Langjähriger Vorsitzender der Tourismus- und Pilgerpastoral Österreichs und EZA-Experte plädiert in einem kürzlichen erschienenen Buch dafür, Menschen in Afrika Perspektiven zu geben, anstatt nur über das Abschirmen nachzudenken.
Der Experte für Entwicklungszusammenarbeit (EZA), Anton Wintersteller, plädiert dafür, mehr nach Fluchtursachen zu fragen. Man sollte nicht immer über das "Abschirmen", also wie man verhindern könne, dass diese Menschen nach Europa kommen, nachdenken, sondern sich viel mehr Gedanken über die Ursachen machen, sagte der langjährige Vorsitzende der AG Tourismus- und Pilgerpastoral Österreichs am Dienstag im Interview mit Kathpress. Darin sprach er auch über seine Erfahrungen, die er in Afrika sammeln konnte und die er in einem Buch mit dem Titel "Meine Reise nach Afrika" aufgeschrieben hat.
Man müsse den Menschen in Afrika Perspektiven geben, zeigte sich der 72-Jährige überzeugt: "Jugendliche aus Gambia stehen an erster Stelle der Ausreisewilligen, sie sehen für sich keine Zukunft in dem Land sehen, egal ob gesellschaftlich oder politisch." 40 Prozent der Bevölkerung ist unter 14 Jahre, wichtig sei in diesem Zusammenhang Schulbildung und weiterführende Bildungsmöglichkeiten, so Wintersteller.
Durch die Klimakrise würden sich in vielen Regionen extreme Dürren und eine lange Regenzeit immer wieder abwechseln und erschwerten das Leben. "Es wird dort auch bei 45 Grad acht Stunden pro Tag gearbeitet", erzählte er. "Dort geht es ums Existenzielle." Unter diesen Bedingungen sei bereits mit wenig finanziellen Mitteln viel Hilfe zur Selbsthilfe möglich.
Letztendlich gehe es global gesehen um die Umverteilung von Wohlstand, so Wintersteller. In seinem kürzlich erschienenen Buch zeichnet er einen aktuellen Bezug zu großen Themen der heutigen Zeit. Eine christliche, soziale und politische Weltanschauung, die sich an ein gerechtes, friedliches, soziales, interkulturelles Miteinander orientiere, bekommt ebenso Raum, wie ein Blick in die Geschichte der Entwicklungszusammenarbeit (EZA) und ihrem fairen Handel. In 16 Kurzgeschichten habe er versucht, Brücken zwischen den "zwei Denkwelten" Europa und Afrika zu bauen. Themen, die bereits vor 50 Jahren wichtig waren, seien es heute noch immer, Winterstellers Fazit.
Mit seiner Initiative "Gambia-Sponsoring" wolle er einem Land helfen, das zu den ärmsten Ländern der Welt zähle, zu wenige NGOs gibt. So gehe es bei seinen Projekten um Gemüseanbau und, Schulessen für 65 Kinder und den Aufbau einer Schule. Winterstellern hat Afrika bislang fünfmal bereist, zweimal davon war er in Gambia: "Du darfst Gambia nicht im Stich lassen", sei sein Gedanke, der ihn für die Projekte der Direkthilfe antreibe. Zugleich seien es die Menschen, die Kultur, die Musik, die verbindet, "die Sprache, die die Menschen verstehen".
Anton Wintersteller: "Meine Reise nach Afrika" Eigenverlag story.one. Der Erlös des Buches kommt einem Schulprojekt in Gambia/Westafrika zugute. (Infos und Spendenmöglichkeit: https://gambia-sponsoring.blogspot.com, GAMBIA-SPONSORING: AT52 3501 5000 0012 5401)