Genau ein Jahr nach dem Ende der zweiten Plenarsitzung der Bischofssynode zur Synodalität fand vom 24. bis 26. Oktober 2025 in Rom das „Jubiläum der Synode“ statt.
Rund 2.000 Vertreter von Synodenteams und Partizipationsgremien aus aller Welt trafen sich vergangenes Wochenende in der Ewigen Stadt, um erste Früchte der Umsetzung des synodalen Prozesses in den Ortskirchen zu teilen und den Weg in die Zukunft zu bestimmen. Eine Delegation aus unserer Erzdiözese – bestehend aus Pastoralamtsleiter Markus Beranek, Stefan Lobnig, Edina Kiss und Otmar Spanner – war mit dabei und kehrt mit reichen Eindrücken nach Wien zurück.
Im Zentrum des Treffens standen zahlreiche Workshops, Seminare und ein großer Erfahrungsaustausch in der Aula Paolo VI, die ein „Mosaik von guten Praktiken für eine visionäre Kirche“ darstellten. Über fünfzehn Zeugnisse aus allen Teilen der Welt – von der Amazonasregion über Thailand bis zu den Fidschi-Inseln – zeigten, wie Synodalität als Stil der Teilhabe, Kollegialität und Integration von Charismen konkret gelebt werden kann. Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der Synode, betonte: „Synodalität wird nicht gelehrt, sondern gelebt und ist ansteckend.“
Am Freitagabend stellte sich Papst Leo persönlich den Erfahrungen und Fragen der Teilnehmenden aus den verschiedenen Kontinenten und rief zu Einheit und mutigem Handeln auf, um die Welt zu verändern. Mit am Tisch des Papstes war auch die Linzer Theologin Klara-Antonia Csiszar, die bereits in den beiden Synodensessionen als theologische Beraterin tätig gewesen war.
Die Delegierten unserer Erzdiözese kehren mit bunten Eindrücken zurück. Pastoralamtsleiter Markus Beranek beschreibt das gemeinsame Unterwegssein mit der Gruppe aus Wien als seinen persönlich bewegendsten Moment abseits des offiziellen Programms in Rom – das Suchen von Wegen, das gemeinsame Essen, der Austausch und das Reflektieren.
Die Stimmung unter den Synodenteams aus aller Welt war, so Beranek, "von viel Leidenschaft, Mut zum Ausprobieren und einer sehr hoffnungsvollen Grundstimmung geprägt". Als wichtigsten Impuls nimmt er die Bestärkung mit, dass Synodalität bedeutet, grundlegend das Leben zu teilen, Zeit zu haben, hinzuhören und sich den Meinungen anderer auszusetzen. Das macht natürlich die Reduktion von Überflüssigem zugunsten echter Begegnung notwendig. Der Leiter des Pastoralamts sieht sich durch die Gespräche in Rom darin bestätigt, dass die Erzdiözese mit ihren Plänen richtig liegt. Besonders wichtig erscheint ihm nun die Ausbildung von Gesprächsleitern (Facilitators) ab Januar, die helfen sollen, das „synodale Gespräch“ zu üben, und das Vorhaben, das Zusammenarbeiten zwischen Pfarren und kirchlichen Stellen zu verbessern.
Besonders beeindruckt zeigt er sich von der Begegnung mit Papst Leo XIV., dessen Geste, direkt mit anderen am Tisch zu sitzen, den Beiträgen aufmerksam zuzuhören und mit freien Worten darauf zu antworten; Leo übe ganz offenbar sein Petrusamt als Dienst an der Einheit aus, die gleichzeitig Vielfalt zulässt und zum Weitergehen ermutigt.
Edina Kiss nimmt aus der Begegnung in Rom die zentrale Erkenntnis mit, dass das Frauenthema in der Kirche prominent und direkt adressiert wurde. Der gemeinsame Weg („todos“) aller Getauften, der auf der gemeinsamen Berufung basiert, wurde dabei als Grundlage hervorgehoben, insbesondere in Workshops zu Bildung und Dialog zwischen Frauen und Männern. Als dringende Notwendigkeit sieht Kiss jedoch, dass die Kirche unbedingt (neue) Formate, Gelegenheiten und „safe places“ schaffen muss, die es den Gläubigen ermöglichen, offen, ehrlich und synodal über ihre Verletzungen und Wunden miteinander ins Gespräch zu kommen.
Stefan Lobnig hebt die „große Begegnung auf Augenhöhe“ und das ehrliche Miteinander von Getauften und Bischöfen hervor. Er sieht die größte Herausforderung im Alltag: „Dass eine synodale Kirche die Frucht von gemeinsamer Zeit und geteiltem Leben ist. Das hat oft nicht unsere Priorität. Veränderung ist nur über Beziehung möglich, das kostet natürlich Zeit und die Bereitschaft, zunächst einen Schritt zurück zu machen.“
Otmar Spanner fühlt sich in seiner Wahrnehmung bestätigt, dass sich die Kultur in der Erzdiözese Wien in den letzten Jahren sehr wohl verändert hat. Beeindruckt haben ihn die "große Begegnung auf Augenhöhe" und das ehrliche Miteinander von Getauften und Bischöfen, die Willkommenskultur und die Art des Feierns. Besonders hebt er die synodalen Gespräche im Geist mit Menschen aus der ganzen Welt hervor, die alle die Sehnsucht teilen, die Kirche weiterzuentwickeln, und mit ganz ähnlichen Fragen und Herausforderungen ringen. Er ist zuversichtlich, dass der designierte Erzbischof Josef Grünwidl den synodalen Weg intensivieren und weiterführen wird und die aus Rom mitgebrachten Erfahrungen und Lernprozesse in die Erzdiözese Wien einfließen können.