Die Vorlesungsreihe beschäftigt sich mit den Hintergründen und Ausprägungen von Populismus.
Die Vorlesungsreihe beschäftigt sich mit den Hintergründen und Ausprägungen von Populismus.
Vorlesungsreihe "Religion am Donnerstag" ab 10. Oktober über "Politiker, die ihren Gegnern das Kreuz entgegenhalten und sich in ihrer Ablehnung von Minderheitenrechten auf die Bibel berufen"
Dass in Europa und darüber hinaus der Einfluss rechtspopulistischer Parteien und Bewegungen zunimmt, beschäftigt auch die Theologie auf universitärem Boden. Eine umfassende Analyse der Hintergründe und Ausprägungen dieser demokratiegefährdenden Strömungen und der Inanspruchnahme der Religion dabei bieten die Lehrenden an der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Universität Graz im kommenden Wintersemester. Die diesjährige, für ein breites Publikum offene Vorlesungsreihe "Religion am Donnerstag" trägt den Titel "Wa(h)re Hoffnung? Religion im Zeichen des Populismus".
Den Anfang am 10. Oktober setzt der Wiener Theologe und Philosoph Hans Schelkshorn mit einer Darlegung der "Ideologie des Rechtspopulismus". Diese erste und die weiteren sechs Vorlesungen finden jeweils an Donnerstagen um 19 Uhr im Universitätszentrum Theologie (Heinrichstraße 78, Hörsaal Regilind und Irmingard von Admont) in Graz statt. Der Eintritt ist frei.
Die weiteren Termine: Am 17. Oktober kommen mit der Grazer Bibelwissenschaftlerin Rita Perintfalvi und ihrer Osnabrücker Kollegin Sonja Strube zwei Gender-Expertinnen zum Thema "Religion und Rechtspopulismus in Europa heute" zu Wort; am 7. November spricht die in Tübingen lehrende Sozialethikerin Katja Winkler über die Instrumentalisierung des Prinzips Gemeinwohl der Katholischen Soziallehre durch Populisten. "Das vielfältige Gesicht des gegenwärtigen Antisemitismus" zeichnet am 21. November Christina Hainzl von der Donau-Universität Krems nach; dass auch der Buddhismus vor Nationalismus und Populismus nicht gefeit ist, zeigt der Grazer Religionswissenschaftler Franz Winter am 12. Dezember auf.
Zwei Vorlesungen sind noch an Jänner-Donnerstagen geplant: Der Grazer Pastoraltheologe Klaus Wegleitner führt am 9. Jänner 2020 unter dem Titel "Demokratisierung der Sorge" die These aus, dass sich der Demokratisierungsgrad von Gesellschaften an der gesellschaftlichen Organisation von Sorgeaufgaben ablesen lässt. Den Schlusspunkt setzt am 16. Jänner der Grazer Sozialethiker und USA-Kenner Kurt Remele unter dem Titel "Jesus lieben, Trump wählen, Darwin meiden": Er analysiert die "wundersame Welt der evangelikalen und fundamentalistischen ChristInnen" in den Vereinigten Staaten.
Über rechtspopulistische Parteien und Bewegungen heißt es im Ankündigungs-Folder der Fakultät, diese strebten die "Umwandlung moderner menschenrechtsbasierter Demokratien in illiberale, völkisch-identitär geschlossene, homogene Gesellschaftsformen" an. Eine "unheilige Allianz zwischen politischem Autoritarismus und christlich-fundamentalistischen Gruppen" zeige sich in Ungarn und Polen ebenso wie in den USA und auch in Österreich: "Politiker, die auf Populismus setzen, halten ihren Gegnern das Kreuz entgegen und berufen sich in ihrer Ablehnung von Minderheitenrechten auf die Bibel."
Dieses Spiel mit falschen Sicherheiten und scheinbar einfachen Antworten zu "entzaubern" sei Aufgabe einer kritischen Theologie. In der Vorlesungsreihe "Religion am Donnerstag" soll die Würde aller Menschen als Fundament der Botschaft Jesu und wahre christliche Hoffnung gegen falsche Hoffnungen verschiedener Populismen sichtbar gemacht werden