Kardinal Schönborn: "Maria wird empfunden als eine Frau, die ein offenes Herz hat für alle Menschen, die nicht zuerst an sich denkt, weil sie nicht den Makel der Erbsünde hat"
Kardinal Schönborn: "Maria wird empfunden als eine Frau, die ein offenes Herz hat für alle Menschen, die nicht zuerst an sich denkt, weil sie nicht den Makel der Erbsünde hat"
Kardinal erläutert bei Messe im Stephansdom Sinngehalt des "Hochfests der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria."
"Überall in der Welt ist Maria die Frau des Vertrauens" und der Grund dafür liegt in dem, was die Kirche am 8. Dezember feiert. Darauf hat Kardinal Christoph Schönborn am Marienfeiertag bei der Messe im Stephansdom hingewiesen. Täglich würden Hunderte Kerzen im Dom beim Gnadenbild Maria Pocs brennen, weil sich Menschen dort der Mutter Jesu anvertrauen könnten. Der tiefste Grund dafür liege in dem, was die Kirche mit dem "Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria" feiere, zeigte sich der Wiener Erzbischof überzeugt.
"Maria wird empfunden als eine Frau, die ein offenes Herz hat für alle Menschen, die nicht zuerst an sich denkt, weil sie nicht den Makel der Erbsünde hat", sagte der Kardinal und verwies in diesem Zusammenhang auf Martin Luther. Dieser habe Sünde als Selbstbezogenheit und Selbstverschlossenheit des Menschen beschrieben. Die Erbsünde sei von daher die Neigung des Menschen, sich selbst an die erste Stelle zu setzen. "Maria tut das nicht, sie stellt sich nicht selbst an die erste Stelle", so der Kardinal. Deswegen fühlten sich die Menschen von Maria angenommen. Maria sei daher "die Frau des Vertrauens", sogar über die Grenzen des Christentums hinaus, selbst für gläubige Muslime. Dies habe er, Schönborn, auch bei seinem letzten Besuch in einem syrischen Kloster beobachten können.
Der Wiener Erzbischof erinnerte bei der Festmesse, die auf "radio klassik Stephansdom" live übertragen wurde, auch an das "seltsames Schicksal", das der 8. Dezember in der Geschichte Österreichs habe. So habe das Haus Habsburg diesen Tag besonders verehrte, weshalb er in Österreich auch ein Feiertag war, "bis Hitler den Feiertag abgeschafft hat, weil er nicht in sein Konzept gepasst hat". Nach der "zahlenmäßig größten Befragung" nach dem Krieg sei der Marienfeiertag dann wieder eingeführt worden, bis es schließlich zur eigenartigen Regelung aufgrund des Weihnachtsgeschäftes kam, den Feiertag beizubehalten, aber die Geschäfte zu öffnen.