Zahn“, der im Gesetz des Mose steht, war eine strenge Begrenzung der Rache. Sie darf nicht maßlos werden. Die Bibel weiß, dass die Rachegefühle unersättlich sind, Sie müssen eingedämmt werden, Deshalb sieht die Bibel vor, dass es besser ist, eine angemessene Wiedergutmachung zu leisten, statt endlos auf der Rache zu bestehen.

 

Jesus geht noch weiter. Wirklich wirksam wird die Gewaltspirale nur durch das Gute durchbrochen. Vergilt Böses nicht mit Bösem! „Leistet dem, der euch Böses antut, keinen Widerstand.“ Mehr noch: „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin.“

 

Ist das lebbar? Verlangt da Jesus nicht zu viel? Jesus meint es offensichtlich ernst. Er legt noch kräftig nach: „Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab.“ Wie soll das funktionieren? Soll ich völlig wehrlos werden? Darf ich nicht auf mein Recht pochen? Verlangt Jesus von mir, dass ich mir alles gefallen lasse? Wo ist da die Grenze? Irgendwie ist das doch übertrieben.

 

Sicher will Jesus damit nicht alle Rechtsordnungen aufheben. Er predigt nicht das Unrecht und die Willkür. Denn das Recht soll ja gerade die Schwächeren vor den Stärkeren schützen. Was Jesus uns nahelegt, ist der persönliche Weg der Versöhnung. Wie oft könnten endlose Erbstreitereien vermieden werden, wenn die „Spielregeln“ Jesu eingehalten würden.

 

Nirgendwo wird das deutlicher als beim Gebot der Feindesliebe: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.“ Kein Zweifel: Es ist das schwierigste Gebot Jesu. Aber es ist der einzige Weg, wie die Spirale der Gewalt durchbrochen werden kann. Im Grunde ist es sehr einfach: Ich muss nur versuchen, im Anderen, der mir feindlich ist, nicht den Feind, sondern den Menschen zu sehen. Am ehesten wird mir das gelingen, wenn ich daran denke: Auch der Andere ist von Gott geliebt. Leicht ist dieser Weg nicht, aber sicher lohnend.

erstellt von: Kardinal Christoph Schönborn
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Matthäusevangelium 5, 38-48

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:  Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel. Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm. Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab. Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.


Mehr zu den zehn Geboten

Die zehn Gebote - eine Einleitung

 

1. Gebot: Du sollst den Herrn, deinen Gott anbeten und ihm dienen

2. Gebot: Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren

3. Gebot: Du sollst den Tag des Herrn heiligen

4. Gebot: Du sollst Vater und Mutter ehren

5. Gebot: Du sollst nicht töten

6. Gebot: Du sollst nicht die Ehe brechen

7. Gebot: Du sollst nicht stehlen

8. Gebot: Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen

9. und 10. Gebot: Begehren


Kardinal Schönborn

Mehr über Kardinal Christoph Schönborn

 

Gedanken zum Evangelium

Nachrichten

„Alle Jahre wieder“

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 24.12. 2025

Krieg als Verrat am Evangelium: Kirchen zwischen Scham, Mut und der Pflicht zum Frieden

Orthodoxe Ordensfrau und katholische Theologin prangern kirchliche Rechtfertigung von Gewalt an: Verrat am Evangelium, fehlende Friedensstrategie – Ruf nach mutiger Umkehr und Kultur des Friedens.

Volles Programm für den Papst zu Weihnachten und an den Folgetagen

Zum ersten Mal feiert Papst Leo XIV. in diesem Jahr in Rom die Gottesdienste zu Weihnachten und zum Jahreswechsel.

Papst Leo XIV. soll Deutsch auf Duolingo üben – sogar nachts

Im Vatikan sorgt ein ungewöhnliches Detail aus dem Alltag von Papst Leo XIV. für Gesprächsstoff: Offenbar widmet sich das Kirchenoberhaupt mit bemerkenswerter Ausdauer dem Deutschlernen – und das nicht nur zu "christlichen Tageszeiten".

