Geht des nach der Regierung, ist künftig der Karfreitag ab 14.00 Uhr ein "halber Feiertag" für alle.
Geht des nach der Regierung, ist künftig der Karfreitag ab 14.00 Uhr ein "halber Feiertag" für alle.
Kirchenverantwortliche starten Online-Unterschriftenaktion gegen geplante Regelung. Für Evangelische bedeute die geplante Regelung eine eindeutige Schlechterstellung zum Status quo und eine Beschneidung ihres Minderheitenrechtes.
Die evangelische Kirche in Österreich will den Verlust eines "halben" Karfreitag-Feiertages, wie von der Regierung geplant, nicht einfach hinnehmen. Seit Donnerstagfrüh, 21. Februar 2019 läuft die Unterschriftenaktion "Einen GANZEN Feiertag für alle" im Internet. Unter dem Link "https://mein.aufstehn.at/petitions/karfreitag-feiertag-fur-alle" sammelt die evangelische Kirche Unterschriften, die die politisch Verantwortlichen noch zum Umdenken bewegen sollen. Federführend hinter der Initiative stehen der Kärntner Superintendent Manfred Sauer und die Vizepräsidentin der evangelischen Synode, Gisela Malekpour.
Für Evangelische bedeute die geplante Regelung eine eindeutige Schlechterstellung zum Status quo und eine Beschneidung ihres Minderheitenrechtes. "Wir sind nicht bereit, auf den wichtigsten Feiertag in unserer Kirche zu verzichten! Denn ohne Karfreitag kein Ostern. Ohne Jesu Sterben keine Auferstehung und damit keine Erlösung", heißt es im Begleittext zur Unterschriftenaktion. Bis jetzt gebe es keine halben Feiertage, so wie es gesetzlich auch keine halben Urlaubstage gibt.
Für die meisten Beschäftigten bedeute diese Regelung eine zusätzliche Freizeit von zwei Stunden, heißt es weiter, zudem wird auch auf verschiedene arbeitsrechtliche Fragen hingewiesen. Der Text schließt mit der Klarstellung: "Wirtschaft, Tourismus, Freizeitindustrie und Verkehrsplanung sind wichtige Größen in unserem Land, aber wir sind nicht bereit dem alles unterzuordnen."
Synodenpräsident Peter Krömer wurde am Mittwochabend vom Evangelischen Pressedienst in einer Aussendung zitiert, wonach die Evangelischen Kirchen nach wie vor für den Karfreitag als gesetzlichen Feiertag eintreten und dafür kämpfen wollten. Es werde eine gesetzliche Regelung für den Karfreitag angestrebt, bei der allenfalls auch kirchliche bzw. religiöse Feiertage anderer gesetzlich anerkannten Minderheitskirchen und Minderheitsreligionsgesellschaften in Österreich mitberücksichtigt bzw. mitgeregelt werden sollten. Denn, so der Synodenpräsident, "die wichtige Frage gesetzlicher Feiertage aller gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften in Österreich sollte sauber und nicht diskriminierend im Sinne des Unionsrechtes geregelt werden".
Das bedeute, dass auch Fragen der Feiertage der Israelitischen Kultusgemeinde und der beiden gesetzlich anerkannten Religionsgesellschaften des Islams mitzubedenken seien. Diesen Beschluss des Leitungsgremiums habe Bischof Michael Bünker immer wieder in diesem Sinn in der Öffentlichkeit kommuniziert. Möglich wäre dies etwa bei der ebenfalls diskutierten Variante gewesen, wonach jeder einen individuell bestimmbaren freien Tag zur Ausübung der Religion nützen könnte.
"Es macht nämlich keinen Sinn, jedes Jahr betreffend einer anderen gesetzlich anerkannten Kirche und Religionsgesellschaft um eine Feiertagsregelung einen Rechtsstreit zu führen", erklärte Krömer. Der Gesetzgeber müsse sich auch angesichts der in der Europäischen Menschenrechtskonvention verbrieften Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit dieser Problematik stellen.
Beim Pressefoyer nach dem Ministerrat am Mittwoch wurde Minister Gernot Blümel von Journalisten daran erinnert, dass er der Evangelischen Kirche eine Lösung in Aussicht gestellt hatte, die niemandem etwas wegnehme. Weil die Evangelischen nun aber wie alle anderen am Karfreitag erst ab 14 Uhr frei bekommen sollen, wurde der Minister gefragt, ob die Menschen evangelischen Glaubens denn "niemand" seien.
Blümel reagierte darauf verstimmt. "Diese Frage ist doch absurd", sagte er. Man sei mit der ursprünglichen Regelung sehr zufrieden gewesen. Nach dem EuGH-Urteil habe man Rechtssicherheit angestrebt und eine Lösung geschaffen, die möglichst nahe an der ursprünglichen Lösung geblieben sei.
Als Blümel dennoch erneut an die Kritik des evangelisch-lutherischen Bischofs Michael Bünker erinnert wurde, sprang Minister Norbert Hofer für ihn in die Bresche. Blümel habe alles getan, um einen guten Kompromiss zu finden, betonte er. Im Übrigen, so Hofer, habe Bischof Bünker auch muslimische Feiertage in Österreich gefordert. "Ob das absurd ist oder nicht, soll jeder selbst beurteilen", meinte Hofer. Er selbst und die Österreicher hätten mit so etwas keine große Freude, so der FPÖ-Regierungskoordinator.