"Wo und wann fühle ich mich festgenagelt? Wann habe ich andere an ihre Schwächen festgemacht und verspottet?", fragt Kardinal Christoph Schönborn.
"Wo und wann fühle ich mich festgenagelt? Wann habe ich andere an ihre Schwächen festgemacht und verspottet?", fragt Kardinal Christoph Schönborn.
"Antworten" von Kardinal Christoph Schönborn, in der Zeitung Heute, am Freitag, 18. April 2014.
Vor kurzem nahm ich in einer Wiener Pfarre an einem Kreuzweg teil. Bei der 11. Station, "Jesus wird ans Kreuz genagelt", wurde der folgende Text vorgelesen. Er hat mich so beeindruckt, dass ich mir vornahm, ihn den Leserinnen und Lesern von "Heute" am Karfreitag weiterzugeben:
"Wenn ein Mensch starr in seinen Ansichten ist, nicht zugänglich für neue Gedanken, sagt man: 'Der ist wie vernagelt!' Nägel sind dazu da, etwas zu fixieren. Manche Nägel sind so groß, dass sie sogar einen ganzen Menschen festmachen können. Nicht immer sind solche ‚Nägel‘ aus Eisen und Stahl. Jesus ist am Kreuz festgenagelt. Er hat keinerlei Freiheit mehr. Oft fühlen wir uns auch festgenagelt: durch schlechte Leistungen, durch Aussagen von Mitmenschen, durch fehlende Zivilcourage. Festgenagelt sind wir aber auch durch schlechte Angewohnheiten, von denen wir einfach nicht loskommen.
Aber auch wir können jemanden festnageln. Wir können immer wieder in seinen Fehlern und Schwächen herumstochern. Wir können uns vieles anmaßen, was uns nicht zusteht.
Jesus nimmt alle Bosheiten und Gemeinheiten, die wir einander antun, alles, was uns einengt und der Freiheit beraubt, mit ans Kreuz."
Zum Schluss gebe ich zwei Fragen weiter, einfach zum Nachdenken:
Reden, Predigten, Texte und Zeitungsbeitrage von Kardinal Schönborn.