„Die Zeit muss man nehmen, die Zeit muss man halten. Die Zeit rennt immer weiter, [..] die Zeit soll dableiben bei mir“, dichtet Herbert Schinko. Das Ohrenschmaus-Siegergedicht zeigt, dass Menschen mit sogenannten „Lernschwierigkeiten“ sehr viel verstehen von Kunst, und vom Leben.
Auszeichnung für Menschen mit Lernbehinderung.
Herbert Schinko, der in der Caritas-Einrichtung für Menschen mit Behinderungen St. Pius in Steegen/Peuerbach (Oberösterreich) lebt und arbeitet, ist am Donnerstagabend, 10. November 2016 im Wiener Museumsquartier mit dem Literaturpreis "Ohrenschmaus" ausgezeichnet worden.
Die auf Initiative von ÖVP-Behindertensprecher Franz-Joseph Huainigg gegründete Auszeichnung für Menschen mit Lernbehinderung ging heuer weiters an Sybille Grafl und Viktor Noworski. "Dieser Literaturpreis ist ein Kulturprojekt - und kein Sozialpreis", so die Organisatoren über die in den drei Kategorien Prosa, Lyrik und Lebensgeschichte vergebenen Auszeichnung.
"Mit poetisch starken Worten nehmen sich auch die diesjährigen Preisträger um Themen an, die sie besonders betreffen", gratulierte Huainigg den Prämierten laut einer Aussendung am Freitag. Grafl thematisiert in ihrem Text "Sie hat sich richtig entschieden oder wir haben es zusammen geschafft!" Ausgrenzung und Mobbingerfahrungen. Schinko wurde für "Die Zeit" ausgezeichnet, Noworski für "A brenhassa Summa". Die Hauptpreise sind mit je 1.000 Euro dotiert.
"Die Zeit muss man nehmen, die Zeit muss man halten. Die Zeit rennt immer weiter...": Herbert Schinko findet in seinem Siegertext poetisch starke Worte für Themen, die ihn beschäftigen, heißt es in einer der Caritas-Aussendung. "Ein Text, den man wie ein Gebet lesen kann, wie eine Beschwörung des Glücks", würdigte Jurymitglied Schriftsteller Heinz Janisch. Die Ohrenschmaus-Jury ist jedes Jahr aufs Neue überrascht und begeistert, welche großen Talente der Ohrenschmaus ans Licht zu bringen vermag. Dramatiker Felix Mitterer als Schirmherr dazu: "Als hätte man ein Füllhorn geöffnet, voll von literarischen Kostbarkeiten, die auf uns niederströmen."
Preisträger Herbert Schinko hat seine Liebe zum Schreiben in der Literaturgruppe entdeckt, die es seit 2009 in der Caritas-Einrichtung in St. Pius gibt. Seither nimmt er regelmäßig an den wöchentlichen Zusammenkünften teil. "Er schreibt selbst mit der Hand die Texte in sein Heft", erzählt Caritas-Mitarbeiterin Theresia Klaffenböck, die die Literaturgruppe betreut und verrät: "Mit dem Ohrenschmaus-Preis kann sich Schinko nun auch seinen größten Wunsch erfüllen und ein eigenes Buch herausbringen."
Seinen Siegertext und die Siegertexte der Jahre 2012-2016 gibt es aber ab sofort auch im neuen Ohrenschmaus-Buch "Zu zweit ist weniger allein" (Verlag Bibliothek der Provinz) nachzulesen. Erhältlich ist er im Buchhandel und online um 18 Euro. Neben Herbert Schinko sind dort mit Michael Wilhelm und Silvia Hochmüller zwei weitere Literaten aus St. Pius vertreten. Alle eingereichten Ohrenschmaus-Texte sind im Internet unter www.ohrenschmaus.net zu finden.
Ohrenschmaus:
