Diskussion von Kardinal Christoph Schönborn und Gerry Keszler in der Wiener Akademie für Evangelisation.
Diskussion von Kardinal Christoph Schönborn und Gerry Keszler in der Wiener Akademie für Evangelisation.
Weniger mit Vorurteilen, dafür mehr als Mensch begegnen.
"Zwischen zwei Welten - eine Begegnung als Tabubruch?" - So lautete der Titel einer Podiumsdiskussion mit Kardinal Christoph Schönborn und "Life Ball"-Gründer Gery Keszler, zu der die Akademie für Evangelisation am Mittwochabend, 6. April 2017 ins Wiener Figl-Haus geladen hatten. Kardinal Schönborn und Keszler waren sich bei einem Abendessen mit gemeinsamen Freunden erstmals begegnet und hatten rasch eine persönliche, wertschätzende Ebene gefunden, wie beide bestätigten. Man solle sich weniger mit Vorurteilen, weniger mit Kategorien, dafür mehr als Mensch begegnen, sagte der Kardinal. Eine Gemeinsamkeit der beiden: Der Kampf gegen HIV/Aids müsse verstärkt weitergehen.
"Ich weiß wenig über die Welt von Gery Keszler und ich weiß nicht, wie viel er über die Kirche weiß", so Kardinal Schönborn wörtlich. Die Replik Keszlers: "Die Kirche ist für mich wahrscheinlich etwas Selbstverständlicheres als für den Kardinal der Life Ball ist." Über mögliche Streitthemen sei bei den Treffen nur wenig gesprochen worden, stellten beide fest. Es sei vor allem um persönliche Themen, wie zum Beispiel den Tod von Gery Keszlers Mutter gegangen. Beeindruckt zeigte sich Kardinal Schönborn vom Einsatz Keszlers für Arme, die von HIV/Aids betroffen sind. Menschlich habe ihn Keszler sehr beeindruckt - auch wenn Meinungsverschiedenheiten bestehen bleiben würden.
Mit dem Reichtum des Westens wäre es leicht möglich, Aids in Afrika wirksam zu bekämpfen, sagte der Wiener Erzbischof. HIV/Aids hänge auch sehr stark mit den himmelschreienden Ungerechtigkeiten auf der Welt zusammen. Er erinnerte in diesem Zusammenhang auch an einen Besuch in Sambia im Jahr 2002, wo er u.a. in Ndola, begleitet vom inzwischen verstorbenen örtlichen Bischof Dennis De Jong die gesamte Problematik hautnah mitbekommen habe.
Der "Life Ball" sei für ihn in erster Linie ein Job, bekannte Keszler, "und keine Berufung": "Ich wollte mit etwas Lebens-Bejahendem einer tödlichen Krankheit begegnen", berichtete er über die Entstehung des Balls. Da HIV/Aids gesellschaftlich so negativ besetzt gewesen sei, ging es anfangs nur mit "blanker Provokation". Nachsatz: "Es gibt auch vieles, was ich am 'Life Ball' nicht mag." Und: "Es gibt auch einen Gery Keszler, der überhaupt nicht der 'Life Ball'-Organisator ist."
Die "Life Ball"-Pause 2016 sei für ihn persönlich wichtig gewesen, 2017 wolle er mit dem Ball nun auch vor antidemokratischen Tendenzen warnen, so Keszler. Kardinal Schönborn griff dies auf und sprach von einer "gefährlichen Situation": "Wir zündeln mit dem Feuer." Einem schleichenden Hinübergleiten in totalitäre Ansätze müsse frühzeitig gegengesteuert werden, mahnte der Kardinal.
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