Heute gelte es, so die promovierte Meteorologin, Helga Kromp-Kolb, die Qualität des Weniger zu entdecken und zu leben. Es brauche eine neue Phantasie, "dass ein gutes Leben nicht daran hängt, wie groß der Fernsehschirm ist".
Heute gelte es, so die promovierte Meteorologin, Helga Kromp-Kolb, die Qualität des Weniger zu entdecken und zu leben. Es brauche eine neue Phantasie, "dass ein gutes Leben nicht daran hängt, wie groß der Fernsehschirm ist".
Helga Kromp-Kolb: Orden sind nicht der "quartalsgesteuerten Kurzfristigkeit" ausgeliefert und könnten so zu "Wegbereitern für ein neues Verständnis und eine neu Praxis" werde.
Die Wiener Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb setzt bei der Bewusstmachung der Klima-Verantwortung eines jeden einzelnen auch auf die Vorbildwirkung der Ordensgemeinschaft. Orden seien nicht der "quartalsgesteuerten Kurzfristigkeit" ausgeliefert und könnten so zu "Wegbereitern für ein neues Verständnis und eine neue Praxis" im Umgang mit Umwelt und Mitmenschen werden, so die Forscherin in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der "OrdensNachrichten", dem Magazin der heimischen Ordensnachrichten.
Heute gelte es, so die promovierte Meteorologin, die Qualität des Weniger zu entdecken und zu leben. Es brauche eine neue Phantasie, "dass ein gutes Leben nicht daran hängt, wie groß der Fernsehschirm ist". Das Verlangen nach Konsum dürfe den Blick auf die Auswirkungen des "üppigen Lebensstils", den viele Mitteleuropäer und US-Amerikaner pflegten, nicht verstellen. Die Forscherin beruft sich auf die von Papst Franziskus in seiner Umwelt-Enzyklika "Laudato si" angesprochene Verflechtung von Klima und Armut. Sie könne dieses "Verknüpft-Sein" aller Bereiche nur bestätigen.
Den Ordensleuten mutet sie zu, "Wegbereiter in der Zeit des Umbruchs zu sein". Die Kernfrage laute: "Wie geht Reduktion?" Jene, die viel haben, müssten reduzieren. "Da können Ordensleute vorangehen, Anstöße geben und Erfahrungen teilen. Die Orden sind ja aus dem Geist der Praxis des Weniger entstanden." In den Gelübden der Armut und Einfachheit hätten Ordensgemeinschaften einen "wesentlichen Zugang" zur Welt. Die vielfach ausgezeichnete Wissenschaftlerin ermutigt die Ordensleute, "mehr zu kommunizieren, darüber Auskunft zu geben, was der Grund meines Handelns ist. Damit werden neue Werte geweckt".
Von der Wirtschaft erhoffe sie sich kein Umdenken. Diese habe sich als "Treiber des Problems" noch nicht erkannt. Solange Wirtschaftswachstum sakrosankt sei, "sehen wir gewisse Zusammenhänge nicht". Wirtschaft presse heute die Welt aus und vermittle das Bild: "Wenn die Ökologie kaputt ist, dann werden wir sie durch etwas anderes ersetzen." Ordensgemeinschaften viele es leichter hier etwas zu verändern, "weil sie von vornherein die richtigen Rahmenbedingungen und Prioritäten haben". Dort gehe es um das Grundbedürfnis für ein gutes, befriedigendes Leben und nicht um Gewinnmaximierung, Steigerung der Erträge oder Wachstum im materiellen Sinn.
Die Umwelt-Enzyklika des Papstes wertet die Forscherin als "extrem positiv und hilfreich". Franziskus greife in dem Werk "unheimlich viele Themen" auf. "Ich war überrascht, dass so grundlegende Dinge angesprochen werden, wie etwa Entschleunigung."
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