Gemeinsame Verurteilung von religiös legitimierter Gewalt.
Kardinal Christoph Schönborn hat am Sonntag, 26. Februar 2023, seinen Besuch in Saudi-Arabien mit zahlreichen Begegnungen fortgesetzt. Großes mediales Interesse vor Ort löste vor allem der Besuch bei Religionsminister Scheich Abdullahtif bin Abdulaziz Al-Sheikh aus. Schönborn wie auch der Minister verurteilten jede Form von religiös legitimierter Gewalt oder gar Terrorismus. Dies sei ein Missbrauch von Religion. Genauso würden sich Pauschalverurteilungen ganzer Religionsgemeinschaften aufgrund von Verbrechen einzelner verbieten.
Der Wiener Erzbischof begrüßte u.a. die vom Minister vorgebrachten Bemühungen Saudi-Arabiens, verstärkt in das Bildungssystem zu investieren. Die gut ausgebildeten jungen Frauen und Männer seien die Zukunft des Landes. Schönborn wies in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass in den Schulbüchern die Religionen sachlich richtig und ohne Vorurteile dargestellt werden müssten. Das gelte für alle Staaten. Aufgabe der Religionen sei es, die Menschen einander näher zu bringen.
Der Kardinal bekräftigte weiters gegenüber dem Minister, dass Papst Franziskus bzw. dem Vatikan außerordentlich viel an guten Beziehungen zur islamischen Welt gelegen sei. Das zeige sich nicht zuletzt durch die Besuche des Papstes in den Vereinigten Arabischen Emiraten (2019), Irak (2021) und Bahrain (2022).
Schönborn sprach von "bewegenden Begegnungen im Geiste der Brüderlichkeit."
Der Kardinal sprach aber auch die Situation der katholischen Migranten in Saudi-Arabien an. Sie stünden loyal zu ihrem Gastland, versicherte Schönborn. Er würdigte auch die Entwicklung der vergangenen Jahre bzw. die Schritte der Öffnung in Saudi-Arabien, die es u.a. den Katholiken ermögliche, "in aller Stille miteinander zu beten und Gott zu ehren", wie Schönborn es wörtlich formulierte. Die Christen in Saudi-Arabien sind zu 100 Prozent Migranten, viele stammen von den Philippinen, aus Sri Lanka, Indien oder auch Pakistan. Der für Saudi-Arabien zuständige Bischof Paul Hinder hatte in einer der letzten Ausgaben des Magazins "Information Christlicher Orient" die Situation in Saudi-Arabien folgendermaßen beschrieben: "Kirchen aus Stein oder Beton gibt es keine, aber recht lebendige Gemeinden, die diskret ihren Glauben leben und feiern." - Gottesdienste im kleinen, privaten Rahmen sind inzwischen möglich.
Kardinal Schönborn traf in Riad am Sonntag u.a. auch noch mit dem stellvertretenden Außenminister Walid El Kheeiji zusammen. (Außenminister Faisal bin Farhan al Saud war am Wochenende in die Ukraine gereist.) Weiters hatte der Wiener Erzbischof einen informellen Austausch mit einigen Mitgliedern des Schura-Rates. Der Wiener Erzbischof hält sich noch bis Dienstag in Saudi-Arabien auf.