Erste Begegnung in Innsbruck: der ernannte Bischof Hermann Glettler mit Diözesanadministrator Jakob Bürgler.
Erste Begegnung in Innsbruck: der ernannte Bischof Hermann Glettler mit Diözesanadministrator Jakob Bürgler.
Gebet im Dom von Innsbruck mit Hermann Glettler. Zahlreiche Gratulationen.
Mit einem "Gebet für und mit dem Bischof" hat der neu ernannte Bischof von Innsbruck einen geistlichen Grundton für sein künftiges Wirken gesetzt: "Ich will mit dem Gebet beginnen", sagte Hermann Glettler unmittelbar nach Bekanntgabe seiner Ernennung durch Papst Franziskus vor zahlreichen Gläubigen im Innsbrucker Dom am Mittwoch, 27. September 2017. Die schlichte geistliche Feier endete mit einer berührend Geste: Gletter bat knieend vor dem Altar im Blick auf das berühmte Marienbild im Dom um das Gebet und den Segen für ihn und war dabei von den Gläubigen umringt, die ihm die Hände auflegten.
Am Beginn der Andacht verlas Diözesanadministrator Jakob Bürgler das päpstliche Ernennungsschreiben und wurde dabei vom spontanen Applaus der Gläubigen unterbrochen, als der Name von Hermann Glettler proklamiert wurde. "Mit dieser Ernennung geht eine lange und belastende Zeit in der Diözese Innsbruck zu Ende", sagte Bürgler, der seit Jänner 2016 an der Spitze der Kirche in Tirol stand.
In einem kurzen geistlichen Wort sagte Glettler unter Bezugnahme auf den biblischen Text bei der Feier: "Ich habe Ja gesagt im Vertrauen auf den aufbauenden Geist Gottes." Seine Berufung zum Bischof entspreche ganz dem Paulus-Brief in dem es heißt, "dass Christus uns nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seiner Gnade berufen hat". In diesem Vertrauen wolle er seinen neuen Dienst in der Diözese aufnehmen. Gleichzeitig verwies Glettler auf sein Kernanliegen, das er bereits als Bischofsvikar für Evangelisation in der Diözese Graz-Seckau ausgeübt hat und erklärte: "Evangelisation ist nicht Propaganda, sondern ermöglicht die Begegnung mit Jesus Christus, der das Leben schenkt."
Die Ernennung von Hermann Glettler zum neuen Innsbrucker Bischof hat zahlreiche positive Reaktionen aus der Kirche im In- und Ausland hervorgerufen. Er freue sich nach der "allzu langen Zeit des Wartens" mit der Diözese Innsbruck, schrieb etwa der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der Glettler am 2. Dezember die Bischofsweihe spenden wird, in einer Stellungnahme vom Mittwoch. Glettler werde den von seinen Vorgängern vorgezeichneten Weg sicher weitergehen und die Kirche in eine gute Zukunft führen werde, so der Erzbischof.
Er kenne den bisherigen Bischofsvikar der Diözese Graz-Seckau aus der gemeinsamen Zeit in Graz sehr gut und schätze ihn, betonte Lackner. Über viele Jahre sei der künftige Innsbrucker Oberhirte "Pfarrer mit Engagement und Hingabe" gewesen, zudem auch ein "tiefgläubiger Priester, geprägt von einer großen Offenheit in Fragen Kunst, Kultur und Andersdenkenden gegenüber", beschrieb Lackner Glettlers Person.
Besonderer Dank gebühre auch dem Innsbrucker Administrator Jakob Bürgler, der die Diözese nach der Versetzung von Bischof Manfred Scheuer nach Linz fast zwei Jahre lang "bedacht geleitet und vertreten" habe, wie Lackner hervorhob. Ähnlich äußerte sich hier der Feldkircher Bischof Benno Elbs, der Bürgler angesichts seiner eigenen Erfahrungen als Diözesanadministrator in Feldkirch "mit größtem Respekt" für die gute Zusammenarbeit dankte.
Dem künftigen Oberhirten seiner östlichen Nachbardiözese bescheinigte Bischof Elbs eine "unverkennbar direkte Verbindung zu den Menschen". Glettler sei "ein Mann der Kunst, ein Mann der Kirche und ein Mensch, der Glauben immer vom Menschen her und mit den Menschen denkt", so Elbs, und weiter: "Er kennt die Basis aus seiner Arbeit im denkbar buntesten Viertel von Graz und er kennt die Sorgen und Nöte der Menschen heute ebenso wie ihre Freuden und Hoffnungen."
