Steinmeier in "Focus": "Deutschland ist und bleibt ein kulturell vielfältiges Land".
Steinmeier in "Focus": "Deutschland ist und bleibt ein kulturell vielfältiges Land".
Politische Stabilität hängt auch von sozialer Sicherheit für die Menschen ab.
Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich als bekennenden Christen bezeichnet. Er habe sich auch nie bemüht, das zu verbergen, sagte Steinmeier dem Magazin "Focus" (Samstag). Dazu gehörten sein jahrelanges öffentliches Engagement beim Deutschen Evangelischen Kirchentag und auch "die private und sehr persönliche Pflege" seines Glaubens. Auf die Frage, ob der Islam 2043 noch zu Deutschland gehören werde, sagte der Bundespräsident, dass die christlich-jüdische Tradition für die Gesellschaft hier prägend sei. "Aber Deutschland ist und bleibt ein kulturell vielfältiges Land." Selbstverständlich werde ein relevanter Teil der deutschen Bevölkerung in 25 Jahren muslimischen Glaubens sein.
Weiters äußerte sich Steinmeier auch zu aktuellen gesellschaftlichen Trends und Entwicklungen: So bezeichnete halte er die digitale Revolution für wirkmächtiger als die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts. Vor allem sei sie sehr viel schneller; es dürfe daher nicht dazu kommen, dass es eine Arbeitsteilung gebe zwischen denen, die nur die Vorteile der Digitalisierung abschöpften, und denen, die dafür bezahlten. Das würde den Zusammenhalt der Gesellschaft zerstören und deshalb dürfe dies nicht hingenommen werden.
Das Ende der Arbeit sei schon öfter vorhergesagt worden, eingetreten sei es aber bisher nicht, gab Steinmeier zu bedenken. "Aber wir müssen wissen: Die politische Stabilität unseres Landes hängt auch von der Funktionsfähigkeit der sozialen Sicherungssysteme ab." Diese sei gewährleistet, solange Anteile vom Arbeitseinkommen für ihre Finanzierung zur Verfügung stünden. Die Wirtschaft trage hier eine besondere Verantwortung. Es liege in ihrem Interesse, mit der Politik einen neuen Sozialvertrag zu entwickeln. Dessen Ziel sei, die sozialen Sicherungssysteme unter veränderten Bedingungen zu erhalten. Die Debatte dazu müsse jetzt stattfinden.
Das Digitale macht den Worten des Bundespräsidenten zufolge auch vor Politik und Demokratie nicht Halt. Aber das Gute an der Demokratie sei ja, dass sie den Raum für Neuerungen und ihre Gestaltung schaffe. Noch gebe es keine direkte Gefährdung der Demokratie, aber die Herausforderungen würden bereits deutlich. Dazu gehöre die Frage der sogenannten Echoräume im Internet, aber zum Beispiel auch, wer über die Löschung illegaler Inhalte in den sozialen Medien entscheide.