25 Jahre Mittelschule Sacré Coeur Wien: Ein Jubiläum im Zeichen von Dankbarkeit und Aufbruch

Die private Mittelschule Sacré Coeur Wien in der Fasangasse gehört zum traditionsreichen Sacré-Coeur-Campus. Seit 25 Jahren werden hier Schüler unterrichtet. Mit einer Festveranstaltung wurde das Jubiläum am Donnerstag gefeiert.

Einsame Weihnacht

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Bischofsweihe mitfeiern – in der Pfarre

Die gemeinsamen Feierhefte für das Fest der Weihe und Amtseinführung unseres neuen Erzbischofs können ab Anfang Januar bestellt werden.

Gesprächsgruppe: „Verbindung durch Verantwortung. Eltern-Sein nach der Trennung“

An fünf Abenden werden die Bedürfnisse von Kindern und deren Eltern in den Mittelpunkt gestellt und neben Fach-Inputs einer Expertin auch genügend Raum für eigene Fragen und Austausch in der Gruppe gegeben. 

Gefängnisseelsorge verteilt Teddybären an Kinder von Inhaftierten

Mit den Stofftieren sollen Kinder, die in der Justizanstalt Josefstadt auf ihren inhaftierten Elternteil warten, Trost, Zuwendung und Geborgenheit erfahren. Für die Aktion bittet die Gefängnisseelsorge um Spenden.

Krippenführungen in der Dominikanerkirche S. Maria Rotunda

In der Weihnachtszeit lädt die Dominikanerkirche S. Maria Rotunda zu drei stimmungsvollen Krippenführungen ein, bei denen Pfarrer P. Christoph J. Wekenborg OP die historische Klosterkrippe aus dem Grödnertal näher vorstellt.

Mariazeller-Feier am Stephansplatz

Herzliche Einladung zur Mariazeller-Feier mit Bischofsvikar P. Mag. Erich Bernhard COp am Freitag, dem 19. Dezember, um 18:00 Uhr in der Curhauskapelle am Stephansplatz 3 (1. Stock, Lift).

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Zur Profanierung der Palottikirche

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Kunstinstallation auf Votivkirche: Mit 4900 Lichtpunkten in die Unendlichkeit

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Nach einer Unterbrechung lassen die Steyler Missionare ihren beliebten Online-Dienst „Die Anregung“ wieder aufleben. 

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Josef Grünwidl bei der Predigt in Chrisammesse 2025

Josef Grünwidl-Predigtzitat zum "positiven Spruch des Jahres" gekürt

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Peter Thiel und die Theologie: Warum wir Tech-Ideologen ernst nehmen müssen

Der Innsbrucker Sozialethiker Wolfgang Palaver sprach an der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät über die religiösen Denkfiguren des US-Milliardärs Peter Thiel. Begriffe wie „Antichrist“ und „Katechon“ prägen Thiels politische Vision – und fordern die Theologie heraus, sich in die Debatte einzumischen.

Um Gotteslohn

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 5.12. 2025

Die Gemeinschaft Cenacolo lädt zum lebendigen Krippenspiel ein

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Festmonat Dezember: Zwischen Kirschzweigen und Konsumrausch

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Nikolaus ohne Drohfinger – warum der Heilige mehr kann als Sackerl verteilen

Ein Heiliger, der die Hand reicht – auch anderen Konfessionen und Religionen, wird er doch in der Ostkirche ebenso verehrt wie im Westen.

Papst mahnt: Synodaler Weg braucht mehr innerdeutschen Dialog

Papst Leo XIV. sieht den Reformprozess der deutschen Kirche noch nicht am Ziel. Beim Rückflug aus dem Libanon mahnte er mehr innerdeutschen Dialog an – und warnte vor Machtgefällen, die Stimmen vieler Gläubiger zum Verstummen bringen könnten. Vielfalt in der Synodalität sei kein Bruch, sondern Stärke.

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Kirche und Medien tragen gemeinsam Verantwortung für Wahrheit, betonte der designierte Wiener Erzbischof Josef Grünwidl bei der Adventbegegnung mit ORF-Mitarbeitern.

Bürgermeister Ludwig: Bibelerzählung von Sturm am See „Anleitung für Politiker“

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