Ein gutes Beispiel für das Verhältnis von Kontakt und Rückzug gebe der Benediktinerorden, so der Theologe.
Ein gutes Beispiel für das Verhältnis von Kontakt und Rückzug gebe der Benediktinerorden, so der Theologe.
"Nicht nur passiv nach Hause zurückziehen und gucken, wie viele Todesfälle es wieder gibt"
Nach Einschätzung des deutschen Psychotherapeuten und Theologen Manfred Lütz können durch die Coronakrise zwischenmenschliche Beziehungen vertieft werden. Die Menschen müssten jetzt aktiv werden "und sich nicht einfach nur passiv nach Hause zurückziehen und gucken, wie viele Todesfälle es wieder gibt", sagte er am Donnerstag dem Sender WDR 5. Mit der Reduzierung von sozialen Kontakte seien die körperlichen und nicht die geistigen gemeint. "Man muss jetzt Menschen, die einsam sind, anrufen und nicht denken, es stört", so Lütz. Auch die Sozialen Netzwerke könnten genutzt werden.
Der ehemalige Chefarzt des Kölner Alexianer-Krankenhauses sieht in der Quarantänesituation aber auch Gefahren für zwischenmenschliche Kontakte. Wichtig sei es, "dass man nicht dauernd miteinander quatscht". Gar nicht miteinander reden, gehe natürlich auch nicht.
Lütz schlägt deswegen verabredete abendliche Gespräche von etwa einer dreiviertel Stunde vor. "Und über Tag quatschen wir eben nicht miteinander - und jeder geht seinen Tätigkeiten nach."
Ein gutes Beispiel für das Verhältnis von Kontakt und Rückzug gebe der Benediktinerorden, so der Theologe. Dieser habe "seit 1.500 Jahren Quarantäne". Die Benediktregel gebe aber einen guten Weg vor, das Alleinsein des Mönches mit dem Leben in Gemeinschaft zu verbinden. Generell gelte aber, dass jeder Mensch mit dem Zurückfahren des sozialen Lebens anders umgehe. Die einen könnten gut mit sich allein sein, anderen "geht das furchtbar auf den Zeiger". Jeder solle sich fragen: "Wie bin ich mit einer vergleichbaren Situation früher mal umgegangen?"
Als besonders wichtig während der derzeitigen Situation erachtet Lütz die Tätigkeit der Tafeln. Diese seien kein Luxus, sondern für viele bedürftige Menschen notwendig. In den Tafeln arbeiteten aber häufig Senioren, die zur Corona-Risikogruppe gehörten. Deshalb sollten junge Menschen, Ministranten und Firmlinge, sich den Tafeln zur Verfügung stellen. "Die könnten jetzt gepackte Kisten vor das Haus von Menschen stellen, die bedürftig sind."