Ich weiß keine Lösung für all diese Nöte. Nur an eines denke ich immer: Das Schicksal, Flüchtling zu werden, kann jeden von uns treffen!
Ich weiß keine Lösung für all diese Nöte. Nur an eines denke ich immer: Das Schicksal, Flüchtling zu werden, kann jeden von uns treffen!
Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE 22. September 2023.
Am Sonntag ist der Welttag der Flüchtlinge und Migranten. Das Thema Flucht und Migration betrifft bei weitem nicht nur Europa. Es ist notwendig, den Blick auf die weltweiten Flüchtlingsströme zu wenden. Nach den Angaben der UNO befindet sich das größte Flüchtlingslager der Welt in Bangladesch, einem der ärmsten Länder der Erde. 640.000 Menschen leben in diesem Lager. Das zweitgrößte liegt in Uganda. Es zählt über 230.000 Flüchtlinge. Viele leben hier schon seit zwei Generationen.
Erschütternd ist auch die Zahl der minderjährigen Flüchtlinge. Sie machen 40% aus. Dazu kommen die Flüchtlinge innerhalb ihres eigenen Landes. In Syrien sind es 6,8 Millionen, in der Ukraine 5,9, in Kolumbien 6,8 – unvorstellbare Zahlen. Als wir 1945 aus unserer Heimat Tschechien vertrieben wurden, waren wir drei Millionen. Das Flüchtlingselend nimmt kein Ende, außer durch Frieden und das Finden einer neuen Heimat. Das war unser Glück, für das wir nicht genug danken können. Ich weiß keine Lösung für all diese Nöte. Nur an eines denke ich immer: Das Schicksal, Flüchtling zu werden, kann jeden von uns treffen!