Fasten ist im Judentum mit Gedenk- und Feiertagen verbunden. Im Mittelpunkt stehen Gebet und Neuausrichtung auf Gott.
Eine richtige FastenZEIT im Sinne einer längeren Periode gibt es im Judentum nicht. Fasten ist im Allgemeinen an bestimmte Fest- und Gedenktage gebunden. Im Normalfall beginnt ein Fasttag mit Sonnenaufgang und endet zu Sonnenuntergang. Konkret bedeutet Fasten im Judentum vollständiger Verzicht sowohl auf feste als auch flüssige Nahrung.
Besonders bedeutend ist der Yom Kippur, der einzige in der Thora erwähnte Fasttag. Er beginnt zu Sonnenuntergang des Vorabends und endet beim folgenden Sonnenuntergang. An ihm verzichten Juden nicht nur auf Speisen und Getränke, sondern auch auf Schmuck, Konsum jeder Art aber auch auf Körperpflege oder das Tragen von Lederschuhen. Im Mittelpunkt steht das Gebet, das als eine Einkehr ins eigene Herz verstanden wird. Im Hebräischen ist das Verb „Beten“ ein Reflexverb: der Mensch „betet sich“. Dabei tritt er in einen inneren Dialog mit Gott, der in ihm wohnt. So verstanden zielt Gebet auf Veränderung und Neuorientierung ab.
Der Yom Kippur ist aber auch Höhepunkt von Bußtagen, die mit dem Neujahrsfest (Rosh Hashana) begonnen haben. Die ganze Gemeinde steht vor G‘tt, klagt sich gemeinsam an und bittet um Erbarmen und Verzeihung. Wesentlich ist dabei das Bekenntnis im Plural. Schuld ist nicht einfach eine Sache zwischen dem Einzelnen und Gott, sondern hat immer sozialen Charakter. An einem einzigen Punkt im Gottesdienst des Yom Kippur tritt der/die Vorbetende vor Gott und bittet im Singular im Namen der ganzen Gemeinde um Vergebung.
Das äußere Fasten steht im Dienst der Umkehr und Neuausrichtung auf Gott, die immer auch eine Neuausrichtung hin zum Nächsten ist. Das äußere Fasten allein bleibt unvollständig, wenn es nicht den Menschen von innen her umformt. Umkehr, Gebet und gute Werke sind damit die drei wesentlichen Elemente des Fastens im Judentum insgesamt.