Als Ergänzung zum Bildungsplan hat die Stadt Wien für die Wiener Kindergärten einen neuen Religionsleitfaden erarbeitet.
Als Ergänzung zum Bildungsplan hat die Stadt Wien für die Wiener Kindergärten einen neuen Religionsleitfaden erarbeitet.
Notwendige Grundregeln, wie Religion im Kindergarten Thema sein kann.
Als Ergänzung zum Bildungsplan hat die Stadt Wien für die Wiener Kindergärten einen neuen Religionsleitfaden erarbeitet. Im neuen Leitfaden "Ethik im Kindergarten. Vom Umgang mit Religionen, Weltanschauungen und Werten" werde deutlich, dass die Stadt Wien "für eine offene, pluralistische Gesellschaft mit einem sicheren Fundament aus eindeutig definierten Werthaltungen", heißt es einleitend. Diese Werte seien "die Grundlage für eine kultur- und religionssensible Bildung in Wiener elementaren Bildungs- und Betreuungseinrichtungen." Von Seiten der kirchlichen St. Nikolausstiftung wurde der neue Leitfaden am Montag, 11. September 2017 begrüßt. Er lege notwendige Grundregeln fest, wie Religion im Kindergarten Thema sein könne, hieß es.
Verpflichtend vorausgesetzt wird bei allen Wiener Kindergärten und Kindergruppen laut dem neuen Leitfaden die Anerkennung folgender vier Grundsätze: des demokratischen Rechtsstaates, der Gleichberechtigung von nichtreligiösen und religiösen Menschen und von Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit, der Gleichberechtigung der Geschlechter sowie der Offenheit und Dialogbereitschaft gegenüber der Pluralität der Gesellschaft. Die Anerkennung und Achtung dieser Grundsätze müssten sowohl in den pädagogischen Konzepten und Leitbildern, im Alltag und auch in den Grundsätzen, Schriften, Statuten oder Regelungen jeder Einrichtung eindeutig erkennbar sein.
Weiters sind die Kindergärten zur Anerkennung und Achtung gemeinschaftlich geteilter Grundwerte verpflichtet: Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit, Wahrung der Menschen- und Kinderrechte einschließlich der Rechte von Minderheiten.
Dezidiert festgehalten ist im Leitfaden die verpflichtende Darlegung, ob und wie religiöse Erziehung vermittelt wird. So heißt es wörtlich: "Orientiert sich der Bildungsalltag (...) an einer spezifischen Glaubensrichtung, so ist Eltern bzw. Obsorgeberechtigten gegenüber klar zu deklarieren, wie religiöse Erziehung stattfindet." Klar abgelehnt werden im neuen Leitfaden eine ideologische Indoktrinierung der Kinder oder andere Zwangsausübungen.
"Im Kindergarten, als erster Bildungsinstitution, spiegelt sich auch die Gesellschaft wider, daher hat auch Religion die Berechtigung als Bildungsthema", erklärte Elmar Walter, Geschäftsführer der St. Nikolausstiftung, am Montag in einer Reaktion auf den neuen Leitfaden gegenüber "Kathpress". Als katholische Trägerin von 85 Kindergärten und Horten in Wien sei Religion für die Nikolausstiftung ein zentrales Thema im Kindergartenalltag, aber immer im Hinblick auf eine "adäquate Pädagogik, die das Kind stärkt". Nachsatz: "Bei uns sind alle Kinder willkommen.
Ein gelebtes Miteinander in einer Atmosphäre der Offenheit und des Respekts zeichne unsere Arbeit aus - dies ist die Basis eines friedvollen Zusammenlebens verschiedener Kulturen und Weltanschauungen", ergänzte Susanna Haas, pädagogische Leiterin der St. Nikolausstiftung.
"Mit diesem Leitfaden machen wir deutlich, welche Werthaltungen uns als Stadt in der pädagogischen Arbeit in unseren Kindergärten wichtig sind", betonte Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky in einer Aussendung. "Für die Umsetzung im Kindergartenalltag sind die Pädagoginnen und Pädagogen die besten Experten." Insgesamt sei klar: "Jeglicher Zwang, in welcher Form auch immer, hat im Kindergarten nichts verloren!"