Das 90 tägige Fastenprogramm für Männer beruht auf Gebet, Askese und Gemeinschaft.
Das 90 tägige Fastenprogramm für Männer beruht auf Gebet, Askese und Gemeinschaft.
In USA entstandenes 90-Tages-Programm verspricht Glaubensvertiefung und mehr persönliche Freiheit durch Gebet, Askese und Gemeinschaft.
Am Gründonnerstag - heuer der 6. April - endet offiziell die 40-tägige Fastenzeit, doch für manche währt die Zeit der Entbehrung bereits länger: Ganze 90 Tage dauert das Männer-Fastenprogramm "Exodus 90", das seit einigen Jahren im deutschsprachigen Raum verbreitet ist. Den Teilnehmern soll es helfen, negative Verhaltensweisen abzulegen, den christlichen Glauben neu auszurichten und so zu mehr persönlicher Freiheit zu finden, wobei die Dauer darauf zurückgeht, dass man laut Psychologen ungefähr drei Monate braucht, um sich neues Verhalten langfristig anzugewöhnen. Das Feedback sei positiv und der Zulauf steigend, berichtete am Mittwoch der Österreich-Leiter des Programms, Johannes Neuländtner.
Als "spirituelle Übung für Männer, die auf Gebet, Askese und Gemeinschaft beruht" beschrieb Neuländtner das Programm. Vorrangiges Ziel sei es, die Teilnehmer "zu stärken für ihre Berufung an den Ort, an den Gott sie gestellt hat, um so starke Männer für ihre Familien, Mitmenschen und die Welt zu werden". Sehr bewusst arbeite man dabei darauf hin, "eine tiefe und echte Freiheit von verschiedenen Abhängigkeiten und Anhänglichkeiten des Alltags" zu gewinnen - sowie auch von potenziell problematischen Bereichen; also etwa von Alkohol, Suchtmitteln, Pornographie, Kauf- oder Handysucht.
Der Weg dorthin ist ambitioniert: Für das Gebet sollen sich die Teilnehmer jeden Tag Zeit nehmen, weiters auch für das Lesen des biblischen Buches Exodus (daher der Name) und für regelmäßigen Gottesdienst-Besuch, teils auch unter der Woche. Auch die Askeseregeln haben es in sich: Täglich kurz und kalt duschen, keine unnötigen Einkäufe, weder Fernsehen noch Videospiele, Nutzung von Computer und Handy nur für die Arbeit und das Allernötigste, und abgesehen von wichtigen Nachrichten soll auch auf WhatsApp und Co, SMS und Internet verzichtet werden. Dazu kommen zwei Fasttage pro Woche mit je nur einer - fleischlosen - vollen Mahlzeit, regelmäßiger Sport, mindestens sieben Stunden Schlaf pro Nacht und Verzicht auf Alkohol, Zwischenmahlzeiten, Nachspeisen sowie auf Süßes.
Um akribisch genaue Einhaltung aller Fastenregeln ("Disziplinen") geht es bei "Exodus 90" nicht, redlich bemühen sollen sich die Teilnehmer trotzdem. "Viele haben ihre Probleme vor allem mit dem kalten Duschen. Bei mir war das Schwierigste am Anfang der Verzicht auf Zwischenmahlzeiten, dann der auf das Handy", berichtete Neuländtner aus eigener Erfahrung. Hilfe bietet die Kleingruppe, in der sich die Fastenden einmal pro Woche austauschen. "Man ist dort voreinander Rechenschaft schuldig, hilft dem anderen beim gegenseitigen Wachstum und stützt sich in den schwierigen Phasen der 90 Tage", so der ehrenamtliche Fastenbegleiter über diese Treffen. Oft entstünden hier auch Freundschaften.
Seit dem Start in den USA im Jahr 2011 beteiligten sich weltweit schon an die 50.000 Männer aus den verschiedensten Berufen, Altersgruppen und religiösen Hintergründen bei "Exodus 90". In Österreich heuer knapp 100, ebenso viele sind es in der Schweiz und rund 650 in Deutschland, gaben die US-Betreiber der gleichnamigen Begleit-App bekannt. Viele machten aufgrund positiver Erfahrungen - wie etwa bessere Beziehung zur Familie, gestiegene Zufriedenheit in der Ehe und kontrollierter Umgang mit dem Handy - immer wieder mit. Es motiviere zu spüren, "dass das Leben damit wirklich und nachhaltig besser wird - körperlich, geistig und seelisch", bestätigte Neuländtner.
In Österreich bieten mehrere christliche Gemeinschaften, Ordensgemeinschaften und Pfarren Exodus-Gruppen an, für Frauen wurden ähnliche Programme unter den Bezeichnungen "Magnify 90" und "Fiat 90" geschaffen. Aufgrund zunehmenden Andrangs wurde im Vorjahr das "Netzwerk.Exodus" gegründet, in dem die Gruppen im deutschen Sprachraum zusammengeschlossen sind. Dessen Ausrichtung sei nicht an eine bestimmte existierende Gemeinschaft geknüpft, sondern "offen für die verschiedensten Spiritualitäten", erklärte der Österreich-Leiter. Zum Finden der nächstgelegenen Exodus-Gruppe wurde auch ein "Gruppen-Finder" ins Leben gerufen.