Der Jesuit Karl Rahner, Vertreter der kerygmatischen Theologie, zählt zu den großen deutschen Theologen des 20. Jahrhunderts. Er arbeitete als Sachverständiger am II. Vatikanischen Konzil mit.
Der Jesuit Karl Rahner, Vertreter der kerygmatischen Theologie, zählt zu den großen deutschen Theologen des 20. Jahrhunderts. Er arbeitete als Sachverständiger am II. Vatikanischen Konzil mit.
Abgeschlossene Gesamtausgabe demnächst bei Herder erhältlich.
Es ist Zeit für eine couragierte Neuentdeckung des katholischen "Jahrhunderttheologen" Karl Rahner (1904-1984): Mit diesem Appell hat der Nachfolger des Konzilstheologen als Innsbrucker Professor für Systematische Theologie, Roman Siebenrock, auf die demnächst abgeschlossene Gesamtausgabe Rahners im Herder-Verlag, "Sämtliche Werke", hingewiesen, mit der ein "theologiegeschichtlicher Meilenstein" gesetzt werde.
Der Textkorpus ist abgeschlossen, 2018 folgt nur mehr der abschließende Registerband. Seit 1996 seien dann in 32 gezählten Bänden 38 Einzelbände edtiiert worden, schrieb Siebenrock in einem Beitrag für die theologische Feuilleton-Website feinschwarz.net: "Die Edition muss und wird zu neuem Lesen anregen."
Der Innsbrucker Theologe unterstrich die Aktualität vieler Schriften Karl Rahners: Die Reformbemühungen von Papst Franziskus würden den Vorschlägen seines vor 33 Jahren verstorbenen Ordensbruders zu einem "Strukturwandel der Kirche" ähneln; der Rahner-Fries-Plan als "pragmatisch gangbarer Vorschlag" zur Ökumene habe auch nach dem "Lutherjahr" Gültigkeit. Und: Was Rahner zum Priestertum der Frau zu sagen hatte, nannte Siebenrock ebenfalls "höchst aktuell". Sein Fazit: "Für mich bleibt die kritische Zeitgenossenschaft Rahners ein vorzüglicher Kompass, um weder in einen neuen Antimodernismus noch eine naiv-unkritische Postmodernitätseuphorie zu verfallen." Was Rahner zur theologischen Gegenwartssituation vor Jahrzehnten schrieb, inspiriere bis heute.
Siebenrock betonte die immense thematische Breite im Werk Karl Rahners: Sein an der nachtridentinischen Schultheologie Maß nehmendes philosophisches Denken werde ergänzt durch die reiche spirituelle Tradition, vor allem des eigenen Jesuitenordens, sowie auch durch Rahners Bereitschaft, "sich in der pastoralen Situation der Kirche mit epochalen Analysen ebenso einspannen zu lassen, wie zu einem scheinbaren Problemchen wie der Pfarrbücherei".
Der gebürtige Freiburger war ein überaus produktiver "Universaltheologe"; er verfasste mehr als 30 Bücher, es gibt mehr als 4.000 bibliographische Eintragungen unter seinem Namen. Die von Karl-Heinz Neufeld SJ entworfene, chronologisch-systematische Gesamtordnung des Rahner-Schaffens präge die "Sämtlichen Werke", erläuterte Siebenrock. Die Bände 1-8 (1922-1949) beginnen mit dem Eintritt Rahners in den Orden und enden mit dem Beginn seiner Lehrtätigkeit in Innsbruck. Die Bände 9-17 (1949-1964) stellen die einflussreichste Zeit im Werk des Jesuiten, die "das Konzil geprägt hat". Die Bände 18-26 (1964-1976) setzen mit dem Neuanfang in München und dann Münster ein und enden mit der Veröffentlichung des "Grundkurses des Glaubens". Die letzten Bände 27-32 (1977-1984) weisen laut Siebenrock mit der Ökumenischen Anstrengung der letzten Lebensjahre noch einmal eine neue Akzentsetzung auf. Die Sammlung umfasst auch Interviews und Stellungnahmen mit Rahners Eigeninterpretationen, "die heute einen authentischen ersten Zugang ermöglichen".
Karl Rahners öffentliches Werk steht damit - so der Innsbrucker Theologe - in einer mit reichen theologie- und zeitgeschichtlichen Informationen ausgestatteten gültigen Edition zur Neuentdeckung offen. Herausgeberin ist die Karl-Rahner-Stiftung unter Leitung von Karl Lehmann, Johann Baptist Metz, Albert Raffelt, Herbert Vorgrimler () und Andreas R. Batlogg SJ.