Rosenregen für Ingeborg Schödl.
Rosenregen für Ingeborg Schödl.
Auszeichnung für langjährige Verdienste um Bekanntmachung und Seligsprechung der Gründerin der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis.
Hohe Auszeichnung für die Publizistin Prof. Ingeborg Schödl. Sie erhielt am Dienstag, 8. November 2016 für ihr langjähriges Engagement für die Bekanntmachung der Gründerin der Caritas Socialis (CS), Hildegard Burjan (1883-1933), den gleichnamigen Ehrenpreis. Schödl profilierte sich u.a. als Burjan-Biografin, langjährige Vizepostulatorin im Seligsprechungsprozess Burjans und als Vorsitzende des "Hildegard Burjan Forums".
Im Gespräch mit "Kathpress" am Rande der Preisverleihung in Wien nannte Schödl die Seligsprechung Burjans 2012 - "gegen alle Widerstände" - und die Enthüllung einer Stele zum Gedenken an die CS-Gründerin im Stephansdom 2015 als herausragende Ereignisse bzw. Erfolge ihrer Tätigkeit. Schödl zeigte sich zuversichtlich, dass Hildegard Burjan weiterhin in der Öffentlichkeit präsent bleibe: "Ich denke, sie passt in ihrem Tun und Wirken ins 21. Jahrhundert." Sie hoffe sehr, so Schödl, "dass die Erzdiözese Wien immer mehr wahrnimmt, was sie hier für einen Schatz hat, aus dem man etwas machen kann".
Der heuer zum vierten Mal vergebene Hildegard-Burjan-Ehrenpreis richtet sich an Menschen, die für die Caritas Socialis Besonderes bewirkt haben. CS-Generalleiterin Sr. Susanne Krendelsberger überreichte die Auszeichnung gemeinsam mit drei ehemaligen Generalleiterinnen, mit denen Ingeborg Schödl zusammengewirkt hatte. Krendelsberger dankte zugleich den Mitgliedern des Hildegard-Burjan-Komitees, das sich im Vorfeld der Seligsprechung engagiert hatte und den Personen, die danach im "Hildegard Burjan Forum" mitgewirkt haben.
Die Laudatio für Schödl hielt der emeritierte Wiener Weihbischof Helmut Krätzl. "Ingeborg Schödl geht und bleibt. Sie hat über 35 Jahre bei den CS-Schwestern das Erbe der Ordensgründerin bis hin zur Seligsprechung 2012 hochgehalten und ins Gespräch gebracht", würdigte er die Verdienste der Publizistin. Durch die Vernetzung in Kirche und Gesellschaft habe Schödl immer wieder beides aus dem Glauben heraus gestaltet und verändert, so der Weihbischof. Der Einsatz für die Frau, die Ehe und Familie zeichne sie aus. Das bleibe.
"Was Ingeborg Schödl getan hat, hat sie energisch und mit Nachdruck getan, auch wenn manche kirchlichen Würdenträger etwas erzittert sind", fügte Krätzl hinzu. Ingeborg Schödl sei Hildegard Burjan sehr ähnlich, so das Resümee des Weihbischofs.
Sr. Krendelsberger stellte in ihren Schlussworten fest, dass Schödl und das von ihr gegründete Komitee und Forum dazu beigetragen hätten, dass Hildegard Burjan heute weit über die Caritas Socialis hinaus bekannt ist. Die Schwesterngemeinschaft werde "auch in Zukunft dafür sorgen, dass es um Hildegard Burjan nicht ruhig wird" und weiter Impulse für die heutige Gesellschaft von ihr ausgehen können.
Die 1934 geborene Ingeborg Schödl hat sich als Journalistin und Buchautorin vorrangig mit gesellschaftlich relevanten Themen wie Familienbildung, Altern, Medienverantwortung sowie der Stellung der Frau in Gesellschaft und Kirche beschäftigt. Im Katholischen Familienverband Österreich war sie Chefredakteurin der Zeitschrift "Ehe und Familie" sowie Vizepräsidentin. Neben ihren Buchveröffentlichungen arbeitete sie immer wieder als freie Journalistin und Kolumnistin u.a. für die Zeitschrift "miteinander" des Canisiuswerks. Als Vizepostulatorin im Seligsprechungsverfahren setzte sie sich für die Seligsprechung der Politikerin und Gründerin der Caritas Socialis Hildegard Burjan ein.
Die Preisverleihung an Prof. Schödl fand im Rahmen des 20. und letzten "Hildegard Burjan Gesprächs" statt. Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Hildegard Burjan: Impulsgeberin gestern - heute - morgen". Silke Kobald, Bezirksvorsteherin von Wien-Hietzing, beleuchtete das Spannungsfeld "Frauen in der Politik". Sie würdigte Burjan insofern, als diese sich in einer von Männern dominierten Welt bewegt und neues Terrain erobert habe - und zwar in einer Zeit, als Frauen erst das Wahlrecht bekamen. Bis heute würden Frauen, die sich politisch engagieren, dem Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie unterliegen, so Kobald.
Der Wiener Theologe Gerhard Marschütz sprach u.a. von der recht "kindlichen Gläubigkeit" Burjans, die sich etwa auch dadurch ausdrückte, dass sie fast nie die Kirche kritisierte. Ihre Persönlichkeit habe dem katholischen Frauenbild dennoch nicht entsprochen. Kritik an ihrem Weg habe Burjan ignoriert. Marschütz erinnerte daran, dass Frauen früher ihre Männer um Einwilligung bitten mussten, wenn sie außer Haus einer Betätigung nachgehen wollten und fragte, was aus Burjan geworden wäre, wenn ihr Mann diese verweigert hätte.
Christina Hallwirth-Spörk, Leiterin der stationären Pflege der CS-GmbH, betonte, dass Burjan für sie und viele Mitarbeiterinnen ein großes Vorbild sei. Würde Burjan heute leben und wirken, würde sie Menschen mit Demenz in den Blick nehmen, zeigte sich die CS-Mitarbeiterin überzeugt.
Hildegard Burjan wurde am 30. Jänner 1883 in Görlitz a. d. Neiße als zweite Tochter einer liberalen jüdischen Familie geboren. Nach einer schweren Erkrankung fand sie zum katholischen Glauben. Mit ihrem Gatten Alexander übersiedelte sie 1909 nach Wien und begann sich hier, intensiv für die Randgruppen der Gesellschaft zu engagieren. 1919 zog sie als erste christlichsoziale Abgeordnete in das Parlament der 1. Republik Deutsch-Österreich ein. Als verheirate Frau und Mutter gründete sie die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis (CS), deren Vorsteherin sie bis zu ihrem Tod im Jahre 1933 blieb.
Heute arbeiten rund 900 Mitarbeiter und Schwestern in den CS-Einrichtungen gemeinsam mit rund 400 ehrenamtlich Engagierten und 500 Praktikantinnen, um den Gründungsauftrag Hildegard Burjans zu erfüllen.
Die Caritas Socialis begleitet Menschen vom Beginn bis zum Ende des Lebens: Mütter mit ihren Kindern im Haus für Mutter und Kind (MUKI) und in Brasilien, Hilfesuchende in den CS Beratungsdiensten, Menschen mit Multiple Sklerose in den MS-Spezialeinrichtungen, Menschen mit Demenz in den Alzheimer- und Demenzbetreuungseinrichtungen sowie ältere und hochbetagte Menschen in den integrativ-geriatrischen Einrichtungen und unheilbar kranke Menschen im CS Hospiz Rennweg.
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