Nachhaltig leben heiße auch über die eigenen Grenzen hinaus international zu denken und zu handeln.
Nachhaltig leben heiße auch über die eigenen Grenzen hinaus international zu denken und zu handeln.
Am 17. und 18. Juli fand im Stift Lambach ein Seminar-Workshop statt.
"Nachhaltigkeit ist dem Ordensleben immanent": Das betonte der Fachbereichsleiter der Systematischen Theologie der Universität Salzburg und Leiter des Zentrums Theologie Interkulturell Prof. Franz Gmainer-Pranzl im Rahmen eines zweitägigen Seminar-Workshops am 17. und 18. Juli im Stift Lambach. Anders als eine Wirtschaft, "die nicht das Gemeinwohl und den Gemeinnutzen in den Mittelpunkt stellt", seien Orden "Anwälte von Solidarität und Gerechtigkeit".
Im Hintergrund nachhaltigen Wirtschaftens stehe das Wissen um die Einzigartigkeit der Erde. Es gebe keinen Planet B, so Gmainer-Pranzl. Auftrag der Ordensgemeinschaften sei es deshalb, "Wächter des Morgens und Übermorgens zu sein" und eine Existenzform, "die das Noch-Nicht in den Blick nimmt", zu verkörpern. Dem gegenüber stehe eine Wirtschaft, "die nur einen kleinen Teil der Weltbevölkerung mit Wohlstand versorgt". Das könne nicht im Sinn der Nachhaltigkeit sein.
Nachhaltig leben heiße auch, so der Theologe, "über die eigenen Grenzen hinaus international zu denken und zu handeln". Dieses Handeln stelle Gerechtigkeit in den Mittelpunkt. "Gerade die interkulturelle Suche nach solidarischen Lösungen wird heute von Ordensleuten international angestoßen und eingefordert."
Helga Penz, Leiterin des Bereichs Kultur und Dokumentation der Ordensgemeinschaften Österreichs, nahm in ihrem Referat "Von der Klosterzelle zur Missionsstation" Formen und Funktionen der katholischen Ordensgemeinschaften vom Mittelalter bis in die Gegenwart in den Blick. "Sehr bestimmend" für die Entwicklung Europas seien im Mittelalter vor allem die Zisterzienser gewesen. "Sie haben eine kollegiale Leitungsverantwortung eingeführt und weite Landstriche mit einer neuen Kulturtechnik erschlossen."
Nach dem Zusammenbruch des Ordenslebens in der Reformation bildeten laut Penz vor allem die Jesuiten mit ihrem Apostolat, der Mission und dem Schwerpunkt auf die Erziehung einen neuen Aufbruch. "Sie verzichteten auf das Ordenskleid und das gängige Stundengebet. Binnenmissionierung hat mit ihnen begonnen", so Penz. Gerade im gegenreformatorischen Österreich habe das Spuren bis heute hinterlassen.
Danach hätten Brüderorden zu Beginn der Neuzeit Hospitalarbeit in den Mittelpunkt gerückt. Genauso wurden Frauenorden wie etwa der 3. Orden des hl. Franziskus oder die Ursulinen in dieser Zeit mit neuer Schwerpunktsetzung gegründet. Soziale Herausforderungen und Schieflagen hätten im 18. und 19. Jahrhundert zu vielen Gründungen von Kongregationen und Gemeinschaften geführt. "In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging eine richtige Welle von Neugründungen über Europa hinweg."
Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil sei dann vor allem der Aspekt der Rekrutierung in den Mittelpunkt getreten, so Penz; "obwohl der Rückgang von Ordensleuten eigentlich ein Rückweg von einem Ausnahmezustand hin zum Normalzustand entlang der Jahrhunderte ist". Transformation sei die Folge dieses Reduktionsvorganges gewesen und ein neues Verständnis von Verantwortungsübertragung habe die im Laufe der letzten Geschichte entstandenen Werke und Einrichtungen der Orden gesichert.