Peter Tiefengraber.
Peter Tiefengraber.
Peter Tiefengraber neuer Gesamtleiter der Kirchenmusik an einer der bedeutendsten Pflegestätten der klassischen Kirchenmusik in Europa.
Mit 1. September hat der Pinkafelder Organist Peter Tiefengraber das Amt als Musikdirektor von St. Augustin in Wien übernommen. Er hat damit die Gesamtleitung der Kirchenmusik über, deren Repertoire rund 120 Messen umfasst. Die ehemalige kaiserliche Hofpfarrkirche gilt als eine der bedeutendsten Pflegestätten der klassischen Kirchenmusik in Europa, die sonn- und feiertägigen Festgottesdienste haben im musikalischen Kulturleben der Stadt einen beachtlichen Stellenwert. Mit der Anstellung Tiefengrabers ist laut einem Bericht der Wiener Kirchenzeitung "Der Sontag" eine grundlegende Neuausrichtung der Betreuung und Verantwortung der Kirchenmusikaufgaben in ihrem gesamten Spektrum verbunden.
Die Augustinerkirche ist eng verbunden mit der Geschichte Wiens und des Kaiserhauses, war sie doch von 1634 bis 1918 die k. k. Hofpfarrkirche, in der viele Mitglieder des Kaiserhauses geheiratet und immer wieder an den Gottesdiensten teilgenommen haben. Seit Wien im Jahre 1722 zur Erzdiözese erhoben wurde, war es Brauch, das der jeweilige neue Erzbischof von der Augustinerkirche aus in feierlicher Prozession zum Stephansdom zog.
Die Kirchenmusiktradition reicht in St. Augustin fast so lange zurück wie die Präsenz der Augustiner in Wien überhaupt. Die Ordensleute wirkten von 1327 bis 1836 an der Kirche. Die Folgen der Reformen Josephs II. - insbesondere das Verbot, neue Ordensbrüder aufzunehmen - setzten der Präsenz der Augustiner ein vorläufiges Ende. Seit 1951 wird die Kirche wieder von Augustinern betreut. Eine nicht unwesentliche Rolle für die Rückkehr der Ordensleute bzw. die erneute kirchenmusikalische Ausrichtung spielte dabei der Diözesanpriester und Kirchenhistoriker Franz Loidl (1905-87), der schon in den 1940er-Jahren dafür plädierte, St. Augustin wieder zu einer kirchenmusikalischen Pflegestätte wie einst auszubauen.
Durch den designierten Erzbischof-Koadjutor Franz Jachym konnte Loidl schließlich erreichen, dass die sudetendeutschen Augustiner in Prag, die im Zuge des Krieges Opfer der Vertreibung geworden waren, 1951 nach Wien geholt und von Neuem mit der Leitung der Pfarre betraut wurden. Mit Josef Schabasser, ab 1946 fast 25 Jahre lang Leiter der Augustiner Kirchenmusik, wurde die herausragende Bedeutung der Musikkultur im Erscheinungsbild der Pfarrkirche neu grundgelegt.
Einen neuen kirchenmusikalischen Leiter gibt es seit Anfang September mit Johannes Zeinler auch im Stift Klosterneuburg. Die Gestaltung der Kirchenmusik im Stift hat seit jeher einen besonderen Stellenwert. So befindet sich in der Stiftsbasilika eine der bedeutendsten barocken Denkmalorgeln Europas, die "Festorgel" von Johannes Freundt aus dem Jahr 1642.