Neuausrichtung des Traditionsblattes ist mit innovativer Digitalisierung und Archivnutzung verbunden. Präsentation im Rahmen eines Festes in Wien mit viel Prominenz.
Die traditionsreiche katholische Wochenzeitung "Die Furche" macht mit einer Digitalisierungs-Offensive Schätze aus ihren Archiv zugänglich und will damit ein neues Kapitel ihrer 1945 beginnenden Erfolgsgeschichte schreiben. Details dieser vom Styria-Medienkonzern mitgetragenen, innovativen Neuausrichtung wurden im Rahmen eines Festes am Donnerstagabend, 24. Oktober 2019, in der "mumok Hofstallung" in Wien mit viel Prominenz präsentiert. Als Moderatorinnen agierten die - von Herausgeber Prof. Heinz Nußbaumer vielbeklatscht als "Powerteam" bezeichneten - zwei Frauen an der Spitze der Furche: Geschäftsführerin Nicole Schwarzenbrunner und die seit August als erste weibliche Chefredakteurin tätige Doris Helmberger-Fleckl.
Das insgesamt 15-köpfige Team der Furche - davon sind zehn redaktionell tätig - wolle der Traditionszeitung "wieder die Öffentlichkeit verschaffen, die ihr zusteht", begründete Schwarzenbrunner den Modernisierungsschub, der heutzutage nur digital erfolgen könne. Beim Nachdenken darüber, was den Schatz der Furche ausmacht, sei man rasch auf deren Archiv, auf die darin abgebildete Zeitgeschichte und die vielen großen "Köpfe" gekommen, die seit 1945 für das Blatt schrieben: darunter Friedrich Heer, Vaclav Havel, Kardinal Franz König, Ilse Aichinger oder Elfriede Jelinek.
"Wir wollen die Furche als Zeitgeschichte-Dokument greifbar und nutzbar machen", sagte deren Geschäftsführerin. "Denn die gesellschaftlich-ethischen, wissenschaftlichen, kulturpolitischen und philosophischen Diskussionen sind das, was die Furche seit mehr als sieben Jahrzehnten und noch immer auszeichnet." Schwarzenbrunner zeigte sich überzeugt, dass es neben der bisherigen Leserschaft "viele Menschen gibt, die noch gar nicht wissen, dass sie die Furche lesen möchten. Und auch diese wollen wir ansprechen."
Mithilfe eines "Navigators" können Interessierte ab sofort auf einer Zeitlinie aktuelle Diskurse mit jenen der letzten 20 Jahre zu diesem Thema abrufen, erklärte Helmberger-Fleckl. Im Endausbau sollen alle 90.000 Papier-Seiten, die das Furche-Archiv umfasst, digital zugänglich sein. Auf der neu gestalteten Furche-Website www.furche.at finden sich auch brisante Beiträge aus den aktuellen Ausgaben, derzeit ein Artikel der renommierten Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann mit dem Titel "Erinnern ist verknüpfen", ein Überblick der Feuilleton-Redaktion über die aktuelle Handke-Debatte sowie ein Streifzug durch das Thema Klimawandel anhand von ausgewählten Beiträgen von 1998 bis zur Gegenwart.
Auch die Printausgabe zeigt sich von neuen Seiten, wies Helmberger-Fleckl hin. Ab sofort gibt es mit "Journal", "Kompass" und "Feuilleton" drei Bücher statt nur einem. Eine neue "Diskurs"-Doppelseite bündelt Meinungselemente, ein innerredaktionell bespieltes "Pro und Contra" ist ebenso zu lesen wie die Rubrik "Diesseits von Gut und Böse" für philosophisch-ethische Gastkommentare zu aktuellen Fragen. Laut der Chefredakteurin soll das Profil der Furche als "Diskursblatt" geschärft und auch dadurch neue Leser angezogen werden.
Partner bei der Erstellung des "Navigators" war die Wiener Digital-Agentur strg.at. Ziel war es, Inhalte auf neue Art und Weise zu integrieren und zu vernetzen. Wie sich z.B. die Debatte zum Thema Abtreibung verändert hat, könne nicht allein durch die digitale Abbildung alter Zeitungsausgaben beantwortet werden: "Man muss alte und neue Artikel verknüpfen. Mit Hilfe von Algorithmen, die wie neuronale Netze funktionieren, werden Furche-Inhalte also semantisch analysiert", heißt es in der Furche-Ausgabe vom 24. Oktober. Anders als bei üblichen Suchmaschinen würden passende Artikel nicht anhand von Schlagwörtern verbunden, sondern basierend auf inhaltlicher Bedeutung.
Styria-Media-Group-Vorstandsvorsitzender Markus Mair berichtete bei der Feier in Wien von seiner spontanen Sympathie für dieses neue Furche-Konzept - im Bewusstsein, dass für eine Neuausrichtung "eine gute Homepage allein nicht genügt". Der im Sommer verstorbene langjährige Vorstandsvorsitzende des "Katholischen Medien Vereins Privatstiftung" sowie Aufsichtsratsvorsitzender der Styria Media Group, Johann Trummer, habe die Furche mit ihrem auf christlichen Werten basierendem Qualitätsjournalismus immer dafür geschätzt, dass sie für das Profil des gesamten Styria-Konzerns stehe. Er könne diese Wertschätzung "eins zu eins übernehmen", sagte Mair. In der Furche werde "von einem kleinen Team eine große Wochenzeitung" gemacht.
Nirgendwo sonst in Österreich könnten Inhalte so einladend aus einem Zeitungsarchiv geholt werden, sah Herausgeber Nußbaumer optimistisch in die Furche-Zukunft. "Vergangenheit beginnt neu zu leben" und erweise sich als befruchtend für die Gegenwart und Zukunft, "Türen des Wissens" seien durch den "Sturmlauf der Furche ins digitale Zeitalter" nun weit geöffnet. Nußbaumer verwies bei der Feier auf seinen Co-Herausgeber Wilfried Stadler und dankte besonders seinem "Vorbild und journalistischen Vater" Hugo Portisch für dessen Kommen.
Die Wochenzeitung "Die Furche": www.furche.at