Es tut gut, die Brüder und Schwestern aus dieser uralten Kirche mit ihren Traditionen auch bei uns zu haben.
Es tut gut, die Brüder und Schwestern aus dieser uralten Kirche mit ihren Traditionen auch bei uns zu haben.
Kardinal Christoph Schönborn hat am Donnerstag im Wiener Erzbischöflichen Palais den assyrischen Patriarchen Mar Awa III. empfangen. Im Mittelpunkt der Unterredung standen zum einen Fragen der Ökumene, zugleich aber auch die schwierige Situation der Christen im Nahen Osten. Mar Awa III. steht der "Kirche des Ostens" vor, die oft auch "Assyrische Kirche" genannt wird.
Die "Kirche des Ostens" geht auf die Kirche des alten Perserreiches zurück. Einst war sie bis China verbreitet. Heute zählen zu der eigenständigen Kirche weltweit nur mehr rund 400.000 Gläubige mit dem Schwerpunkt in Nahost (Iran, Irak, Syrien, Libanon), aber auch in Nordamerika, Australien, Europa und Indien. Der Sitz des Patriarchen befindet sich in der nordirakischen Stadt Erbil. Auch die Situation der assyrischen Christen in der westlichen Diaspora kam bei der Begegnung zwischen dem Patriarchen und dem Kardinal zur Sprache. In Österreich gibt es eine kleine assyrische Gemeinde, die rund 400 Mitglieder zählt. Mar Awa zeigte sich sehr dankbar für die Unterstützung, die die Erzdiözese Wien seiner Kirche seit vielen Jahren zukommen lässt.
Kardinal Schönborn betonte im Anschluss an die Begegnung gegenüber Kathpress, dass es Europa und Österreich guttue, "die Brüder und Schwestern aus dieser uralten Kirche mit ihren Traditionen auch bei uns zu haben". Auch wenn die "Kirche des Ostens" heute nur mehr klein an Mitgliedern sei, so bleibe sie doch ein "Zeugnis der großen Expansion des Christentums in Richtung Osten", so Schönborn: "Wir kennen vor allem die Christianisierung Richtung Westen, also im Römischen Reich oder bei den germanischen Völkern. Dass die Assyrische Kirche bis in den fernsten Osten missionarisch tätig war, ist bei uns weitgehend vergessen."
Begleitet wurde Patriarch Mar Awa III. bei seinem Besuch vom für Österreich zuständigen assyrischen Bischof Mar Awraham Youkhanis, Bischof Stephan Yalda und dem Wiener assyrischen Pfarrer Ninos Babisha.
Im Anschluss an die Begegnung mit Kardinal Schönborn traf die assyrische Delegation in Wien mit den Spitzen der Stiftung Pro Oriente zusammen. Dabei hob Pro Oriente-Präsident Alfons Kloss die guten und freundschaftlichen Beziehungen der Stiftung zur Assyrischen Kirche hervor. Pro Oriente veranstaltet vom 23. bis 24. November in Rom ein Symposion, das den synodalen Erfahrungen der Assyrischen und Syrisch-orthodoxen Kirche gewidmet ist. Die Stiftung möchte damit die Erfahrungen dieser Ostkirchen für den Synodalen Prozess in der Katholischen Kirche fruchtbar machen. Mar Awa III. wird bei der Tagung den Eröffnungsvortrag halten. Er blicke sehr positiv auf den Synodalen Prozess in der Katholischen Kirche, so der Patriarch. Die Tagung in Rom findet in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ökumenische Studien (IES) der Päpstlichen Universität St. Thomas von Aquin (Angelicum) statt.
Ein weiterer Schwerpunkt der Unterredung war die aktuelle Nahost-Jugendinitiative der Stiftung Pro Oriente. Diese hat in den vergangenen Monaten gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner, der "We choose abundant life"-Gruppe, sechs Jugend-Workshops in Ländern des Nahen Ostens abgehalten, mit denen Synodalität, Ökumene und gesellschaftspolitisches Engagement auf Basis christlicher Werte gefördert werden sollen. Mehr als 150 junge Christinnen und Christen konnten an den Veranstaltungen teilnehmen. Ein weiterer Workshop in Syrien ist geplant, ebenso Folgetreffen in Österreich. Zudem werden die Jugendgruppen in den einzelnen Ländern weiter bestehen und gemeinsam weiter arbeiten, wie Pro Oriente-Projektreferentin Viola Raheb berichtete: "Wir wollen den jungen Menschen das Gefühl geben, dass sie nicht allein sind, dass sich jemand um sie kümmert und sie nicht vergessen sind."
Das Kirchenoberhaupt zeigte sich dankbar für die Initiative der Stiftung. Die jungen Christen im Nahen Osten könnten jeder nur erdenkliche Unterstützung brauchen, damit sie Ressourcen und Perspektiven haben, um in ihrer Heimat zu bleiben. Gerade für eine kleine Kirche wie die Assyrische sei Migration ein großes Problem, wenn die Zahl der Gläubigen in den Stammländern ohnehin schon gering sei.
Der Patriarch bekräftigte gegenüber den Pro Oriente-Vertretern seinen Einsatz für die Ökumene. Ein gemeinsames christliches Zeugnis sei vor allem auch im Nahen Osten in einem muslimischen Umfeld wichtig.
Mar Awa III. ist der Stiftung Pro Oriente seit vielen Jahren eng verbunden. Er war seit 2008 Mitglied der Kommission Forum Syriacum von Pro Oriente, einer weltweit einzigartigen Plattform für den ökumenischen Dialog aller Kirchen der syrischen Kirchentraditionen. Nachdem er vor rund einem Jahr zum Patriarchen der Assyrischen Kirche gewählt wurde, wird nun Bischof Mar Awraham Youkhanis seine Kirche in der Kommission vertreten.
Die kleine assyrische Gemeinde des Hl. Augin besteht in Österreich seit vielen Jahren. Sie feiert ihre Gottesdienste in Wien in der katholischen Kirche Schönbrunn-Vorpark, die zur Pfarre "Hildegard Burjan" gehört. Eine größere Zahl an Kirchenmitgliedern gibt es auch in Oberösterreich. Dort finden die Gottesdienste in verschiedenen (katholischen) Kirchen statt, so in Linz, Asten oder Braunau. Die Zahl der Kirchenmitglieder in Österreich wird von den Verantwortlichen mit 400 angegeben. Seit einem Jahr haben die assyrischen Gläubigen mit Ninos Babisha einen eigenen, ständig präsenten Priester.
Die assyrische Gemeinde in Österreich gehört zur assyrischen Diözese von Westeuropa mit Sitz in London, die von Bischof Mar Awraham Youkhanis geleitet wird. Gemeinden gibt es außer in England und Österreich auch noch in den Niederlanden, in Belgien, Frankreich, Luxemburg, der Schweiz und Griechenland. Die Diözese zählt insgesamt laut Bischof Youkhanis bis zu 10.000 Gläubige. Wesentlich größer ist die Zahl der Gläubigen in der Diözese "Skandinavien und Deutschland". Hier gibt es laut dem Bischof bis zu 25.000 Gläubige