Beeindruckt habe ihn selbst, als Glettler einmal Referent der Feldkircher "Theo-Tage" war und bei den Diskussionen über Leben und Glaube "sofort den richtigen Draht zu den rund 600 Jugendlichen gefunden" habe, berichtete Elbs. Nicht nur die Jugendlichen hätten dies geschätzt.
Die nach langem Warten erfolgte Bestellung von Hermann Glettler zum Bischof von Innsbruck ist auch für die Nachbardiözese Bozen-Brixen ein "Grund zur Freude": Das hat der Südtiroler Bischof Ivo Muser am Mittwoch in seinem Glückwunschschreiben betont. Seinem künftigen Innsbrucker Amtskollegen Glettler wünschte Muser darin, er möge "Brückenbauer für alle Gesichter, Stimmen, Freuden, Sorgen und Charismen, die es in der Diözese Innsbruck" sein. Er solle die Gläubigen mit "Hoffnung, Einsatz und Gelassenheit" Jesus Christus als Grundfeste der Kirche erkennen helfen.
Muser hob zudem auch die Verbindung der Nord- und der Südtiroler Diözese hervor - "durch eine lange Geschichte, aber auch durch viele Gemeinsamkeiten, durch gute, nachbarschaftliche Beziehungen und durch bewährte Formen des Austauschs und der Zusammenarbeit in der Gegenwart". Er hoffe "auf eine gute Nachbarschaft und auf viele Begegnungen - diesseits und jenseits des Brenners", so der Bischof an seinen designierten Innsbrucker Amtskollegen.
Als ein "Zeichen der Öffnung" gerade im Jahr des Reformationsjubiläums hat der Superintendent der evangelischen Kirche in Salzburg und Tirol, Olivier Dantine, die Innsbrucker Bischofsernennung bezeichnet. In einem persönlichen Gratulationsbrief wird Glettler als "sozial engagierter Pfarrer, dessen Herz für das Engagement für Flüchtlinge und auch für die interreligiöse Begegnung schlägt" gewürdigt. Man freue sich auf die zukünftige ökumenische Zusammenarbeit, so Dantine.
In seinem Schreiben nimmt Dantine auch auf die Kunst-Affinität Glettlers Bezug. Als Theologe habe der künftige Bischof "über die Kunst Wege zur Begegnung weit über die römisch-katholische Kirche hinaus" eröffnet. Hervorgehoben wurde auch Glettlers Aufträge an zeitgenössische Künstler für die Neugestaltung seiner Pfarrkirche St. Andrä sowie die internationalen Gottesdienste afrikanischer und spanischsprachiger Gemeinden am selben Ort.
Glücklich über Glettlers Bischofsernennung äußerte sich auch die Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für Entwicklung und Mission (KOO). Glettlers Person vereinige Kontemplation, Beten, soziales Handeln und Mission, erklärte KOO-Geschäftsführer Heinz Hödl am Mittwoch gegenüber Kathpress. Glettler habe sich schon bisher in großem Ausmaß für die Weltkirche engagiert, die er als "lebendige Solidar-, Gebets- und Lerngemeinschaft" verstehe und sich selbst immer als deren Teil sehe. Hödl: "Ich bin voller Hoffnung und Freude darüber, dass Hermann Glettler ein sehr guter Bischof in Innsbruck und ein guter Hirte für die Gläubigen wird."
Das Soziale, Ökologische und Politische sei als christlicher Auftrag zur Gestaltung der Welt zwar notwendig, die Transzendenzerfahrung dürfe dabei aber nicht fehlen, betonte Hödl. Gut bei Hermann Glettler aufgehoben sei "die zentrale Frage der Evangelisierung in einer weithin säkularen und religiös multioptionalen Welt", die da laute: "Wie wird die Botschaft des Evangeliums, wie wird der Glaube zur Erfahrung?" Das Evangelium müsse schließlich verkündet, der christliche Glaube "vorgestellt" und gelehrt werden. "Wenn der Glaube zur persönlichen Erfahrung wird, wird er lebendig und prägt das Leben", so der Kirchenfachmann.