In schwierigen Zeiten ist die leuchtende Kerze ein Zeichen der Hoffnung und des Trostes, das kaum einer wortreichen Erklärung bedarf. Es verbindet, hat aber auch einen widerständigen Zug.
In schwierigen Zeiten ist die leuchtende Kerze ein Zeichen der Hoffnung und des Trostes, das kaum einer wortreichen Erklärung bedarf. Es verbindet, hat aber auch einen widerständigen Zug.
Das jüdische Chanukkafest beginnt heuer am Sonntagabend mit dem Entzünden der ersten von 8 Kerzen.
Chanukka („Einweihung“) gehört zu den prominentesten jüdischen Festen, obwohl es im Judentum selbst nicht zu den hohen, biblisch begründeten, Feiertagen zählt. Die Nähe zum christlichen Advent und Weihnachten und das rituelle Entzünden von Lichtern stellt bei allen inhaltlichen Differenzen eine gefühlsmäßige Nähe her.
Acht Tage lang wird jeden Abend auf einem neunarmigen Leuchter, Chanukkia genannt, jeweils eine weitere Kerze zum Gedenken an die Wiedereinweihung des unter hellenistischer Herrschaft geschändeten und zerstörten Tempels entzündet. Bei der Einweihung hatten die Makkabäer der Überlieferung nach nur mehr wenige Tropfen Öl für das ewige Licht auf dem siebenarmigen Leuchter des Tempels vorgefunden. Dennoch brannte das Licht wunderbarer Weise acht Tage lang, bis wieder genug Öl zur Verfügung stand.
Begleitet wird das Entzünden der Chanukkalichter von einem Segensspruch und dem traditionellen Lied Maos Zur („Fels meiner Rettung“), indem Gottes machtvolles Eingreifen in der Geschichte seines Volkes besungen wird. Traditionell reicht man auch in Öl gebackene Krapfen als Süßspeisen.
Christen feiern zur selben Zeit meist Advent. Die Lichtersymbolik in dieser Zeit bezeichnet einen wesentlich anderen Inhalt und auch wenn wir äußerlich einen ähnlichen Ritus vollziehen ist es eine Sache des Respekts und der Redlichkeit , jede Vereinnahmung jüdischer Feste christlicherseits zu vermeiden.
Das schrittweise Entzünden von Kerzen ist für Christen ein symbolischer Weg hin zu Weihnachten und der Geburt Jesu. Gleichzeitig soll uns bewusst sein, dass Jesus und die frühe christliche Gemeinde in Jerusalem das Tempelweihefest selbstverständlich gefeiert haben, wenn vermutlich noch in einer etwas anderen Form als heute üblich. Das 10. Kapitel des Johannesevangeliums gibt uns darauf jedenfalls einen deutlichen Hinweis.
Jenseits aller inhaltlichen Unterschiede ist das Entzünden von Lichtern als Ritual jedoch ein Akt, der viele Menschen über religiöse und weltanschauliche Grenzen hinweg verbindet.
In schwierigen Zeiten ist die leuchtende Kerze ein Zeichen der Hoffnung und des Trostes, das kaum einer wortreichen Erklärung bedarf. Es verbindet, hat aber auch einen widerständigen Zug. Dunkelheit löst im Menschen oft Ängste, und manchmal übergroße Sorgen aus. Umgangssprachlich ist etwa im Zusammenhang mit der aktuellen Pandemie und gesellschaftlichen Konflikten immer wieder auch die Rede von „dunklen Zeiten.“
Das Entzünden von Lichtern hält dem entgegen: Die Hoffnung ist stärker. Die Solidarität untereinander ist stärker. In anderen Worten: So finster kann es gar nicht werden, dass unsere Hoffnung nicht doch immer noch größer ist