Christen sind überzeugt, dass allen Menschen die gleiche Würde zusteht.
Christen sind überzeugt, dass allen Menschen die gleiche Würde zusteht.
ZdK-Präsident Sternberg vor Beginn des großen Christentreffens im deutschen Münster: Katholikentag werde "klare Manifestation gegen Populismus und Fremdenfeindlichkeit, für Bereitschaft zu Solidarität, Toleranz und Verantwortungsbereitschaft" - Trumps Iran-Entscheidung für Münsteraner Bischof Genn ein "verheerendes Signal"
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, hat vor Beginn des Deutschen Katholikentags in Münster zum Engagement für Frieden und Gerechtigkeit aufgerufen. "Ein Frieden ohne Gerechtigkeit ist ein fauler Friede - eine Gerechtigkeit ohne Frieden Tyrannei", sagte Sternberg am Mittwoch vor der Eröffnung des fünftägigen Christentreffens mit dem Motto "Suche Frieden". "Weder in der Flüchtlings- noch in der Umwelt- oder Sozialpolitik können wir an der Frage der Gerechtigkeit vorbeischauen." Christen seien überzeugt, dass allen Menschen die gleiche Würde zustehe.
Sternberg verwies vor Journalisten auf das am Dienstag vom ZdK verabschiedete "Münsteraner Manifest". Es fordere "Respekt und Vertrauen für unsere Demokratie, den Einsatz für soziale Gerechtigkeit in unserem Land, die Solidarität mit den Ärmsten weltweit und den Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung" ein. "Der Katholikentag wird eine klare Manifestation gegen Populismus und Fremdenfeindlichkeit in unserem Land, für die Bereitschaft der Christen zu Solidarität, Toleranz und Verantwortungsbereitschaft."
Der Münsteraner Diözesanbischof Felix Genn erklärte, die Welt sei aus den Fugen geraten. Es brauche eine "starke und nachhaltige Friedensbewegung", Christen sollten an deren Spitze stehen. Sie sollten den politisch Verantwortlichen signalisieren: "Wir haben genug von Krieg und Gewalt! Setzen Sie sich mit allen friedlichen Mitteln, die Ihnen zur Verfügung stehen, dafür ein, dass die Kriege in Syrien und an den anderen Brandherden dieser Welt beendet werden! Mit Waffenlieferungen in Kriegsgebiete geht das nicht."
Genn kritisierte auch die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, aus dem Atomabkommen mit dem Iran auszusteigen. "Bei allen Fragen, die man sicher an das Abkommen und seine Einhaltung durch den Iran stellen kann, ist das doch ein verheerendes Signal", sagte der Bischof. Der US-Präsident setze damit "seine unberechenbare Außenpolitik fort", so Genn weiter: "Sein Auftreten, zuletzt auch vor der amerikanischen Waffenlobby, ist irrational und lässt Schlimmstes befürchten."
Die Entwicklung müsse alle Menschen, die weltweit Frieden suchten, mit tiefer Sorge erfüllen, betonte der Bischof: "Wir müssen gerade auch als Christinnen und Christen alles tun - und hier ist ganz besonders und mehr als je auch die europäische Politik gefordert -, dass wir uns dem Abgrund eines Krieges nicht immer weiter nähern."
"Antisemitismus ist unerträglich"
Bischof Genn verwahrte sich zudem allgemein gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Hetze: "Wir dürfen den Katholikentag nicht als harmonisches Familientreffen missverstehen; vielmehr müssen wir diese Propagandisten und Lautsprecher argumentativ in ihre Grenzen verweisen." Der Bischof warnte vor "besorgniserregenden Tendenzen": "Antisemitismus ist überall, aber gerade in Deutschland, unerträglich." Genn ergänzte: "Die muslimischen Menschen in unserem Land gehören natürlich zu Deutschland." Zur AfD, von der ein Bundestagsabgeordneter am Katholikentag teilnimmt, erklärte Genn, deren Anhänger "sind in unseren Gemeinden, mit denen müssen wir reden - leider".
Zum Kommunionsstreit der deutschen Bischöfe sagte Genn: "Es sollte aus meiner Sicht eine Selbstverständlichkeit sein, dass wir intern miteinander ringen, dann aber gemeinsam und loyal nach außen auftreten." Das Motto des Katholikentags sei auch ein Aufruf an die Bischöfe.
Der 101. Deutsche Katholikentag wird am Mittwochabend eröffnet und läuft bis Sonntag. Erwartet werden rund 50.000 Dauerteilnehmer plus 20.000 Tagesgäste. Damit wird Münster laut ZdK zum größten Katholikentag seit Berlin 1990. Zu den mehr als 1.000 Veranstaltungen werden auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Friedensnobelpreisträger und kolumbianische Staatspräsident Juan Manuel Santos erwartet.