Nach einem Monat im Amt sind erste Konturen des Pontifikats sichtbar. Kathpress-Rom-Korrespondent Ludwig Ring-Eifel analysiert die ersten Wochen von Papst Leo XIV.
Seit seiner feierlichen Einführung am 18. Mai hat Papst Leo XIV. bereits zahlreiche Termine und Ansprachen absolviert. Ein Monat ist vergangen, und wie Kathpress-Rom-Korrespondent Ludwig Ring-Eifel analysiert, beginnen sich die Linien seines Pontifikats klar abzuzeichnen – ein Regierungsstil, der sich in einigen Aspekten deutlich von dem seines Vorgängers Franziskus unterscheidet, aber auch wichtige Kontinuitäten wahrt.
Ein zentraler Pfeiler des neuen Pontifikats ist die Kontinuität mit Franziskus. Leo XIV. bekennt sich explizit zur Ernennung von Frauen in Führungspositionen und würdigt das päpstliche Sozial- und Umweltschreiben "Laudato si'". Auch die Vision einer inklusiven Kirche, die ohne Diskriminierung auf alle Menschen zugeht, sowie die Fortführung der von Franziskus belebten Synodalität – die Beteiligung aller Gläubigen – bleiben bestehen. Priester sollen weiterhin auf die Menschen zugehen und Solidarität mit den Schwächsten zeigen.
Gleichzeitig legt Leo XIV. einen starken Fokus auf den Ausgleich in der Kirche. Die unter Benedikt XVI. und Franziskus gewachsene Polarisierung, die von den Kardinälen vor der Papstwahl beklagt wurde, soll überwunden werden. Leo sieht es als seine Kernaufgabe an, die Einheit der Kirche zu fördern und Spaltungen zu überwinden, damit die Kirche selbst ein Vorbild in einer zerstrittenen Welt sein kann.
Auch in symbolischen und protokollarischen Fragen wählt Leo XIV. einen Mittelkurs zwischen dem strengen Stil Benedikts XVI. und der lockeren Art Franziskus'. Dazu gehört das Comeback des "Ringkusses" und die Wiederaufnahme von Gold neben Silber im päpstlichen Brustkreuz.
Ein deutliches Zeichen für den Unterschied beider Pontifikate ist die Papstwohnung. Während Papst Franziskus bewusst im Gästehaus Santa Marta wohnte – was finanzielle und organisatorische Herausforderungen mit sich brachte –, wird Leo XIV. in die offizielle Papstwohnung im Apostolischen Palast zurückkehren. Diese Rückkehr, die Renovierungskosten nach sich zieht, wird von Ring-Eifel als Symbol für "Aufräumarbeiten und die Rückkehr zur Ordnung nach zwölf Jahren Ausnahmezustand" interpretiert.
Ein scharfer Bruch mit dem Vorgänger zeigt sich in der Führung der Kurie. Leo XIV. will Kardinäle und vatikanische Behördenleiter stärker an Entscheidungen beteiligen. Bereits beim ersten Treffen mit dem Kardinalskollegium ließ er eine Aussprache zu. Seine Aussage "Die Päpste kommen und gehen, die Kurie bleibt" unterstreicht seinen Wunsch, sich selbst "klein zu machen" und die Bedeutung der Institution hervorzuheben – ein deutlicher Gegensatz zu Franziskus, der oft als alleiniger Entscheider auftrat. Auch die Rückkehr zu einem Privatsekretär – Edgard Ivan Rimaycuna Inga aus Peru – markiert einen Unterschied zu Franziskus, der auf einen langjährigen persönlichen Vertrauten in dieser Funktion verzichtete.
In der Außenpolitik wird von Leo XIV. eine berechenbare Strategie unter Federführung des Staatssekretariats erwartet. Dies steht im Gegensatz zur oft mehrgleisigen und teils spontanen Außenpolitik von Franziskus.
Trotz der bereits sichtbaren Konturen bleiben wichtige Zukunftsfragen der Kirche unbeantwortet. Dazu gehören das vatikanische Finanzdefizit und der ungeklärte Status der Weltbischofssynode. Ring-Eifel erwartet, dass Leo XIV. die Balance zwischen den Prinzipien der Synodalität und der bischöflichen Kollegialität wiederherstellen wird. Auch die mögliche Etablierung einer "kirchlichen Generalversammlung", bei der auch Laien mitbestimmen können, steht im Raum.
Unklar ist ferner, wie er mit anhängigen kirchlichen Gerichtsverfahren umgehen wird, darunter der Fall von Kardinal Angelo Becciu und das Verfahren gegen den früheren Jesuitenpater Marko Rupnik. Völlig offen ist auch die künftige Kommunikationsstrategie des Papstes, nachdem Franziskus oft mit spontanen Interview-Äußerungen für Schlagzeilen sorgte, während es von Leo XIV.6 bislang nur gefälschte Interviews im Netz gibt.
Die ersten Wochen im Pontifikat von Leo XIV. zeigen einen Papst, der auf Kontinuität in wichtigen Glaubens- und Sozialfragen setzt, aber auch bewusst neue Akzente in der Kirchenführung und der Kommunikation setzt, um die Einheit und Stabilität der Kirche zu stärken.