Von Johann Wolfgang von Goethe stammt der Satz: "Die herrlichste Sammlung Liebeslieder, die Gott erschaffen hat." Kein Buch der Bibel hat die Phantasie und Spiritualität so beflügelt wie das "Lied der Lieder", das "Hohe Lied der Liebe". Eine Reihe von Veranstaltungen im Wiener Dominikanerkonvent ist dem biblischen Buch gewidmet.
Welche Faszination geht von diesem biblischen Buch aus?
Pater Thomas Brogl: Das Faszinierende ist, dass eine Sammlung erotischer Liebeslieder in der Heiligen Schrift gelandet ist. Es gibt verschiedene Theorien, ob es als profanes Liebeslied oder von Beginn an auf die Beziehung von Gott und Mensch angelegt war. Ich finde es spannend, dass es als Inspiration für viele Dichter und Maler bzw. für viele Mystiker diente. Ohne das Hohelied wäre die Sprache der Mystik gar nicht denkbar.
Warum haben sich die Mystiker damit beschäftigt?
Pater Thomas Brogl: Es gibt ihm Judentum sehr viele Auslegungen. Kein Buch wurde so häufig kommentiert. Aber auch in der christlichen Spiritualität haben sich die Mystiker sehr früh damit befasst. Von Origenes stammt die früheste Auslegung. Sie haben diese reichen Bilder des Buches als ein Meer von Geheimnissen verstanden. Diese werden entschlüsselt als Liebe Gottes zum Menschen, aber haben Niederschlag gefunden in der Liebessprache der Menschen.
Wie kamen Sie auf die Idee, eine Schwerpunktreihe zu diesem Thema zu veranstalten?
Pater Thomas Brogl: Wir von der Schola Cordis beschäftigen uns mit der christlichen Spiritualität. Wir gehen dabei zurück an die Wurzeln. Ich finde diesen Grundtext, allein wenn man ihn liest, wunderbar. Die ursprüngliche Idee kam von einer Künstlerin, die zum Abschluss der Veranstaltungsreihe das Hohelied mit einer Tanzperformance erschließen möchte.
Hoheslied am Bildschirm.
Spirituelle Deutung der Buchmalerei des mittelalterlichen Rothschild-Canticles.
Vortrag mit PD Dr. Karl-Heinz Steinmetz
Dienstag, 25. April 2017, 19 Uhr, Dominikanerkonvent, Thomassaal, Postgasse 4, 1010 Wien
Folder mit folgenden Veranstaltungen zum Download
Weitere Information über die Schola Cordis: www.scholacordis.at