Hochkarätige Referenten erörtern in vier Veranstaltungen in der Wiener Erwachsenenbildungseinrichtung der "Theologischen Kurse" im Mai Fragen rund um das Thema Gender.
Das gesellschaftlich wie innerkirchlich heiß diskutierte Thema Gender steht im Fokus einer aktuellen Veranstaltungsreihe in der Wiener "Akademie am Dom". In vier Vorträgen im Mai sollen Fragen rund um Gender, Geschlecht, Religion und Kirche diskutiert werden, kündigten die "Theologischen Kurse" in einer Presseaussendung am Donnerstag an. Unter den Referenten sind die Wiener Religionspädagogin Prof. Andrea Lehner-Hartmann, der Brixner Moraltheologe Prof. Martin Lintner, der Bonner altkatholische Theologe Prof. Andreas Krebs sowie der Hamburger Historiker und Literaturwissenschaftler Kai Michel und der Züricher Zoologe und Anthropologe Carel van Schaik.
Während im gesellschaftlichen Diskurs die Unterscheidung von biologischem und sozialem Geschlecht der Aufdeckung von Ungerechtigkeiten und der Bekämpfung von geschlechterabhängiger Diskriminierung dient, kommen im religiösen bzw. kirchlichen Raum weitere Fragen hinzu, die für Kontroversen sorgen: Gibt es eine natürliche Ordnung, die auf nur zwei Geschlechter begrenzt ist? Verstößt gleich- oder nicht binär-geschlechtliche Liebe gegen göttliche Gebote? Und darf die Kirche Menschen aufgrund ihres Geschlechts von Ämtern und Diensten ausschließen?
Die Wiener Religionspädagogin Prof. Andrea Lehner-Hartmann bietet in ihrem Vortrag am 24. Mai unter dem Titel "Was Sie schon immer über 'Gender' wissen wollten" ein erstes "ABC der wichtigsten Begriffe". Schließlich sei sachliches Basiswissen notwendig, um die Debattenlage richtig einzuordnen und kompetent daran teilnehmen zu können, heißt es in der Ankündigung. Der Bonner altkatholische Theologe Prof. Andreas Krebs setzt im Anschluss daran ebenfalls am 24. Mai fort mit einer theologischen Annäherung unter dem Titel "G*tt queer gedacht". Darin wird er laut Ankündigung die These entfalten, dass ein rein binäres Geschlechtermodell die Wirklichkeit Gottes unterläuft, die sich nicht auf ein Entweder-Oder (männlich oder weiblich) begrenzen lasse, sondern "unendlich mehr als beides" meine.
Am 25. Mai setzt der Brixner Moraltheologe Prof. Martin M. Lintner die Veranstaltungsreihe fort mit einem Vortrag über Sexualität als "integraler Bestandteil personaler Identität" und stellt die Frage: "Was sind 'irreguläre' Beziehungen?" (unter Bezugnahme auf eine entsprechende Formulierung von Papst Johannes Paul II. in seinem Schreiben "Familiaris Consortio", 1981, das u. a. etwa sexuelle Beziehungen jenseits der sakramentalen Ehe als "irregulär" bezeichnet).
Den Abschluss der Veranstaltungsreihe bildet schließlich am 31. Mai ein Vortrag des Hamburger Historikers und Literaturwissenschaftlers Kai Michel und des Züricher Zoologen und Anthropologen Carel van Schaik unter dem Titel "Die Wahrheit über Eva. Zur Erfindung der Ungleichheit von Mann und Frau". Dabei soll die Frage der Ungleichheit der Geschlechter im wahrsten Sinne bis zu Adam und Eva zurückverfolgt werden.
Die "Akademie am Dom" ist eine Erwachsenenbildungseinrichtung der Erzdiözese Wien und den "Theologischen Kursen" zugeordnet. Ihr Ziel ist es, Lebens- und Glaubensfragen im Kontext von Theologie, Kirche, Religion, Wissenschaft, Politik und Kultur zu diskutieren und dabei aktuell, wissenschaftlich und verständlich ein breites Publikum anzusprechen.
Infos: www.akademie-am-dom.at