Vor der Generalsynode: Diakoniedirektorin Maria Katharina Moser stellt die Resolution vor.
Vor der Generalsynode: Diakoniedirektorin Maria Katharina Moser stellt die Resolution vor.
"Christliche Begegnungstage" im Juli 2020 bringen mehrere tausend Menschen nach Graz.
Die Generalsynode der Evangelischen Kirche A.u.H.B. hat sich mit zum Christentum konvertierten Asylwerbern solidarisch erklärt. In einer am Samstag, 7. Dezember 2019 in St. Pölten verabschiedeten Resolution zum Thema Asyl sprach sich das evangelische Kirchenparlament gegen die "Unterstellung von Scheinkonversionen" aus und forderte einen nicht von vorauseilendem Misstrauen geprägten Umgang von Gerichten und Behörden mit übergetretenen Flüchtlingen, wie der Evangelische Pressedienst für Österreich (epdÖ) mitteilte.
Der Begriff der Scheinkonversionen tauche immer wieder in Bescheiden auf. Die Behörden würden damit sowohl "die Aufrichtigkeit der Konversion infrage" als auch das Urteil jener Pfarrer, "die die betreffende Person zur Taufe zugelassen haben". Die Generalsynode verwehre sich dagegen, "dass geistliche Amtsträger und ihre Arbeit dergestalt durch Behörden oder Gerichte in Misskredit gebracht werden".
Scharf kritisiert wurde in der einstimmig verabschiedeten Resolution auch, dass sich Asylwerber Befragungen zu ihrem Glauben unterziehen müssten. Dieses Vorgehen erinnere "an die Zeit der Gegenreformation, als sich Evangelische auch Glaubensprüfungen unterziehen mussten und des Landes verwiesen wurden, wenn sie diese nicht bestanden". Gefordert wurde vielmehr von Behörden und Gerichten, "Dokumente über Taufe oder Kirchenzugehörigkeit sowie das Urteil von Pfarrerinnen und Pfarrern anzuerkennen".
Der lutherische Bischof Michael Chalupka ortete bei der Abschiebung von Christen in Länder wie Afghanistan eine "Doppelmoral, die benannt werden muss": "Wenn sich die österreichische Bundesregierung gegen Christenverfolgung stellt und zu ihrem Thema macht, dann kann es doch nicht sein, dass Christinnen und Christen durch die Abschiebung ganz bewusst der Verfolgung ausgesetzt werden."
Die gesamtösterreichischen "Kirchenparlamente" der evangelisch-lutherischen (A.B.) und der evangelisch-reformierten Kirche (H.B.) sowie der gemeinsamen Kirche A.u.H.B. tagten bis Samstag in der niederösterreichischen Landeshauptstadt. Ein Thema war dabei auch der Ausblick auf die "christlichen Begegnungstage", zu denen vom 3. bis 5. Juli 2020 unter dem Motto "Von Angesicht zu Angesicht" mehrere tausend Menschen in Graz erwartet werden. Bischof Chalupka äußerte in seiner Vorschau auf das Programm des internationalen Ökumene-Events Freude über die Einbindung der katholischen Diözese Graz-Seckau, die neben den drei evangelischen Kirchen in Österreich als Mitorganisatorin fungiere.
"Graz zählt nicht nur zu den Reformationsstädten Europas, Graz war und ist ein zentraler Ort ökumenischen Handelns", sagte Chalupka: "Als Gastgeberin der Zweiten Europaischen Okumenischen Versammlung im Jahr 1997 gilt die Stadt Graz als Ausgangspunkt der 'Charta Oecumenica', einem wegweisenden Dokument der Zusammenarbeit europaischer Kirchen."
Mit Graz wird zum ersten Mal eine westeuropäische Stadt Gastgeberin der Begegnungstage sein, informierte der epdÖ. 2016 fand das 1991 zum ersten Mal abgehaltene Treffen in Budapest, 2014 im polnischen Wroclaw (Breslau) statt. Geplant sind thematische Stadtführungen, ökumenische und soziale Projekte, Begegnungen, Workshops und musikalische Events. Der renommierte Theologe Miroslav Volf von der Yale University (USA) wird am 4. Juli eine Ansprache halten, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und bayrische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm nimmt an einer Podiumsdiskussion teil. Den Schlusspunkt bildet ein ökumenischer Open-Air-Gottesdienst am Sonntag, 5. Juli, im Grazer Stadtpark.